
Lange wurde er herbeigesehnt, nun ist er endlich da: der erste Schultag! Zahlreiche Kinder gehen im Schulamtsbezirk Bad Kissingen zum ersten Mal mit Schultüte und Bücherranzen bepackt in die Schule.
Wir haben drei bekannte Personen aus dem Landkreis Bad Kissingen gefragt, wie ihr erster Schultag lief. Ihre Erinnerungen teilen sie hier:
1. Andrea Schallenkammer (60), Kurdirektorin in Bad Brückenau: "Mir wurden meine langen Zöpfe abgeschnitten"

"Ich wurde 1969 in Hammelburg eingeschult und war etwas schüchtern und ängstlich. An meinem ersten Schultag war ich aber auch noch 5 Jahre alt und hatte dann zwei Wochen später meinen sechsten Geburtstag. Somit war ich eines der jüngeren Kinder in der Klasse.
Wir waren ein geburtenstarker Jahrgang und es gab drei erste Klassen. Und weil es so viele Kinder gab, konnte ich damals leider nicht in den Kindergarten gehen. Ich wollte immer, aber die Einrichtungen waren überfüllt und es gab keinen Platz. In der Schule war es für mich also das erste Mal, dass ich mit so vielen Kindern zusammen war.
Ich kann mich noch erinnern, dass der Tag der Einschulung sehr feierlich war und die Eltern mit im Klassenzimmer dabei waren. Meine Mutter stand hinter mir und hat auf mich aufgepasst. Wir waren beide sehr schick: Ich im von meiner Oma selbstgestrickten Jäckchen und meine Mutter hatte sich extra ein neues Kostüm gekauft.
In meiner Schultüte waren Schogetten, weitere Süßigkeiten, ein Malbuch und wunderschöne Buntstifte, die ich toll fand. Von einer Sache war ich aber gar nicht begeistert: Ich hatte vorher lange, blonde Zöpfe und für die Schule wurden mir aus praktischen Gründen die Haare kurz geschnitten. Das war damals wohl üblich, aber ich sehr traurig!"
2. Dirk Vogel (46), Oberbürgermeister von Bad Kissingen: "Das Schulhaus flößte mir Respekt ein"

"Mein erster Schultag war 1984 auf der Kliegl-Grundschule in Bad Kissingen und natürlich sehr aufregend. Ich habe vor allem das historische Gebäude prägend in Erinnerung, vor allem die Mauern, langen Flure und die großen Treppen, die mir heute viel kleiner erscheinen. Das hat natürlich für Respekt gesorgt.
Meine Lehrerin in der ersten Klasse war Frau Försch. Als Oberbürgermeister sehe ich sie ab und zu und sie kennt mich sogar noch. Das ist ganz lustig. Zum Glück ist sie nach meinem Stand noch quietschfidel und es ist schön sie immer einmal in der Stadt zu treffen. Sie war eine sehr nette Lehrerin gewesen.
Mit vielen Mitschülern bin ich dann später zusammen auf das Gymnasium gegangen. Leider hat man die, die auf die Realschule oder Hauptschule gegangen sind, dann nicht mehr so oft gesehen. Aber ja: Es gibt so einige Protagonisten aus der Grundschule, mit denen ich bis heute Kontakt habe.
Von meiner Schultüte weiß ich nur noch, dass ich die große Sorge hatte, dass mir aus Versehen alles daraus heraus kippt. Das waren eben die Gedanken und Sorgen eines Erstklässlers. Und auch wenn meine Frisur damals ziemlich Standard war, hatte ich zumindest noch eine Möglichkeit zur Frisur. Darauf blicke ich neidisch zurück."
3. Mia Hochrein (68), Künstlerin aus Münnerstadt: "Meine Schultüte war zu zwei Dritteln ausgestopft!"

"Ich war unglaublich stolz, dass ich die größte Schultüte hatte. Sie war riesig und fast so groß wie ich. Zu Hause war ich dann aber sehr enttäuscht. Sie war zu zwei Dritteln mit Holzwolle ausgefüllt und die Süßigkeiten waren nur darüber. Ich hatte erwartet, dass sie von unten bis oben hin voll ist mit Geschenken und Süßem.
Im Gegensatz zu heute habe ich nie gerne Kleider angezogen, aber zu solchen Gelegenheiten musste ich das tun. Für den ersten Schultag habe ich sogar extra ein neues Herbstkleid bekommen, das etwas winterlicher war – aber fürchterlich kratzte. Noch eine Enttäuschung an diesem Tag!
Meine Spielfreunde waren Jungs aus der Bauerngasse und ich war mehr wie ein Bub. Ich hatte auch immer ganz kurze Haare, Rappo hieß die Frisur. Zu besonderen Anlässen, wie dem ersten Schultag, wurden meine Haare im Friseursalon Hilde, trotzdem ganz ordentlich geschnitten. Obwohl es eigentlich gar nichts wegzuschneiden gab.
Von meiner Einschulung 1962 weiß ich noch, dass wir eine junge, nette Lehrerin in der ersten Klasse hatten: Fräulein Ritter. Damals war die Volksschule Münnerstadt noch in der Zehntscheune und mir sind die ausgetretenen Holztreppen in Erinnerung. Außerdem gab es im Klassenzimmer das längste Ofenrohr, das ich je gesehen habe.
Ursprünglich heiße ich Maria Hochrein, wurde aber schon immer Mia gerufen. Daher auch mein leichtes Entsetzen, als mich die Lehrerin am ersten Schultag Maria nannte. Zum Glück gab es in der Klasse drei Marias. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass die anderen beiden Maria und Mary genannt wurden – und ich weiterhin Mia. Ich wurde davor noch nie Maria gerufen und war froh, dass ich das gleich am ersten Schultag regeln konnte."