
Mellrichstadt, Ostheim, Niederlauer und Münnerstadt: Überall sind in der Umgebung alte Warttürme zu finden, die meist im 14. und 15. Jahrhundert erbaut wurden. Obwohl oft mit Schießscharten ausgerüstet, waren sie militärisch eher weniger bedeutend. Vielmehr handelte es sich um Wachtürme, die dazu dienten, die Bevölkerung im Angriffsfall zu warnen, aber auch vor Bränden. Als sie nicht mehr gebraucht wurden, verfielen sie allmählich. Als dann Naherholung und Tourismus zunehmende Bedeutung erhielten, rückten auch die alten Warttürme wieder ihn den Mittelpunkt. Vor 50 Jahren richtete sich der Blick auf die Münnerstädter Schlegelwarte. Sie sollte ein Aussichtsturm werden, was letztendlich auch gelungen ist.
Zuschussanträge gestellt
„Endlich scheint die Planung, aus der schönen Umgebung Münnerstadts wieder etwas Sinnvolles für die Bedürfnisse der Naherholung zu tun, zu reifen“, war vor 50 Jahren in der Tageszeitung zu lesen. Mit Unterstützung des Programms der Bayerischen Staatsregierung „Freizeit und Erholung“ sollte die Schlegelwarte zu einem Aussichtsturm ausgebaut werden. In Zusammenarbeit mit dem Landratsamt wurden damals detailliert ausgearbeitete Zuschussanträge eingereicht. Obwohl Münnerstadt nicht mehr im Bereich des Naturparks Rhön liege, habe es mit seiner Umgebung und mehreren Naturschutzgebieten beträchtliche Bedeutung, hieß es damals. Selbst der Herausgeber der Wanderkarte Naturpark Rhön habe nicht umhin gekonnt, auf der rückseitigen Beschreibung unter den sehenswerten Ortschaften auch das außerhalb der Naturparkgrenzen liegende Münnerstadt aufzunehmen.
Schon damals hob der Autor die gute Fernsicht von der Schlegelwarte in die Rhön, den Thüringer Wald und die Haßberge hervor. „Die Warttürme bei Niederlauer und bei Mellrichstadt sind bereits vor Jahren wieder hergerichtet und zugänglich gemacht worden“, hieß es im Januar 1973. „In Verbindung mit angelegten Parkplätzen und Rundwanderwegen erfreuen sie sich zunehmender Anziehungskraft der Autowanderer.“
Noch 1973 wurde die Schlegelwarte tatsächlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1978 wurde sie aber vorübergehend geschlossen, unter anderem, weil man den Besucherstrom durch den Einbau einer Metalltür regeln wollte.
Um die Schlegelwarte, die auf dem höchsten Punkt der Gemarkungsgrenze zwischen Münnerstadt und Strahlungen liegt, haben sich in all den Jahren vor allem die Mitglieder des Rhönklub-Zweigvereins gekümmert. Sie richteten den Turm und das Außengelände unter anderem mit Sitzgarnituren her, die leider Opfer von Zerstörungswut wurden.
Immer wieder holten die Wanderfreunde illegal entsorgten Müll aus dem kleinen Wäldchen an der Schlegelwarte oder Reste von Feiern, die dort abgehalten wurden.
Die Stadt Münnerstadt, der das Areal gehört, hat das schöne Fleckchen Erde zwar offiziell für Feiern vermietet, wobei es meist auch keine Probleme gab, allerdings wurde das Areal auch für Partys genutzt, für die keine Genehmigungen ausgestellt wurden. Manchmal sah es danach verheerend aus.
Früher brannte das Johannisfeuer
Bis vor wenigen Jahren hielt der Rhönklub-Zweigverein dort auch immer das Johannisfeuer ab, durch Corona konnte es nicht mehr stattfinden, und die Tradition wird wohl auch nicht mehr aufgenommen. Egbert Haut, der Vorsitzende des Zweigvereins, beklagt, dass immer wieder Steine aus den Zinnen der Schlegelwarte herausgebrochen werden, um sie unter anderem als Abgrenzung für Lagerfeuer zu benutzen.
Im Jahr 2000 brachten Rhönklub-Mitglieder eine Orientierungstafel auf der Zinne an. So ist es auch Ortsfremden möglich, die Berge in der Rhön zu identifizieren.
Mit dem Bau der Autobahn der Autobahn und dem Zubringer bei Münnerstadt war die Schlegelwarte kurzzeitig abgeschnitten, es wurde aber eine neue Zufahrt errichtet. Weil dort wegen der A 71 auch ein Funkmast installiert wurde, gibt es nun bei Bedarf auch Strom. (tm)