Drei Titel sind in das schwarze Buch eingeprägt: „Heimat“, „Flucht“ und „Schutz“. Bilder, Grafiken und kurze Textpassagen erwecken die Geschichten der Flüchtlingen zum Leben. So etwa die des Äthiopiers, der stundenlang zwischen 41 Leichen in einem LKW-Container ausharrte. Oder die der jungen Frau, die auf ihrer Flucht durch die Wüste Sinai von kriminellen Beduinen monatelang festgehalten, kopfüber an die Decke gehängt und mit Elektroschocks und Schlägen gequält wurde. Oder die des Libyers, der mit seiner Familie über das Mittelmeer floh – und zusehen musste, wie seine beiden Kinder gemeinsam mit 200 anderen Insassen ertranken.
Der Atlas tut weh, die Geschichten treffen einen, auch weil sie nicht voyeuristisch aufgemacht sind. Um die Zitate und Fotos herum ist vor allem eines: Leere. „Der Betrachter wird leise angesprochen und nicht angeschrien“, sagt Yvonne Moser. Durch wirre Striche, zerpflückte Zitate und verschwommene Gesichter soll man sich beim Durchblättern genauso orientierungslos fühlen wie die Menschen auf ihrer Flucht.