In Krimis steht der Todeszeitpunkt meist recht schnell fest. Dann wird das Umfeld des Opfers untersucht und am Ende der Mörder gefragt: Warum?
Bei dem einzigen Heiligen, der in Würzburg geboren wurde, Aquilin, war es grade umgekehrt. Überliefert ist das Motiv seines Todes: Der profilierte Kleriker hatte sich in Mailand niedergelassen und soll dort in die letzten, aber ausgesprochen heftigen Auseinandersetzungen mit den Neumanichäern geraten sein. Als diesen finsteren Zwei-Welten-Theologen die verbalen Argumente ausgingen, beendete einer den Disput mit dem Dolch, den er dem gebürtigen Mainfranken in den Hals rammte.
Selbst wenn das meiste davon Legende ist, bleibt doch eins klar: Nach dem Jahr 1018 sind keine neomanichäischen Verwerfungen in der norditalienischen Metropole mehr überliefert. Ihr gut-christlicher Gegenspieler Aquilin muss also vorher gestorben sein. Hier entschieden sich die katholischen Verwalter des Heiligenkalenders für die nächstmögliche Variante: Todeszeitpunkt 1017.