Kreutner: Nein, aber Rückert war ein äußerst unsicherer Mensch, was ihn mir persönlich sehr sympathisch macht. Einerseits hat er gewusst, was er konnte, andererseits hat er auch gewusst, wo seine Schwächen sind. Er war von starken Selbstzweifeln geprägt und hat ein Leben lang hart an sich gearbeitet. Schon in jungen Jahren berichtet er in Briefen, was er alles wieder vernichtet hat, einmal zum Beispiel 100 Sonette. Er wusste, dass er was kann, aber er wusste nie, wie er auf seine Umwelt wirkt.
Remelé: Ja und nein. Ja deswegen, weil man es als Oberbürgermeister und Kulturreferent gerne mit Persönlichkeiten zu tun hätte, die von Haus aus bekannter sind. Wenn ich an Weimar oder Salzburg und Wien denke – die tun sich mit Goethe, Mozart, Beethoven ungleich leichter. Andererseits, und das habe ich jetzt in den letzten vier, fünf Jahren erleben dürfen, ist Rückert so facettenreich, so produktiv, dass er genügend Stoff bietet, um ihn immer wieder zu entdecken.