
Fürs Kurzprogramm würde es reichen, sich einen Überblick über die Freuden des Waschens und den Textilien an den Wänden und im Raum zu verschaffen. Münnerstadts „Waschsalon“ in der Veit-Stoß-Straße an sich ist aber ein Thema, dem man sich eher über den ausgiebigen Schleudergang widmet. Wasser rein, Wasser raus, egal ob kalt, wärmer oder heiß, so ist mitunter der Umgang mit der Kunst zu verstehen.
Und steht er oder sie einmal vor dem „Stillleben mit Maschine“, welches das else!-Kollektiv in den kleinen Flur zwischen Küche und WC platziert hat, kann sich schon mal ein Gefühl zwischen Wallung und „der Zweck heiligt die Mittel“ entwickeln.
Die Normalität des Alltags
Büstenhalter oder Unterhosen mit oder ohne Eingriff, Kittel oder Socken, es ist austauschbar, was über der betriebsbereiten Maschine hängt.
Wird das Waschensemble zum Herrgottswinkel? Oder stolpert man plötzlich über die Normalität des Alltags? Feucht wurde der Boden jedenfalls beim Probelauf. Kann Waschen Kunst sein? Natürlich!
Die Frauen und Männer des ersten Ausstellungszyklus’ in der Pop Up Galerie geben Antworten, die nur wenigen bei dieser notwendigen häuslichen Tätigkeit (manche sagen „stupide“) einfallen.
Mamas und des Kindes „ Unterhose “ in Eiche von Maria Boldt gefertigt, hat die Farbe einer „Gebrauchten“, wird beim Erkennen des wahren Stoffes sofort zu einem Augenschmeichler.
Von Fotocollage bis Hörspiel
Die Künstlerin, die an der Fachschule für Holzbildhauerei in Bischofsheim lehrt, schafft es durch optische Umwege Handtücher aller Art und Größen mit einem frischen, reinigenden Blick zu versehen, im Waschsalon die „Stapelhandtücher“, im letzten Jahr im Treibhaus wehende Strandlaken in der „Klimakammer“.
Ilse Schwarz aus Poppenlauer ist Mitglied des Rhönklub-Fotokreises und Reisefotografin, während Anja Heide aus Kleinwenkheim mit einer Schwarz-Weiß Fotocollage das Klischee des „Nightwash“ in einem großstädtischen Waschsalon bedient.
Herwig Kemmerich
Christiane Gerda Schmidt
Die Collage von Bildhauer und Kunstfunktionär Dierk Berthel aus Rannungen gibt Banales im Titel preis: „Samstag ist Waschtag“, doch das Bild dazu assoziiert einmal die Klimaanlagen vor den Balkonen als Waschmaschinen oder das Phänomen, wenn in einem Vielparteienhaus alle an einem Tag waschen würden oder zur selben Zeit den Waschraum im Keller stürmen wollten.
„Die Objekthose“
Es ist viel Gedankenkram, der sich im Waschsalon so auftürmt, lässt man sich auf die Werke ein. Und über allem hängt an der Leine „die Objekthose“, acht an der Zahl, eingriffig und scheinbar abgegriffen, farblich passend zur Haut und zum Teint, gefühlsbetont und flauschig, einzeln oder im Paket samt Schnur zu erwerben.
Im Waschsalon ist die Wäsche der anderen gut erlebbar. Selbst Orte ohne Kleidung finden hier ihren Platz, zumindest bildnerisch: „Wolken (über dem Paradies)“ nennt der international gut vertretene Künstler Marco Wagner seinen Beitrag.
Susanne Britz aus Berlin erzählt auf einem Trockenhandtuch mittels einer Papier-Zeichnung eine Geschichte von der „Zusammenkunft“.
Mia Hochrein kommt als Künstlerin in ihrem Metier Papierformatierungen mit dem Wäscheständerobjekt „Tapetenentnahmen“ vor.
Da flattert sinnbildlich die „Gardine im Wind“ von Kathrin Hubl; denn tritt man am Ende auf die Veit-Stoß-Straße hinaus, hört der Mürschter Wäschewahn noch nicht auf. Hoch oben auf der Leine flattern des Einheimischen „beste“ Textilien.
Das örtliche, multikulturelle Wascherlebnis als Event. Das sollte man sich gönnen.


