
Deutscher Botschafter in Havanna? Es gibt sicher langweiligere Posten und unattraktivere Arbeitsplätze. Seit dem vergangenen Herbst ist der gebürtige Würzburger Thomas Karl Neisinger als oberster Diplomat und Vertreter der Bundesrepublik in Kuba. Die Beziehungen Deutschlands zum größten Karibikland sind alt. Die Erinnerung an die zwei längren Aufenthalte von Alexander von Humboldt kurz nach 1800 zum Beispiel sei dort noch immer lebendig, sagt Neisinger.
Kuba polarisiert. Und Kuba boomt: Im vergangenen Jahr reisten 175 000 deutsche Touristen nach Kuba – 26 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Botschafter findet das gut: Es sei wichtig, auf Rundreisen und zu Besuch in Privatquartieren Land und Leute kennenzulernen. Denn viele Kubaner gingen im 58. Jahr der Revolution unverkrampft mit ihrer jüngeren Geschichte um und würden im persönlichen Gespräch offen ihre Meinung, ihre Sorgen und Wünsche äußern. Man spüre, dass die Periode der Sprachlosigkeit ein Ende hat, sagt der 61-jährige Diplomat. Die neue Qualität der Beziehungen ermögliche einen offenen Dialog – auch über schwierige Themen wie die Lage der Menschenrechte. Wie fühlt sich der Unterfranke selbst in Kuba?