Christoph Metzelder (35) gilt als Fußball-Intellektueller, als einer, der Profi auf dem zweiten Bildungsweg wurde – nachdem er in seiner Heimatstadt Haltern am See das Abitur abgelegt hatte. Der Mann spricht druckreif und sein Horizont endet nicht an der Torauslinie. Auch deshalb wurde der Westfale in seiner Zeit als Nationalspieler gerne als Sprachrohr des Teams eingesetzt, weil er in heiklen Situationen stets den richtigen Ton fand. So war es auch bei der WM 2006 in Deutschland: Der Abwehrspieler war es, der nach dem Auftaktspiel die Fans zum Schulterschluss aufforderte – und damit in Deutschland eine Debatte über den Umgang mit nationalen Symbolen lostrat. Plötzlich hingen sich Blondinen schwarz-rot-goldene Blumenkränze um den Hals und selbst Alt-68er sangen im Stadion die Nationalhymne mit. Mit Dortmund (2002) und Real Madrid (2008) wurde Metzelder Meister, mit Schalke gewann er 2011 den DFB-Pokal. Seit seinem Karriereende 2013 arbeitet er als TV-Experte, führt seine Stiftung und leitet seinen Heimatverein TuS Haltern als Präsident. Im Interview spricht Christoph Metzelder über das politische Erbe des Sommermärchens und die German-Wings-Katastrophe 2015, die seine Heimatstadt mit Wucht traf.
Würzburg
Der Fußball-Botschafter blickt zurück
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