1895, im selben Jahr, in dem „Fichtel & Sachs“ in Schweinfurt gegründet wurde, baute der Automobilpionier Carl Benz das erste Nutzfahrzeug (Nfz) mit Verbrennungsmotor. Heute ist das frühere Unternehmen Schweinfurter Teil des Konzerns ZF Friedrichshafen AG und die Nutzfahrzeugindustrie weltweit einer der volkswirtschaftlich relevantesten Wirtschaftszweige.
Die Nutzfahrzeugtechnik von ZF in Schweinfurt liefert dabei Lösungen für die Fahrzeugtechnik von heute und morgen. Groß wurde der hiesige ZF-Standort einst mit der Entwicklung der Fahrradnabe. „Das mag ein anderes Geschäft gewesen sein, doch noch heute steckt dieser Schweinfurter Pioniergeist in Nutzfahrzeug-Produkten auf der ganzen Welt“, sagt Kleber Barros Vinhas, der für den Bereich Antriebsstranmodule bei Nutzkraftfahrzeugen verantwortlich ist. Das zeigt: In den vergangenen 125 Jahren hat sich die enorme Innovationskraft des Standorts gezeigt. Glücklicherweise ist er dafür auch ideal gelegen.
„Der Schweinfurter Pioniergeist steckt in Nutzfahrzeugen auf der ganzen Welt.“
Kleber Barros Vinhas, Leiter Nfz-Antriebsstrangmodule ZF Friedrichshafen AG
Der Brasilianer, der schon an vielen Orten gearbeitet hat, fühlt in Schweinfurt einen ganz besonderen „Spirit“, gespeist aus dem Wettbewerb der hier ansässigen Wissenschaftler und Weltmarktführer, der für ständig neue Quantensprünge in Forschung und Entwicklung sorgt. So versorgt Schweinfurt die ganze Welt mit Bauteilen und Know-how für Lastkraftwagen, Busse, Kleintransporter, Land-, Bau- und Sondermaschinen sowie die Schiene.
Branchenprimus und Massenproduzent
Die ZF-Sparte Nutzfahrzeugtechnik war schon immer ein Vorreiter in der Branche. Schon vor 100 Jahren fertigte man das erste Einheitsgetriebe für Nfz, mit dem die Idee eines Getriebebaukastens umgesetzt wurde, der sich bis zum heutigen Tage bewährt hat.
ZF hat seitdem viele weitere Innovationen hervorgebracht: unter anderem das erste Lkw-Automatikgetriebe, immer feinere und ausgeklügeltere Fahrwerk- und Antriebslösungen bei immer drehmomentstärker werdenden Motoren sowie aktuell Hybridantriebs- Lösungen oder neue Mobilitätskonzepte, etwa in Form eines Elektrobusses in Schweinfurt, der durch eine ZF-Elektroachse mit zwei radnabennahen Motoren mit 250 Kilowatt Leistung angetrieben wird. Über 4.000 verschiedene Teilenummern sind in den Katalogen verzeichnet und abrufbar.
Bei dieser Produktvielfalt ist ZF ebenso Branchenprimus wie bei der Effizienz von Produktionsprozessen. ZF liefert seit mehr als 60 Jahren an so gut wie alle renommierten Nfz-Hersteller. 1.800 Mitarbeiter*innen arbeiten in drei Ländern (Deutschland, China und Brasilien), davon 750 in Schweinfurt. „Wir mögen zwar in der öffentlichen Wahrnehmung nur in zweiter Reihe stehen, doch schieben wir den Konzern mit unserer Power von hinten an“, sagt Georg Memmel, Leiter Produktgruppe Schwerdämpfer.
Viel Energie steckt die ZF-Division deshalb auch in die Forschung und Entwicklung. Etwa ei den Dämpfern, die als hochentwickelte Bauteile gelten. „Die Konstruktionsgeschichte von Stoßdämpfern ist eigentlich auserzählt, es sind keine großen Entwicklungssprünge mehr zu erwarten. Die Stärke, die heute im Produkt liegt, ist seine Masse – und dennoch entwickeln wir es weiter.“ In Zahlen: 2019 wurden alleine 4,6 Millionen Stoßdämpfer für Nfz über sechs Tonnen in Schweinfurt hergestellt, weltweit produzierte ZF 13 Millionen Stück.
Die Division stellt damit eines der Brot- und Buttergeschäfte für ZF sicher. Dieser Verantwortung ist man sich bewusst – und handelt. „Wir müssen an einem hart umkämpften Markt gegenüber günstigeren Anbietern bestehen“, erklärt Memmel, „also punkten wir bei der Technologie und dem Service, um unsere Marktposition zu halten und weiter auszubauen.“
„Wir sind vielleicht nicht der günstigste, dafür aber der zuverlässigste Partner auf dem Nutzfahrzeugmarkt.“
Georg Memmel, Leiter Produktgruppe Schwerdämpfer ZF Friedrichshafen AG
Hinzu kommt: An Nfz werden andere Anforderungen gestellt als an Personenkraftwagen. Nfz sind Wirtschaftsgüter, die an ihrer Lebenszyklus-Kostenrechnung gemessen werden. Variablen darin sind der Teileverschleiß, der Spritverbrauch oder die Pannensicherheit. So kann ein teures ZF-Bauteil auf lange Sicht günstiger sein, weil es länger hält. „Und das wird von den Käufern honoriert.“
Zig Millionen Kilometer auf dem Buckel
ZF ist erfolgreich, weil seine Produkte mit zu den verlässlichsten Bauteilen gehören, die man auf dem Markt findet. Beispiel Kupplung: Sie muss enorm viel aushalten. Durchschnittlich bis zu 20 Kupplungsvorgänge nimmt ein Nutzfahrzeugfahrer pro Kilometer vor. Bei einer erwarteten Mindestlaufleistung des Motors von einer Million Kilometer erleidet sie eine zig-millionenfache Beanspruchung – und muss doch bis zuletzt halten.
„Daran arbeiten wir“, sagt Vinhas. Mit Erfolg: Jede fünfte verbaute Kupplung auf der Welt stammt heute von ZF. Gewährleistet wird dies durch oft jahrelange Erprobungen, bevor das Teil in Serie geht. Mit all diesen Alleinstellungsmerkmalen nimmt Schweinfurt aus Sicht der beiden Bereichsleiter eine Führungsrolle in der globalen Nfz-Technik ein und sorgt dafür, dass sich sich die Räder auf Schiene und Straße auch künftig weiter drehen.
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