
Eigentlich sollte es eine kleine persönliche Feier werden zum zehnten Geburtstag des Ayurveda-Zentrums, sagt Geschäftsführerin Ebba-Karina Sander im Gespräch mit dieser Redaktion. Doch als der indische Botschafter Harish Parvathaneni (Berlin) seinen Besuch am 5. Mai in Bad Bocklet ankündigte, sei ihr und ihrem Geschäftspartner Dr. Jobin Madukkakuzhy klar gewesen, dass die Zusammenkunft offiziellen Charakter haben muss.
Am Sonntag, 5. Mai, waren unter den zahlreichen Gästen im Bad Bockleter Kursaal, neben dem Botschafter, auch Landrat Thomas Bold und Bürgermeister Andreas Sandwall vertreten sowie Gregor Kunzmann vom gleichnamigen Wellness-Hotel, in dem das Ayurveda-Zentrum beheimatet ist.
Was aus einer zufälligen Begegnung heraus in Bad Bocklet entstand
Wie Gesundheitsökonomin und Unternehmensberaterin Ebba-Karina Sander (Hausen) seinerzeit Ayurveda für sich entdeckte und die altindische Heilkunst nach Bad Bocklet brachte, ist eine ganz persönliche Geschichte. "Wir sind uns 2006 zufällig in einem Schweinfurter Krankenhaus begegnet", sagt Sander über den ersten Kontakt mit dem indischen Mediziner Jobin Madukkakuzhy.

Sie kam dann mit "Dr. Jobin", wie ihn jetzt in Bad Bocklet alle nennen, ins Gespräch und erzählte ihm von ihrer damaligen ernsten Erkrankung und dass sie nach Wegen der Heilung suche. "Dann kommen Sie zu mir ins Ayurveda-Hospital nach Kerala", sagte der Mediziner und drückte ihr seine Visitenkarte in die Hand.
"Meinen Reisepass musste ich erst verlängern. Im November bin ich tatsächlich nach Kerala geflogen", erzählt Sander. Die Behandlung dort habe sie sehr gestärkt. Inzwischen war sie 18 Mal in Indien. "Und ich bin bis heute gesund."
Mit Dr. Jobin blieb sie freundschaftlich verbunden und lud ihn mehrfach nach Deutschland ein. Sie sei schon damals überzeugt gewesen von den Chancen, die Ayurveda für Menschen zur Gesundung bietet, sagt sie. Zusammen mit ihm sei sie damals mehrere Jahre lang in ganz Deutschland unterwegs gewesen, um Vorträge über Ayurveda zu halten.

Sie und Dr. Jobin hätten überlegt, wie sie Ayurveda im Bäderland Bayerische Rhön verankern könnten. Für sie sei wichtig gewesen, dass indische Medizinerinnen und Mediziner sowie Therapeutinnen und Therapeuten nach Deutschland kommen müssten, um die Heilbehandlung nach traditionellem Wissen vorzunehmen.
Im Dezember 2013 habe sie die fünf Staatsbäder zu diesem Thema angeschrieben. "Der Bad Bockleter Bürgermeister Wolfgang Back hat sofort geantwortet", erinnert sich Sander. Für ihn sei sofort klar gewesen, dass Ayurveda ein Alleinstellungsmerkmal für das Staatsbad Bad Bocklet sein würde.
Eröffnung des Ayurveda-Zentrums Bad Bocklet im Mai 2014
Sander packte ihr Projekt an und gewann mit Dieter und Gregor Kunzmann auch die Chefs von Kunzmann‘s Hotel für ihr Vorhaben, denn dort wurden die ayurvedischen Heilbehandlungen schließlich angesiedelt.

Im Mai 2014 wurde das Ayurveda-Zentrum eröffnet. Bereits im ersten Jahr verbuchte man 2000 Übernachtungen von Gästen mit Ayurveda-Bezug, so Sander. Ab August 2015 konnten Fans der altindischen Heilkunst zudem ambulant bei Badearzt Dr. Winfried Breitenbach Stunden buchen. Auch das Reha- und Präventionszentrums in Bad Bocklet nahm Sanders Ayurveda-Anwendungen im Angebot auf.
Ayurveda boomte in den Folgejahren: Man verzeichnete 2017 rund 65 Prozent mehr Übernachtungen mit Ayurveda-Bezug in Kunzmann‘s Hotel als im Jahr 2014, sagt Sander. Langsam sei klar geworden, dass mehr Platz nötig wird, um das Zentrum adäquat zu führen. Deshalb eröffnete Sander am 1. Februar 2020 in Bad Kissingen Behandlungsräume im Hotel Fontana.
Corona-Pandemie bremste die aufsteigende Entwicklung der Gästezahlen
Doch dann bremste die Corona-Pandemie, wie andernorts auch, den Zulauf der Gäste aus. Das Ayurveda-Zentrum samt Zweigstelle waren in den Corona-Lockdowns insgesamt elf Monate dicht.
In den Folgejahren sei ihr klar geworden, dass sie beide Häuser nicht gleichzeitig aus der Corona-Krise würde herausführen können, sagt Sander rückblickend. Ende 2022 verkaufte sie die Zweigstelle im Hotel Fontana an die dortigen Besitzer.

Das Team in Bad Bocklet besteht heute aus drei Medizinerinnen sowie zehn Therapeuten und Therapeutinnen. Dr. Jobin ist inzwischen Teilhaber der Sander Health GmbH und im Ayurveda-Zentrum für die medizinischen Fragen und die Behandlungskonzepte zuständig, sagt Sander. Die indischen Ärztinnen und Ärzte, die nach Bad Bocklet kommen, werden nahezu alle zuvor in seiner Klinik in Kerala unterwiesen.
Inzwischen kommen zahlreiche Gäste aus der Schweiz, Österreich und den Benelux-Staaten
Dass man sich in Bad Bocklet auf authentisches Ayurveda stützt, hatte sich schon 2014 deutschlandweit herumgesprochen, sagt Sander. Heute kämen auch sehr viele Gäste aus der Schweiz, aus Frankreich und den Benelux-Ländern nach Bad Bocklet.
Botschafter Parvathaneni sagte, er sei sehr beeindruckt davon, dass zwei Personen innerhalb von zehn Jahren ein renommiertes Ayurveda-Zentrum aufgebaut haben. Er hatte 2023 beim Besuch eines Konzerts im Kissinger Sommer von der Einrichtung in Bad Bocklet gehört und signalisiert, dass er dort vorbeikommen wolle. Am Sonntag hatte er einen Termin in der Nähe, wie er sagte, und ergriff die Gelegenheit, sein Versprechen einzulösen.