Dyes leidet an einer Psychose: „Das wurde diagnostiziert, als ich 24 Jahre alt war.“ Die Erkrankung machte sie extrem dünnhäutig: Die freundliche Frau, die Besucher der „Schmökerkiste“ aufgrund ihres literarischen Know-Hows stets kompetent berät, ist nicht imstande, längere Zeit Stress, Konkurrenzgerangel oder gar Mobbing zu verkraften. Doch genau das hatte sie schon in der Schule und später an verschiedenen Arbeitsstellen erlebt. So kam es, dass sie trotz eines hervorragenden Berufsabschlusses keinen guten Posten fand. Heute lebt sie von einer kleinen Rente.
Auch Ernst Kistner, der in der „Schmökerkiste“ Romane und Sachbücher verkauft, ist bereit, als „Lebendes Buch“ von sich zu erzählen. Wobei er noch nicht sicher ist, was er künftigen Zuhörern, die ihn „ausleihen“ möchten, zumuten wird: „Denn was ich erlebt habe, ist einfach zu hart.“ Das betrifft vor allem seine Jugend. Die Mutter, erzählt er, starb bei der Geburt. Der Vater verhielt sich brutal dem Sohn gegenüber, fast jeden zweiten Tag sei er durchgeprügelt worden: „Ich war blau und grün, alle Farben konnte man als Kind an mir sehen.“