
Um die Grundschullandschaft in der Stadt Bad Kissingen neu zu gestalten, plant die Stadtverwaltung einen ganz großen Wurf: Ziel ist es, die bisherigen Grundschulen in Garitz, Arnshausen und Reiterswiesen in einem Neubau für 16 Klassen zusammenzuführen. Geplant ist ein großflächiger Neubau an der Ecke Seestraße/Riedgraben nahe des SV-Sportheims in Garitz.
Angedacht ist hinter einem großzügigen Eingangsbereich der Bau eines Verwaltungsgebäudes, einer Schulturnhalle sowie die Errichtung von vier sogenannten Clustern. Bei letzteren handelt sich es sich um ebenerdige Flachbauten, zwischen denen sich die jeweiligen Jahrgänge je einen Innenhof teilen. Vorgesehen sind in den Planungen auch ein großzügiger Ganztagsbereich, eine Mensa, ein Allwetterplatz und eine Buswendeschleife mit Parkplätzen für Lehrkräfte.
Diskussion über die Kosten
Diskussionen gab es im Stadtrat von Bad Kissingen vor allem um die Kosten, die aktuell auf 42 Millionen Euro angesetzt sind. Erwartet wird dazu eine Förderung in Höhe von 22 Millionen Euro.
Zweiter Bürgermeister Anton Schick (DBK) äußerte die Befürchtung, dass sich die Stadt mit ihrem Eigenanteil möglicherweise für Jahre finanziell überfordere. "So eine teure Entscheidung haben wir in den vergangenen 20 Jahren nicht getroffen", sagte er mit Blick auf die knappen Finanzen. Seine Forderung: Bund und Land müssten stärker einspringen und zudem nach Einsparpotenzialen gesucht werden.
Bauamtsleiterin Christine Schwind und Architekt Jochen Seufert vom städtischen Hochbauamt erläuterten den Zwischenstand bei der Vorplanung. Gedacht ist der Komplex in Holzbauweise im "gesunden Mittelfeld"(Schröder) der energetischen Baustandards. Unter dem gebotenen Kostendruck sei das bereits mit der Regierung abgestimmte Raumprogramm von 9000 auf 7500 Quadratmeter reduziert worden. Geplant sind die Gebäude mit Wärmepumpen und großen Photovoltaikflächen auf den Dächern.
Zentralisierung schon länger beschlossen
Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD) rief dazu auf, die Planungen zügig weiterzuverfolgen. Schließlich habe man bereits 2018 auf den Weg gebracht, die genannten Schulorte zusammenzulegen. Schule sei eine Pflichtaufgabe der Gemeinde, die freiwilligen Leistungen vorangestellt werden müsste.
"Luxus ist da nicht drin", beschrieb er die vorgestellten Pläne. Sollte man angesichts des Kostendrucks am zentralen Standort in Garitz kleiner planen, müssten als Folge unter großem Aufwand Flächen an die bestehenden Grundschulen angebaut werden.

Ein dramatisches Bild von der aktuellen Grundschul-Situation zeichnete Schulleiter und SPD-Fraktionssprecher Bernd Czelustek: "Die Henneberg-Grundschule kann so nicht mehr weiter betrieben werden", warb er für einen raschen Neubau. "Ein sinnvoller Schulbetrieb ist nicht mehr möglich", bilanzierte er mit Blick auf steigende Schülerzahlen in den über das Stadtgebiet verteilten Räumen. Die vorgestellte Lösung schaffe optimale Voraussetzungen für moderne Pädagogik.
Kritik am Flächenverbrauch
Insgesamt kam die moderne Architektur gut an. Klaus Werner und Richard Fix (Bündnis 90/Grüne) stimmten gegen den weitgehend eingeschossigen Entwurf. "Da sehe ich Probleme mit dem Flächenverbrauch", monierte Werner.
Die Auswahl einer eingeschossigen Bauweise begründete Bauamtsleiterin Schwind auch mit der Rolle der Henneberg-Grundschule als Biosphärenschule. Hier sei aus jedem Klassenzimmer ein Zugang ins Freie erwünscht. Zudem würde bei Zweigeschossigkeit unter anderem der Brandschutz erheblich teurer. Außerdem bräuchten Treppenhäuser Platz. Details dazu vermisste Richard Fix.
Wenig Hoffnung auf eine feste Bühne
Dritter Bürgermeister Thomas Leiner (CSU) sieht eine gute Einfügung der Schule in die Topographie. Auch seien die Pläne mit dem SV Garitz abgestimmt. Wenig Hoffnung machte OB Vogel, dass die Turnhalle, die allen Vereinen offen stehen soll, als Veranstaltungsort mit einer festen Bühne ausgestattet werden kann. Man müsse die Kosten im Blick behalten, um andere freiwillige Leistungen nicht über Jahre zu blockieren, so Vogel. "Wir werden über die Nutzungen doch diskutieren", versprach er gleichzeitig. Gespräche gebe es mit der Regierung noch zur Frage, ob die Höhe der Förderung eine Auslegung als Zweifachhalle ermögliche.
Zur gewünschten Bühne plädierte Martina Greubel (DBK) mit Verweis auf den sanierten Saalbau im Gasthaus Krone in Reiterswiesen dafür, "dass Vereine bei der Hallennutzung künftig stärker zusammenrücken". Kay Blankenburg (SPD) forderte Mut, über Hallenmieten für die Vereine nachzudenken. "Sonst haben wir bald keine finanziellen Spielräume mehr", warnte er.
Kritik gab es auch an der großen Sitzstufenanlage am Pausenhof mit Blick auf die Sportanlagen. Einzelne Räte sprachen von Überdimensionierung "auf Fachhochschulniveau", die einer Grundschule auch wegen der Sturzgefahr nicht angemessen sei. Dazu Schulleiter Czelustek: Es handle sich nicht um eine Treppe, sondern um Sitzgelegenheiten, auf denen Schülerinnen und Schüler gerne ihr Pausenbrot essen.
Sonderförderungen stehen auf dem Spiel
Verwaltungsleiter Gerhard Schneider drängte bei allem Kostendruck auf eine rasche Entscheidung. Sonst werde das Vorhaben weit zurück geworfen, zumal man Gefahr laufe, Sonderförderungen zu verlieren. Erhebliche Einsparungen seien bei den weiteren Planungen für den städtischen Haushalt schwerlich zu erzielen, weil dann die Förderung überproportional sinke.
Schließlich stimmte der Stadtrat dafür, nun die detailliertere Entwurfsplanung mit Kostenplanung anzugehen, die über die bisherigen Schätzungen hinausgehen. Bei allen weiteren Schritten sollen die Kosten im Blick zu behalten werden.