Überall im Landkreis prangen momentan die Plakate für die Bundestagswahl, teilweise touren die Kandidatinnen und Kandidaten fleißig umher, um so um Stimmen zu werben. So sieht ein Teil des klassischen Wahlkampfs zumindest bei den "großen" Parteien aus. Etwas anders geht das Sonja Johannes an. Die 51-Jährige, die in Münnerstadt lebt, geht in diesem Jahr für die Satire-Partei "Die Partei" als Direktkandidatin ins Rennen. Ihr Wahlkampf findet nahezu ausschließlich digital über die sozialen Netzwerke statt.
Es ist unfreiwillig bereits ihr zweiterWahlkampf in kürzester Zeit. Denn bereits im vergangenen Jahr wollte sie bei den Kommunalwahlen den Bürgermeistersessel in Münnerstadt erobern. Schon bei dieser Wahl hätte sie allerdings lieber einen jüngeren Kandidaten ihrer Partei gesehen. "Aber die studieren alle oder sind in Ausbildung", stellte sie damals fest und rang sich schließlich zu einer Kandidatur durch.
Vertreterin des realpolitischen Flügels der Partei
Nicht viel anders verhält es sich auch diesmal. "Jetzt habe ich aber erneut die Möglichkeit, dass jemand meine Meinung liest", sagt sie ganz pragmatisch. In der Satire-Partei sieht sich die Ergotherapeutin als Vertreterin des realpolitischen Flügels der Partei und will mit Ernst an die Sache herangehen.
"Ganz viele Leute sind dankbar, dass es uns als Alternative gibt", so Johannes, die gleichzeitig Kritik an den etablierten Parteien übt. Mit diesen sei es aufgrund deren "Lobby-Hörigkeit" schwierig, Politik zu machen. "Wenn die schon so viel Satire betreiben, müssen Profis ran. Das können wir viel besser", ist sie überzeugt.
Ziel: Gemeinwohl-Ökonomie
Aber wofür steht Sonja Johannes? Ganz allgemein soll es ihrer Ansicht nach in der Gesellschaft wieder ein "bisschen netter zugehen" - weg vom Turbokapitalismus, hin zu einer Gemeinwohl-Ökonomie. Auch die Menschen, die am wenigsten haben, sollten zufrieden leben können. Ein wichtiges Instrument sei hier das bedingungslose Grundeinkommen.
"Wir brauchen unbedingt eine bessere Bildung", führt sie weiter aus. Sorgen machen ihr die zum Teil unreflektierten Aussagen von Menschen in den sozialen Netzwerken, die oft von Hass erfüllt seien. Anstelle von Luftfiltern, die aufgrund von Corona vielerorts angeschafft werden, spricht sich Sonja Johannes für kleinere Klassen mit insgesamt mehr Lehrern, gesünderem Essen und dem Wegfall der verschiedenen Schularten aus. Das Prinzip der Gesamtschulen würde zum besseren Verständnis der Kinder und Familien untereinander führen. Außerdem solle im Unterricht mehr Praxis gelehrt werden, beispielsweise mit Projektarbeiten wie dem Aufbau eines virtuellen Bauernhofes.
Entschuldigung bei den Kindern
In Bezug auf den Klimaschutz gehen der Münnerstädterin die Bemühungen der großen Parteien "viel zu langsam" voran. "Wir können froh sein, wenn wir unter drei Grad Erderwärmung bleiben. Alles ist schon jetzt am Anschlag", so Johannes, die sich stark am "Weiter so-Denken" stört. Es gehöre Tacheles geredet. "Ich muss mich deshalb jetzt schon bei unseren Kindern entschuldigen."
Sie spricht sich dafür aus, alle möglichen regenerativen Ressourcen zu nutzen, sei es Windkraft, Fotovoltaik (auch auf allen öffentlichen Gebäuden) oder Wasserstoff - letzteren auch beim Autoantrieb. Schon 2020 plädierte Johannes dafür, dass Münnerstadt stromautark wird. Jeder solle sich eine eigene Wasserstofftankstelle einbauen lassen.
Wenn sie nach der Wahl "Bundeskaiserin" wird, wie sie ihren Wunschtitel selbst bezeichnet, will sie eine Kreislaufwirtschaft einführen und damit eine Abkehr von der Konsum- und Wegwerfgesellschaft. Auf alle Produkte würde dann Pfand erhoben werden, um der immer weiter zunehmenden Menge von "Gelben Säcken" Einhalt zu gebieten.
Nachhaltiges Denken beim Bauen und Wohnen
Nachhaltig solle es nach Ansicht von Sonja Johannes auch bezüglich des Wohnens zugehen. Wenn schon neue Baugebiete ausgewiesen werden, dann sollten dort ausschließlich "Earthship-Häuser" gebaut werden - Häuser, für die nur Abfall-Materialien verwendet werden und die fortan keine neuen Ressourcen mehr benötigen. Sie selbst praktiziere die Nachhaltigkeit in den eigenen vier Wänden schon seit vielen Jahren, wenn aus Sperrmüll neue Dinge entstehen, wie beispielsweise ein Weinregal aus alten Autofedern.
Gesundheit und Pflege: "Gnadenlos ausbeuterisch"
Als "gnadenlos ausbeuterisch" bezeichnet die Ergotherapeutin die allgemeine Situation in ihrem Berufsfeld. Die Mitarbeiter im Gesundheits- und Pflegebereich seien aufgrund des hohen Aufwandes an Dokumentation überlastet, die Patienten dann unterversorgt, was insgesamt zu einem moralischen Dilemma führe. Ihre Forderung für ein attraktives Jobumfeld: 4000 Euro Einstiegsgehalt bei einer 30-Stunden-Woche mit fünf Tagen mehr Urlaub, einer Chefarztbehandlung und Rente ab 55 Jahren - "mindestens aber Metaller-Tarif." Außerdem sollte in der "Gesundheitsindustrie" eine Gewinnminimierung mit dem Aussetzen von Dividenden für die nächsten 20 Jahre gelten.
Die Diskussion um eine gendergerechte Sprache findet Sonja Johannes gut. Die patriarchale Ordnung sei ihr "zutiefst zuwider". Viele Männer wüssten gar nicht, wie privilegiert sie seien, beispielsweise im Hinblick auf die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen.
Den eigenen Wahlerfolg möchte sie nicht an der Anzahl der Wählerstimmen festlegen. "Es ist schon ein Erfolg, wenn meine Vorschläge beim einen oder anderen Wirkung zeigen und es Klick macht im Denken", so die 51-Jährige. Denn so weitermachen wie bisher könne man nicht.
Hinweis: Mit dem Porträt über Sonja Johannes setzen wir die Serie fort, in der alle elf Direktkandidatinnen und -kandidaten im Wahlkreis 248 Bad Kissingen vorgestellt werden.
Hier machen sich solche Linken, denen es offenbar immer zu gut ging darüber lustig und meinen die Wähler verarschen zu müssen.
Ich würde mich schämen Frau Johannes. Wie erbärmlich ist das denn.
Was haben Sie gegen Frau Johannes?
Die geklonten Barbie-Puppen im Dirndl einer gewissen Staatspartei, ertrage ich jedenfalls nich mehr lange.
Natürlich ist jede Stimme für diese Partei im Prinzip eine verlorene Stimme, aber immerhin eine überlegenswerte Alternative zum Frust-Nichtwählen. Ein Statement halt.
Abgesehen davon: Natürlich sind diese Pläne satiremäßig überspitzt und leider weitgehend utopisch, aber man sollte doch mal drüber nachdenken, ob das eine oder andere nicht doch ernsthafter ins Auge gefasst werden sollte.
Denn Recht hat sie sehr wohl, die Frau Johannes.
Übrigens, weil Sie schreiben "Jeder einzelne Standpunkt ist eine Beleidigung für ernsthafte Politik" -
Herrjemine, Sie haben wohl überhaupt keinen Humor, was?