Viel Positives aber scheint die Wirtschaft von der Gewöhnung nicht zu erwarten. Es bleibe dabei: „Der Mindestlohn war und ist falsch. Er schafft zusätzliche Bürokratie und vernichtet Beschäftigungschancen“, sagt Brossardt.
Die Angst vor der „Bürokratielawine“, sie begleitete die Lohnuntergrenze von Anfang an. Laut Brossardt beklagt vor allem die bayerische Metall- und Elektroindustrie einen Mehraufwand. Schuld daran seien die Auftraggeberhaftung oder die Aufzeichnungspflicht der täglichen Arbeitszeit. Letztere war zunächst auch bei der Handwerkskammer für Unterfranken (HWK) auf Kritik gestoßen.
Das Handwerk war nie gegen den Mindestlohn, sagt HWK-Sprecher Daniel Röper. Wohl aber gegen ein „zu viel an Bürokratie“, das die Betriebe überfordere. Diese Befürchtung habe sich am Anfang bewahrheitet. Erst die Lockerung der Dokumentationspflicht durch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) im Sommer brachte Entspannung. Das habe den Handwerksbetrieben in der Region sehr gutgetan, sagt Röper. Heute bestätigen nach seinen Angaben die Kreishandwerksmeister von Kitzingen, den Haßbergen und Aschaffenburg unisono, der Mindestlohn sei kein Streitthema mehr, es gebe derzeit keine Beschwerden.