Eine Niederlassungs-Annonce im „Generalanzeiger“.
Im Juli 1895 kehrte der 31-Jährige dann in seine Studienstadt Würzburg zurück, um eine Kinderarztpraxis zu eröffnen. Seine Niederlassungs-Annonce im „Generalanzeiger“ ist in zweierlei Hinsicht interessant: Zum einen bezeichnet er sich hier noch als „praktischer Arzt und Kinderarzt“, während er später nur noch als Kinderarzt firmiert. Offenbar war der junge Doktor zunächst noch skeptisch, ob sich genügend kleine Patienten finden würden! Zum zweiten ist die Sonntagssprechstunde ein deutlicher Hinweis auf seine jüdische Glaubenszugehörigkeit.
Würzburg war für Ärzte damals ein gutes Pflaster: Nach dem Abbruch der Befestigungsanlagen wuchs die Stadtbevölkerung rasch an. Zuzüge und die hohe Geburtenrate der Kaiserzeit sorgten für große Kinderzahlen. Und die hohe Säuglingssterblichkeit, die Gefahr von Infektionskrankheiten – Schutzmaßnamen gab es außer der Pockenschutzimpfung noch keine – sowie Mangelerkrankungen, schlechte hygienische Verhältnisse und Unkenntnis über richtige Säuglingspflege gaben tüchtigen Kinderärzten Lohn und Arbeit.