Ihre Geschichten zeichnen sich auch durch eine Liebe zum Detail aus. Sie spielen mit Bezügen zur Realität, nehmen diese als Ausgangspunkt zu gedanklichen Ausflügen. Nichts ist dabei undenkbar. Mit Leichtigkeit erörtern Sie Ihre Themen. Ist Schreiben für Sie so leicht, wie es sich liest oder sind Ihre Arbeiten schwere Geburten?
Dorn: Das ist bei jedem meiner Werke anders. Meinen Erstling, „Berliner Aufklärung“, habe ich 1993 mehr oder weniger nebenher, nachts im Bett, geschrieben. „Die deutsche Seele“, jene kulturgeschichtliche Enzyklopädie deutscher Eigenheiten und Marotten, die ich vor ein paar Jahren zusammen mit meinem Co-Autor Richard Wagner veröffentlicht habe, war zwar eine ungeheure Rechercheschlacht, aber auch ein Freudenfest! Was habe ich zwischen „Abendbrot“, „Fahrvergnügen“, „Männerchor“ und „Waldeinsamkeit“ nicht alles über unser Land erfahren! Ich bin aus dem Staunen kaum mehr herausgekommen. Der Verfassungspatriotismus, wie ihn Angela Merkel derzeit vertritt, ist eine noble Sache. Aber er ist vollkommen blind für die reiche, widersprüchliche Geschichte, die uns zu dem gemacht hat, was wir sind.