Die Luft ist erfüllt vom Rotorenlärm der Helikopter. Starten, landen, Beobachtungsflüge. Der Himmel über Kabul ist tiefblau. Mitten im lauten Chaos eine Ruheinsel. Nur eine kleine: der Rosengarten im Camp Qasaba. Hier hält sich Pfarrer Johannes Müller am liebsten auf. Der Militärstützpunkt der Bundeswehr in Afghanistan ist so ganz anders als das beschauliche Burgsinn (Lkr. Main-Spessart), wo er noch bis vor wenigen Jahren als Gemeindepfarrer tätig war und auch anders als die Kaserne in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg), seinem jetzigen Dienstsitz.
Es herrscht mal wieder die höchste Sicherheitsstufe. Fast ununterbrochen. Zwölf Stunden dauerte der Häuserkampf zwischen den Milizen der Taliban und lokalen Polizeikräften in der vergangenen Nacht. Da draußen ist Krieg. Immer noch.
„Die Sicherheitslage hat sich in den letzten drei Jahren verschlechtert“, sagt Johannes Müller. Am Abend wird der evangelische Pastor seine Frau in Veitshöchheim anrufen, ihr versichern, dass alles in Ordnung ist und dass es ihm gut geht. „Sie war nicht besonders begeistert, als ich mich auf die Stelle eines Militärpfarrers beworben habe“, erinnert sich der 49-Jährige an den Juli 2009.