
Gebangt hatte man in Rannungen ein bisschen, ob das Wetter zum Dorffest halten würde. Doch am Samstag lachte dann doch die Sonne vom Himmel, wenngleich es kühler war als sonst im Mai. Das hatte offenbar auch zahlreiche Auswärtige dazu bewogen, bei der 1250-Jahrfeier dabei zu sein. Schon am frühen Nachmittag war der Dorfplatz vor der Kirche gut gefüllt.
Die Rannunger Musikanten spielten zum Auftakt. Doch zunächst kam der Bieranstich. Bürgermeister Fridolin Zehner zeigte Geschick, so dass der Schaum gleich aus dem Zapfhahn spritzte und der Gerstensaft anschließend vorschriftsmäßig in die Krüge perlte. Launige Worte gab’s von den Ehrengästen, darunter Schirmherr und Innenstaatssekretär Sandro Kirchner, stellvertretender Landrat Emil Müller und Bürgermeister Fridolin Zehner.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde "Hrannunga" im Jahr 772, im vierten Regierungsjahr des Frankenkönigs Karl der Große. Damals hatte ein Mann mit dem geheimnisvollen Namen Alwalah seinen Besitz im Ort durch Schenkung dem Kloster Fulda vermacht. Was Bürgermeister Fridolin Zehner am Samstag bei der Festeröffnung erzählte, klang höchst spannend.
Rannungen wurde fürs Seelenheil verschenkt
Denn als Gast grübelte man gleich nach, was denn dieser Geistliche von adeliger Herkunft wohl verbrochen hatte, weil er, neben anderen Besitztümern, auch Rannungen "zum Seelenheil und zur Tilgung meiner Sünden" (so die Urkunde) verschenkte.
In seinem Grußwort streifte Zehner die Jahrhunderte, in denen die Bevölkerung meist mit Armut, fremden Obrigkeiten und Krankheiten konfrontiert war. Erst im 20. Jahrhundert habe die Mechanisierung für die ländliche Bevölkerung einen großen Fortschritt gebracht, sagte Zehner. Viel Lob hatte er für die Festorganisatoren parat, allen voran Florian Erhard, der die Vorbereitungen sozusagen ganz vorn angetrieben habe.

Auch der bayerische Landtagsabgeordnete Kirchner nahm Bezug zur langen Geschichte des Dorfes und ging unter anderem auf den Besuch des einstigen Bundeskanzlers Ludwig Erhard in Rannungen 1969 ein. Dessen Vater, der Textilwarenhändler Wilhelm Philipp Erhard, stammte ja bekanntlich aus dem Ort.
Kirchner hob den Zusammenhalt in einer Dorfgemeinschaft wie Rannungen hervor. "Man weiß, wo man herkommt und wo man hingehört." In diesem Zusammenhang würdigte er die aufwändigen Vorbereitungen für die 1250-Jahrfeier als "besondere Leistung", die nach außen als "Visitenkarte" für das Dorf sichtbar sei.
Müller: Rannungen hat Strahlkraft nach außen
Stellvertretender Landrat Emil Müller hatte es gleich wahrgenommen: Wenn man beim Dorffest durch Rannungens Straßen streift, werden Erinnerungen an die eigene Jugend wach. Auch er fand anerkennende Worte für all das, was die Dorfgemeinschaft an diesem Wochenende auf die Beine gestellt hatte. Seiner Ansicht nach beweise der Ort an diesem Wochenende "Strahlkraft" nach außen.

An Bettina Bonengel, Dritte Bürgermeisterin und Festorganisatorin, hatte MdL Kirchner zuvor noch ein finanzielles Mitbringsel als Beitrag zum Fest übergeben. Bonengel schilderte den Gästen die "Euphorie", mit der man in Rannungen das Fest vorbereitet habe. Alle hätten wieder mal ein "Leuchten in den Augen" gehabt, weil man nun, nachdem die Corona-Pandemie Feste lange Zeit unmöglich gemacht hatte, endlich wieder mal feiern kann. Fröhlich stimmte sie dann das Rannunger Heimatlied an.
Am Nachmittag war in den Straßen und offenen Höfen des Orts jede Menge geboten. 60 Attraktivitäten waren angekündigt. Da kamen alle Gäste an irgendeinem Ort, bei irgendeiner Vorführung oder Musikdarbietung, auf ihre Kosten. Anziehungspunkte waren zum Beispiel die Alte Schmiede, das Brotbacken mit den Kindern oder das Schaubrauen am alten Brauhaus. Viele wagten sich auch auf die Hebebühne, um Rannungen mal aus 25 Metern Höhe in ganz anderer Perspektive wahrzunehmen.

Auch die Waschfrauen waren sehr gefragt und natürlich bestaunten zahlreiche Gäste die Dreschvorführungen der Rottershäuser in der Schulzengasse. Die Nachbarn der Rannunger hatten gleich noch eine kleine Auswahl ihrer 50 Oldtimer-Bulldogs auf der Wiese aufgereiht, darunter Raritäten wie einen australischen Lanz, Baujahr 1949, oder einen polnischen Ursus von 1961.
Am Abend war's rund um die Bühne proppenvoll
Im Kinderland waren die beiden Hüfburgen die absoluten Renner und im Kulturhof war ab 16 Uhr die Hölle los, als die Waldfensterer Rucksackmusikanten den Gästen dort mit zünftigen Rhöner Liedern einheizten. Aber auch Anne Farl hatte mit den Songs von Andrea Berg auf der Hauptbühne vollen Erfolg.

Überhaupt war die Stimmung dann am späten Nachmittag und am Abend im Dorf auf ihrem Höhepunkt, spätestens als Steffi List und die Cräckers mit ihren Songs für Stimmung sorgten. Viele der Gäste kamen von außerhalb. Kurz gesagt. Da steppte dann nicht nur vor der Bühne der Bär, als die jungen Leute auf die Bänke stiegen und kräftig mitsangen. Nach vorsichtigen Schätzungen der Veranstalter am Samstagabend könnten das am ersten Festtag insgesamt mal locker 3500 Festgäste gewesen sein.
Was die Rannunger für den Sonntag befürchtet hatten, traf nicht ein: Trotz feuchter Wetterprognose blieb‘s trocken, so dass den Aktivitäten am zweiten Festtag nichts entgegenstand. Eine gute Aussicht unter anderem auch für die Fans von Bedöhrend Röhrend, die sich den Besuch in Rannungen für den Nachmittag vorgemerkt hatten.