
Eine Woche später wird Rosenburg mit Ruhrverdacht in ein Lazarett eingeliefert. Obwohl er noch nicht ganz gesund ist, drängt er nach drei Tagen zurück zu seinen Kameraden. Der Arzt will ihn noch dabehalten. „Sie sind der Erste, der darauf besteht rauszukommen“, sagt er kopfschüttelnd. Als Rosenburg wieder in Fromelles ankommt, ist er erleichtert: „Unsere Leute kommen gerade aus dem Graben. Beinahe hätten sie heute gestürmt. Gott sei Dank haben sie auf mich gewartet!“
Richard Rosenburg ist Jude. Sein selbstverständlicher Patriotismus erscheint heute schwer verständlich, doch damals glaubte er wie viele andere Juden, durch vorbehaltlose Opferbereitschaft beweisen zu können, dass die deutschen Juden ihr Land ebenso liebten wie die anderen. Der 18-Jährige gehört der Würzburger jüdischen Studentenverbindung Salia an, die im Ersten Weltkrieg sieben ihrer 15 aktiven Mitglieder verliert.