
Die Schlegelwarte zwischen Münnerstadt und Strahlungen ist seit jeher ein beliebtes Ausflugsziel. Wandersleute lassen den Blick von dem Turm aus gerne bis in die Rhön schweifen. Seit einigen Wochen jedoch lässt der alte Wartturm sich nicht mehr erklimmen: Der Eingang ist durch eine wuchtige Gittertüre verschlossen.
Eine Begründung findet sich nicht rund um die Schlegelwarte. Dort prangt lediglich ein Schild: "Benutzung auf eigene Gefahr". Warum diese Nutzung derzeit nicht möglich ist, erklärt Münnerstadts Bürgermeister Michael Kastl im Gespräch mit dieser Redaktion: "Es gab vermehrt Beschwerden und Hinweise", so Kastl. Der Turm steht auf städtischem Grund.

Die Beschwerden seien in zweierlei Richtungen gegangen, erklärt der Bürgermeister: "Einmal ging es um Lärm, das haben wir versucht über Anpassungen bei den Mietkonditionen in den Griff zu bekommen. Zumindest bei angemeldeten Veranstaltungen. Wenn einfach so gefeiert wird, ist es natürlich schwierig."
Entscheidender für die Sperrung der Aussichtsplattform ist aber: "Natürlich wird immer wieder auch Unsinn getrieben. Und der Turm entspricht sicherlich in vielerlei Hinsicht nicht den Unfallverhütungsvorschriften. Die Nutzung war immer wieder in der Kritik", so Kastl.
Münnerstadts Bürgermeister Michael Kastl möchte eine Lösung für die Thematik finden
Warnschilder seien häufiger schon mutwillig entfernt worden. "Da es immer wieder Hinweise gab, war die Situation nicht mehr haltbar. Deshalb haben wir entschieden, jetzt erstmal zuzumachen. Wir müssen uns als Stadt auch irgendwo absichern. Aber es ist kein endgültiges Schließen des Turms."
Denn Kastl betont: "Es ist ja eine Tür und kein Gitter. Das heißt, man kann sie auch aufschließen. Idealerweise würde jemand tagsüber aufschließen, damit Wanderer hinaufgehen können. Und abends würde man eben zusperren. Aber das ist unrealistisch. Deshalb ist der Turm jetzt erstmal geschlossen und wir suchen nach einer Lösung." Einen Zeitrahmen dafür nennt Kastl nicht. Im Stadtrat sei die Thematik noch nicht besprochen worden.
Unterschriftenaktion für die Öffnung der Schlegelwarte in Münnerstadt
In Münnerstadt sorgt die Sperrung der Aussichtsplattform für Aufregung. In einigen Geschäften liegen Unterschriftenlisten aus, auf denen sich Bürgerinnen und Bürger für die Öffnung des Turms aussprechen können. Initiiert hat die Listen Sonja Johannes, 2021 Bundestagskandidatin für die "Die Partei". Auch in den Sozialen Medien wird die Sperrung rege diskutiert.
"Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass der Turm gesperrt werden soll. Und war dann sehr erstaunt", so Johannes. Aus ihrer Sicht fehlte es bei der Entscheidung an Transparenz und Kommunikation. Mit den Unterschriftenlisten will sie nun eine Argumentationsgrundlage sammeln, um in "konstruktive und kreative Gespräche zu kommen", erklärt sie. "Ich glaube, bei entsprechenden Ideen finden sich viele Leute, die sich an einer Lösung beteiligen würden. Alles andere wäre einfach schade."
Die Betroffenheit in der Bevölkerung kann Michael Kastl nachvollziehen: "Ich verstehe jeden, der sagt: Es war immer schön, raufzugehen. Das haben wir als Familie auch immer wieder gemacht. Aber es gab einfach zu oft Hinweise, dass auf dem Turm herumgeturnt wurde, dass hineingebrochen wurde, Flaschen zerdeppert wurden. Das kann man nicht ignorieren. Betrunkene plus Party plus ein Turm ohne ausreichende Brüstungshöhe ist einfach schwierig."