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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Indisches Team ging Rüben hacken
Manch einem fiel während des Lockdowns zu Hause die Decke auf den Kopf. Die Therapeuten des Ayurveda-Zentrums Bad Bocklet/Bad Kissingen suchten sich eine Beschäftigung.
Die Therapeuten des Ayurveda-Zentrum Bad Bocklet wollten während des Corona-Lockdowns nicht untätig zu Hause sitzen und verdingten sich als Erntehelfer.
Foto: Ebba-Karina Sander | Die Therapeuten des Ayurveda-Zentrum Bad Bocklet wollten während des Corona-Lockdowns nicht untätig zu Hause sitzen und verdingten sich als Erntehelfer.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 25.02.2024 23:35 Uhr

Die Hotellerie hat am 30. Mai wieder öffnen dürfen. Damit ging auch das Ayurveda Zentrum Deutschland in Bad Bocklet (Kunzmanns Hotel) mit seiner Zweigstelle in Bad Kissingen (Hotel Fontana) jetzt an den Start. Die 21 Mitarbeiter haben sich ziemlich gefreut, dass es nun wieder losgeht, sagt Geschäftsführerin Ebba-Karina Sander. Denn die meisten von ihnen waren in den vergangenen Wochen in Kurzarbeit gewesen. Sechs aus dem neunköpfigen indischen Therapeuten-Team hatten aber das Beste aus dieser Situation gemacht und sich kurzerhand als Erntehelfer verdingt.

Der Lockdown der vergangenen Wochen war für so manchen eine harte Prüfung gewesen, weil soziale Kontakte weitestgehend eingeschränkt waren. Für das indische Therapeuten-Team war die Situation noch schwieriger, da ihre Familien in der Heimat zurückgeblieben waren und sie hier in Deutschland noch kein großes soziales Umfeld haben, sagt Sander. Nur zum Einkaufen aus dem Haus zu dürfen und mit Abstand zu anderen spazieren zu gehen, fiel allen nicht leicht. Wie also die Zeit totschlagen?

Spontane Idee umgesetzt

Die meisten unter ihnen hätten sich etwas gelangweilt und aus Verzweiflung Bollywood-Filme auf dem Handy angeschaut. Sabu Madiykkankal fing an, einen Fernlehrgang für Deutsch im Internet zu durchlaufen, damit er seine Sprachkenntnis verbessern kann. Telensmon Vattolil Sunny musste seine Führerschein-Ausbildung unterbrechen, weil es wegen des Kontaktverbots keine Praxisstunden mehr gab.

Der Lockdown stellte auch das indische Therapeuten-Team vor Herausforderungen. Tonis Jose (links) und Telensmon Vattolil Sunny schnitten sich gegenseitig die Haare.
Foto: Ebba-Karina Sander | Der Lockdown stellte auch das indische Therapeuten-Team vor Herausforderungen. Tonis Jose (links) und Telensmon Vattolil Sunny schnitten sich gegenseitig die Haare.

Als in den Medien darüber berichtet wurde, dass überall in Deutschland Erntehelfer fehlen, kam Sander die Idee, ihre Therapeuten zu fragen, ob sie bei Landwirten der Region aushelfen würden. "Und sie waren gleich dabei." Doch ganz so leicht war es nicht, die Mitarbeiter zu vermitteln, sagt die Geschäftsführerin. Denn ein paar Bauern, die sie anrief, sagten, es gebe wegen der anhaltenden Trockenheit gar nichts zu tun.

Mit Feuereifer aufs Feld

In Querbachshof bei Hohenroth wurde Sander bei ihren telefonischen Recherchen schließlich fündig. Auf dem Hof von Christof Herbert gab's dann doch etwas zu arbeiten. Zwei Wochen lang waren Jancy Jojo, Rejimol Pallathu Varghese und ihr Mann Prince Parayil Mani sowie Sabu Madiykkankal, Tonis Jose und Telensmon Vattolil Sunny also in Querbachshof gefragte Helfer. Zunächst ging's ans Unkrautjäten, später wurden Rüben gehackt.

Die vier Männer und zwei Frauen waren mit Feuereifer bei der Sache. Herbert ließ sie zum Glück jeden Morgen mit dem Auto in Bad Bocklet abholen, denn eigene Fahrzeuge haben sie ja nicht. "Sie hatten viel Spaß und haben auch Lohn bekommen", sagt Sander. Telensmon Vattolil Sunny hat den kleinen Zuverdienst gleich für seinen Führerschein zurückgelegt, weiß sie zu berichten.

Mittagspause auf dem Feld: Sabu Madiykkankal (links) und Telensmon Vattolil Sunny.
Foto: Ebba-Karina Sander | Mittagspause auf dem Feld: Sabu Madiykkankal (links) und Telensmon Vattolil Sunny.

Gute Nachrichten aus der Heimat

Um ihre Familien im indischen Kerala hatten sich die Therapeuten glücklicherweise keine riesengroßen Sorgen machen müssen, sagt Sander. Denn Gesundheitsministerin Shailaja habe mit den von ihr erlassenen Maßnahmen dafür gesorgt, dass es in dem 35 Millionen umfassenden Bundesstaat Indiens nur 524 Covid-19-Fälle gab und lediglich fünf Fälle tödlich verliefen, weiß die Geschäftsführerin von ihrem Team.

Alle freuen sich aber nun, dass es im Ayurveda Zentrum wieder losgeht. In Bad Bocklet konnte die Geschäftsführerin bereits acht Anmeldungen verbuchen. In Bad Kissingen stehen sechs Gäste auf der Ankunftsliste. "Als klar war, dass wir am 30. Mai wieder öffnen können, habe ich kurze Zeit später 5000 E-Mails verschickt", erklärt Sander die Tatsache, dass schon 14 Personen Ayurveda-Anwendungen gebucht haben.

Hoffen auf die Zukunft

Am Freitag seien die Mitarbeiter beim Auftakt-Meeting mit den notwendigen Kontakt-Regeln und Hygienevorkehrungen vertraut gemacht worden. "Wir sind froh, dass wir den Beginn der Pandemie so gut überstanden haben", sagt die Geschäftsführerin und zeigt sich zuversichtlich, dass sich in naher Zukunft alles einspielen wird.

 
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Kommentare
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  • A. K.
    Finde ich super! Ihr habt da einen Knochenjob gemacht! Boah, ich weiß dass aus Erfahrung! Danke!
    Hoffentlich liest dass auch ein oder mehrere FB - Nutzer!
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