Auch „Gartenfräulein“ Silvia Appel hat erfahren, dass Bienen halten nicht so einfach ist. Im Juni 2016 stellte die Würzburgerin eine „Bienenbox“ auf ihren Balkon und beschrieb in ihren Blog, wie sich das Volk dort einlebte. Doch ein Jahr später war das Experiment schon beendet: Die Bienen waren zweimal geschwärmt, es gab Ärger mit Nachbarn. „Bienen am Balkon – das geht nicht länger“, so das Appels Fazit.
Es sind Tiere für die man eine Verantwortung hat“, sagt Gaby Läbisch vom Würzburger Imkerverein. Sie ist froh, dass die meisten jungen Menschen das wissen und sich erst nach einer gründlichen Ausbildung eigene Bienen anschaffen. „Die Kurse sind überall voll“, sagt sie zur Nachfrage in der Region. Das „Imkern auf Probe“ für 2019 war bereits in diesem Januar ausgebucht.
Spannend bleibt das Imkern aber auch nach der zweijährigen Ausbildung. „Denn Bienen machen nicht das, was im Lehrbuch steht“, weiß Läbisch. „Jedes Jahr ist anders und jedes Jahr lernt man dazu.“ Ähnlich geht es der Imkerin auf dem Land. Immer wieder machen ihre Bienen etwas, was Martha Grünn noch nicht kennt. Dann fragt sie einen Imker-Kollegen oder googelt. Unendlich viel weiß sie aber inzwischen auch schon darüber, wie das Leben im Bienenstaat funktioniert. Es seien so viele kleine Wunder der Natur, die das Leben mit Bienen einem zeige. „Seitdem wir Bienen haben, geht die ganze Familie anders durch die Welt,“ sagt Grünn.
Tipps
Wer Bienen halten will, lernt das beim „Imkern auf Probe“. Unter Anleitung erfahrener Imker betreut man eigenständig ein Bienenvolk. Der Unterfränkische Bienenzuchtverein informiert, welche Vereine diese Kurse anbieten. Auch die Bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim bietet Kurse an.
Auf der Landesgartenschau gibt es ein Bienenprojekt mit zwei Pavillons und einer Freifläche. Im Wabenpavillon am Wissensgärtchen informieren Imker aus Stadt und Landkreis Würzburg und die Bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau darüber, wie man Balkone und Gärten insektenfreundlich bepflanzen kann. Das Institut für Bienenkunde und Imkerei erklärt, warum die Honigbiene im Ökosystem unverzichtbar ist. In der Bibliothek der LGS gibt es Vorträge und Lesungen in der Vortragsreihe „Rendezvous mit einer Honigbiene“. Im Iglu-Pavillon wird die Lernplattform HOneyBee Online Studies (HOBOS) von Professor Jürgen Tautz präsentiert. Im Hightech-Bienenstock kann man interaktiv das Verhalten der Honigbiene am lebenden Superorganismus nachvollziehen.
Am Sonntag, 22. April, richtet der unterfränkische Imkerverband von 10.15 bis 17 Uhr den „Tag der Biene“ aus. Die Bildhauerin Maria Jönsson beginnt auf der Außenfläche mit dem Schnitzen einer Bienen-Skulptur. Außerdem gibt es Aktionen und Vorträgen.
Im Buch „Herr Bien und seine Feinde. Vom Leben und Sterben der Bienen“ erzählt Timm Koch von der jahrtausendealten Symbiose von Mensch und Biene. Er erklärt ihre Bedeutung für die Landwirtschaft durch die Bestäubung von Nutzpflanzen und über die Zerstörung dieses Zusammenlebens durch die Agrarindustrie. In einem sehr literarischen, leidenschaftlichen Appell ruft Koch zur Rettung der Biene auf. 224 Seiten, mit zahlreichen Fotos, Westend Verlag. Text: GAM