
Während eine breite Öffentlichkeit Höcke so verstand, dass er das Holocaust-Mahnmal in Berlin eine „Schande“ nannte, bezeichnete Höcke selbst diese Auslegung als „bösartige und bewusst verleumdende Interpretation“. Vielmehr habe er „den Holocaust, also den von Deutschen verübten Völkermord an den Juden, als Schande für unser Volk bezeichnet“.
Ob es sich nun um ein verbales Fettnäpfchen oder einen rhetorischen Kniff handelte, lässt sich nur schwer klären. Unstrittig ist, dass das Denkmal tatsächlich an eine Schande erinnert. Das sieht auch Historiker Peter Hoeres von der Uni Würzburg so und erinnert an die Debatte im Vorfeld der Entscheidung über das Mahnmal Ende der 1990er Jahre: Der damalige Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, hatte damals erklärt, „wie den meisten Juden“ reiche ihm das Mahnmal in Yad Vashem in Israel. Und Eberhard Diepgen, damals Regierender Bürgermeister, fürchtete, mit dem Denkmal werde Berlin zur „Hauptstadt der Schande“.
„Unangenehme Artikulation“
Bei Höcke sei allerdings nicht klar, worauf er sich bezogen habe, so Hoeres. Bedenklicher scheinen ohnehin andere Passagen in der Rede des Politikers, die weniger Beachtung fanden: Unter dem Applaus des AfD-Nachwuchses sprach Höcke in Dresden von einer „dämlichen Bewältigungspolitik“, forderte eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“, erklärte, bis jetzt sei der deutsche Gemütszustand der „eines brutal besiegten Volkes“.