
Ein Piratenstumpf in der Landwirtschaft
Angesiedelt ist die Prothesensammlung im Versorgungsamt, dessen zentrale Aufgabe einst die Versorgung der Kriegsopfer war. Ihnen sollte das Leben nach einer schweren Verletzung so leicht wie möglich gemacht werden, die Prothese ein möglichst funktionaler Ersatz für verlorene Körperteile sein. „Dabei gilt, dass nicht für jeden die maximale Versorgung auch die Beste ist. Ein Landwirt zum Beispiel brauchte damals nur einen einfachen, stabilen Stumpf, der leicht zu reinigen ist“, sagt Anton Holderied. Dazu zeigt er eine Prothese, die einem Piratenstumpf aus früheren Jahrhunderten ähnelt, jedoch aus dem Jahr 1981 stammt.
Eine besondere Herausforderung sind Prothesen für Arme und Hände, denn die Greiffunktion der Hand ist hochkomplex und erfordert hohe Sensibilität und Feinmotorik. Die Sammlung zeigt Prothesen mit verschiedenen Ansätzen. Der Chirurg Ferdinand Sauerbruch entwickelte zum Beispiel ein Modell, in dem Hornstäbe in einen Muskel eingenäht wurden und so durch die Anspannung des Muskels die Hand der Prothese zugreifen ließen. Wenn der Muskel entspannte, ließ sie wieder locker.