
Wer erfassen will, wo und wie die Stadt Bad Kissingen Einfluss auf die Lebensgrundlagen ihrer Bürger nimmt, muss mehr in Betracht ziehen als nur die Verwaltung im Rathaus und den Bauhof an der Lindesmühle. Viele Aufgaben erledigt die Stadt außerhalb der klassischen kommunalen Strukturen. In Unternehmen, an denen sie beteiligt ist oder die ihr sogar ganz gehören: der Gewo, der Stadtwerke GmbH, der Staatsbad GmbH, den Gesellschaften rund um das Gründerzentrum, dem Bäderland Bayerische Rhön und der Grundstücksentwicklungsgesellschaft GEG.
Am Mittwoch erstattete die Verwaltung dem Finanzausschuss des Stadtrats Bericht über die Entwicklung dieser Beteiligungen im Jahr 2018. Das Ergebnis: Zwar ergibt sich im Lauf der Jahre, wie bei allem Wirtschaften, ein Auf und Ab. Unterm Strich ist das Rathaus aber mit der Entwicklung der Unternehmen in jenem Jahr zufrieden. Ein Überblick.

An der Gewo hält die Stadt einen Anteil von 75 Prozent, der Rest liegt bei der Sparkasse. Zweck der Gewo ist nach Angaben von Gerhard Schneider, dem Geschäftsleitenden Beamten der Stadt, zur sicheren und sozialen Versorgung mit Wohnraum beizutragen. Die Ertragslage 2018, so Schneider, werde "als zufriedenstellend eingeschätzt".
Die Erlöse aus der Hausbewirtschaftung seien wegen Umbauarbeiten in einem Objekt und durch Wohnungsmodernisierungen 2018 gesunken, Die Bilanzsumme stieg auf 15,14 Millionen Euro, der Bilanzgewinn ging um 180 000 Euro auf 447 000 Euro zurück.
Welche Bedeutung die Gewo für den Wohnungsmarkt in Bad Kissingen hat, lässt sich an diesen Zahlen ermessen: Die Zahl der verwalteten Mietwohnungen lag 2018 bei 617. Diese Wohnungen haben zusammen 38 347 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche. Die Leerstandsquote betrug 2018 genau 3,2 Prozent, und die durchschnittliche Miete in einer Gewo-Wohnung 2018 ist mit 4,35 Euro je Quadratmeter durchaus als sozial einzuschätzen.
Auch wenn sie regelmäßig modernisiert, gebaut hat die Gewo seit einiger Zeit nicht mehr. Das räumte Schneider auf Nachfrage aus dem Ausschuss ein. Das Ziel sei nicht aufgegeben. Erreichen könne das Unternehmen dieses Ziel zurzeit aber höchstens durch Nachverdichtung. Freie Flächen, auf denen groß neu geplant werden könne, habe das Unternehmen nicht.
Bei den Stadtwerken schätzt die Stadt nach Schneiders Angaben das Geschäftsjahr 2018 im Vergleich als "befriedigend" ein. Die Strategie, sich über die Grenzen der Stadt hinaus als Energielieferant anzubieten, habe sich als richtig erwiesen. Ihr geplantes Ergebnis hätten die Stadtwerke 2018 bei einer auf 88,13 Millionen Euro gestiegenen Bilanzsumme aber nicht erreicht. Das Jahresergebnis betrug unterm Strich 690 000 Euro. Zwei Jahre davor waren es noch 2,37 Millionen Euro gewesen.
Als "Herausforderungen" für die Stadtwerke nennt der Bericht für 2018 unter anderem sich ständig ändernde gesetzliche Rahmenbedingungen. Auch der Wettbewerb sei schärfer geworden. Das "Zukunftsthema erneuerbare Energien" habe die Stadtwerke GmbH vor allem im Bereich Windkraft verfolgt. Allerdings habe es wegen der gesetzlichen Rahmenbedingungen Verzögerungen bei der Umsetzung gegeben.

Bei den Beteiligungsverhältnissen an der Staatsbad GmbH haben sich bekanntlich die Gewichte weg vom Freistaat Richtung Stadt verschoben. Seit 2018 hat die Stadt 53 Prozent (vorher 40) der Anteile, der Freistaat nur noch 47 (vorher 60). Mit der Entwicklung der Gästeankünfte und Übernachtungen in Bad Kissingen ist das Rathaus auch mit Blick auf 2018 zufrieden. An die 1,6 Millionen Übernachtungen und eine Viertelmillion Gäste setzten den Trend der vorangegangenen Jahre fort. Die für das Angebot der Staatsbad GmbH wichtigen Kurtaxeinnahmen hätten sich planmäßig entwickelt. Die Finanz- und Vermögenslage sei gesichert, weil die Gesellschafter das strukturell kaum vermeidbare Defizit ihren Anteilen gemäß ausgleichen.
Die Bilanzsumme der Staatsbad GmbH für 2018 gibt der Beteiligungsbericht mit 3,9 Millionen Euro an. Die Umsatzerlöse lagen 2018 bei 6,7 Millionen Euro. Als Ergebnis weist das Unternehmen 2,37 Millionen Euro Verlust aus, der ausgeglichen wurde, was zu einem Jahresergebnis von null Euro führt.
Positiv fällt auch die Bilanz für die Gesellschaften rund um das Gründerzentrum RSG und die Bäderland Bayerische Rhön GmbH & Co. KG aus. Das RSG leiste aus Sicht der Stadt sehr gute Arbeit, sagte Schneider. Auch das Bäderland bewährt sich als Netzwerk zur Stärkung der Gesundheitswirtschaft in der Region. Die einst hauptsächlich zur Vemarktung der Grundstücke in der ehemaligen Kaserne gegründete Grundstücksentwicklungsgesellschaft GEG befindet sich bereits seit einigen Jahren in Liquidation. Die Gesellschaft, so Schneider, habe schon 2018 "nach Veräußerung des letzten Grundstücks" kein Immobilienvermögen mehr besessen.
Die Prognosen sagen uns, wir brauchen deutlich über 1000 Wohnungen in den kommenden 15 Jahren!" Das hätte der Beamte Schneider in seinem ureigenen Zuständigkeitsbereich längst realisieren können. Dass er Zukunft gestalten will, scheint ihm allerdings erst mit seiner OB-Kandidatur eingefallen zu sein.