Das waren noch Zeiten, als die Preise für die Tonnenleerung sanken statt in die Höhe zu schießen. Der Landkreis reichte geringere Ausgaben für die Entsorgung, beziehungsweise Gewinne beim Verkauf von Rohstoffen, in der Vergangenheit auch mal an die Bürger weiter, was nicht in jeder Gebietskörperschaft der Fall ist. So wurden im Juli 2014 die Gebühren für die Entsorgung der Haushalts- und Gewerbetonnen um 14 Prozent günstiger, weil sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessert hatten. Damals waren zum Beispiel die Müllverbrennungsanlagen in Schweinfurt und Würzburg, in die der Kreis seinen Müll bringt, mit ihren Preisen heruntergegangen.

Zuvor, im Jahr 2010, waren die Müllgebühren schon einmal um 14,5 Prozent gesenkt worden. Seinerzeit hatte unter anderem auch eine Rolle gespielt, dass der Landkreis 2008 selbst die Blaue Tonne eingeführt hatte, statt die Entsorgung anderen zu überlassen. Damals bekam man für Altpapier nämlich recht viel Geld, so dass der Markt heiß umkämpft war. Der Kreis begann also, sein Altpapier selbst zu vermarkten und einen kleinen Gewinn zu erzielen. Inzwischen sind die Preise für Rohstoffe allerdings im Keller, hieß es dazu im Kreistag am 20. Juli in der Mehrzweckhalle Oberthulba.

Schluss mit günstigen Gebühren

Mit dieser günstigen Abfallentsorgung ist im Landkreis Bad Kissingen also nun Schluss. Ab Januar 2021 werden auf die jährlichen Gebühren der Kreisbürger (außer Stadt Bad Kissingen) für die Leerung der kleinen und großen Abfallgefäße rund 25 Prozent draufgesattelt. Die 60-Liter-Tonne – das wie überall gefragteste Müllgefäß – kostet nun, statt wie bisher 115,32 Euro, ab kommendem Jahr 144,24 Euro (25,08 Prozent mehr).

Immerhin liegt diese Gebühr noch unter dem Betrag, den die Bürger vor 2010 für die 60-Liter-Tonne entrichten mussten (157,20 Euro), aber schon weit über dem, was man 2014 zu zahlen hatte (134,40 Euro). Unterfrankenweit liege der Landkreis Bad Kissingen, im Vergleich zu anderen Gebietskörperschaften, mit diesem neuen Gebührensatz jedoch "immer noch im unteren Drittel", sagte Landrat Thomas Bold.

Verantwortlich für die aktuell anstehende Steigerung ist, nach Angaben von Jürgen Metz, dem Vorstand des Kommunalunternehmens (KU), vor allem, dass der Landkreis bei der jüngsten Ausschreibung der Müllentsorgung offenbar eine unangenehme Überraschung erlebte. Die Entsorgerfirmen seien inzwischen sehr teuer geworden und hätten dem Kreis ein "höheres finanzielles Auftragsvolumen beschert" als erwartet.

Hohes Ausschreibungsvolumen

Zudem berechneten die Firmen mehr Geld für den Kraftstoffverbrauch der Fahrzeuge und hätten, jetzt, im Gegensatz zu früheren Ausschreibungszeiträumen, auch Mautgebühren in ihre Kalkulationen eingepreist. Abgesehen davon spielen bei der Berechnung der Müllgebühren stets auch Personal- und Sachkosten, Abschreibungen und Verzinsungen eine Rolle, so Metz weiter. 

Im einzelnen bedeutet diese Erhöhung ab 2021: Die 80-Liter-Tonne, die bislang 153,72 Euro kostete, schlägt nun für den Bürger mit 192,36 Euro zu Buche (Steigerung um 25,14 Prozent). 57,84 Euro mehr müssen Besitzer einer 120-Liter-Tonne künftig zahlen, nämlich 288,48 Euro. Noch augenfälliger ist die Differenz natürlich bei seltener angeforderten Größen wie dem 5000-Liter-Gefäß: Statt wie bisher 9608,04 Euro sind nun ab Januar 2021 dafür 12 020,88 Euro fällig. Die Differenz von 25,11 Prozent entspricht hier einem Betrag von 2412,84 Euro.

Kommunalunternehmen zuständig

Die 5000-Liter-Tonne ist für Gewerbetreibende stets etwas günstiger gewesen: Bislang kostete sie 8755,44. Jetzt wird sie mit 10 787,88 Euro berechnet, was einer Steigerung um 23,21 Prozent entspricht. Im Gewerbemüll-Bereich kommt das 1100-Liter-Gefäß nun auf 2373,36 Euro (vorher 1948,20 Euro).  Insgesamt gehen jährlich an rund 25 000 Haushalte Gebührenbescheide raus.

Die Gebührensatzung wird stets im Tochterunternehmen KU behandelt und dort auch neu erlassen. Allerdings müssen die Kosten für die Tonnenleerung zuvor im Kreistag besprochen und hier auch abgesegnet werden, was am Montag letztendlich einstimmig erfolgte.