Darf der Unkrautvernichter Glyphosat auch in Zukunft auf europäischen Feldern gespritzt werden? Begleitet von massiven Protesten verhandeln die Vertreter der EU-Staaten seit Mittwoch in Brüssel darüber. Für den heutigen Donnerstag wird das Ergebnis erwartet. Dann soll klar sein, ob das Mittel, das laut aktuellen Studien im Verdacht steht, krebserregend zu sein, auch nach Ablauf der bisherigen Frist Ende Juni in der Landwirtschaft eingesetzt werden darf.
Deutschland darf jedoch nicht über die Neuzulassung abstimmen. Denn die Bundesregierung konnte sich nicht auf eine gemeinsame Position einigen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist ebenso wie Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) für eine Verlängerung der Zulassung, die SPD-geführten Ressorts jedoch sind dagegen.
Italien und Frankreich wollen gegen Neuzulassung stimmen
Beim Thema Glyphosat würde damit neben Frankreich und Italien eine dritte große EU-Agrarnation nicht für die verlängerte Zulassung stimmen: Frankreichs Gesundheitsministerin Marisol Touraine hatte das Nein ihrer Regierung noch am Vormittag im französischen Rundfunk bekräftigt. Italien gilt ebenfalls als fester Gegner. Die Niederlande hingegen, die sich bislang ebenfalls gegen eine weitere Zulassung ausgesprochen hatten, wollten nun wohl für eine Verlängerung votieren.
„Alle EU-Mitgliedstaaten stehen bei der Entscheidung über die Zulassung mit in der Verantwortung“, appelliert Kerstin Westphal. Seit 2009 sitzt die unterfränkische SPD-Politikerin im Europaparlament.
Auf 40 Prozent der deutschen Felder kommt Glyphosat zum Einsatz
In der Landwirtschaft und im Gartenbau wird Glyphosat vor der Aussaat zur Unkrautbekämpfung verwendet. In Deutschland kommt es auf rund 40 Prozent der Felder zum Einsatz. Auch weltweit ist es laut Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) einer der am häufigsten eingesetzten Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln - und einer der umstrittensten. Glyphosat steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Verschiedene Institutionen haben das Mittel untersucht - mit unterschiedlichen Ergebnissen.
Bereits zugelassene Mittel würden ihre Zulassung verlieren“, erklärt ein Sprecher der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft im oberbayerischen Freising, die Folgen einer Ablehnung der Neuzulassung.
Auch ohne Neuzulassung kommt Glyphosat nach Deutschland
„Der Schutz der Verbraucher steht im Vordergrund, und solange nicht zweifelsfrei geklärt ist, ob Glyphosat krebserregend ist, darf es keine uneingeschränkte Wiederzulassung durch die Europäische Kommission geben“, so Westphal. Doch auch ein europäisches Nein zur Neuzulassung verhindert Glyphosat auf dem europäischen Markt nicht. „Die Getreidemärkte sind global und Glyphosat wird weltweit eingesetzt“, erklärt Stefan Köhler, Vizepräsident des bayerischen Bauernverbands, Bezirk Unterfranken. Durch Getreideimporte werde der Wirkstoff weiterhin beim europäischen Verbraucher ankommen. Mit Informationen von dpa