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Würzburg
Warum Banken die Kontogebühren erhöhen
Bankkunden müssen immer öfter mehr für ihr Girokonto zahlen. Und das offenbar für Leistungen, die sie gar nicht brauchen. Ärger darüber gibt es auch in Mainfranken.
Einfach mal schnell Geld abheben? Das kostet Gebühren. Doch was tun, wenn diese immer mehr ansteigen?
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Getty Images/iStockphoto
| Einfach mal schnell Geld abheben? Das kostet Gebühren. Doch was tun, wenn diese immer mehr ansteigen?
Nicolas Bettinger, Volontär, Mediengruppe Main-Post
Nicolas Bettinger
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:56 Uhr

"Ich bin verärgert", sagt Andreas Bande (Name geändert und der Redaktion bekannt), Kunde der HypoVereinsbank in Würzburg. Sein Ärger bezieht sich auf die Erhöhung seiner Kontoführungsgebühr. Per Post hat er davon erfahren. Demnach erhöhen sich seine monatlichen Girokonto-Kosten nun von 7,90 Euro auf 9,90 Euro. Das sind pro Jahr 24 Euro mehr, die Bande aufbringen muss. Fast 120 Euro insgesamt statt bislang rund 95. Dafür biete das Konto nun aber "deutlich mehr Leistungen", heißt es in dem Schreiben.

Der 81-jährige Rentner ist deshalb so verärgert, weil er mit den angebotenen Veränderungen nichts anfangen kann. Kostenlose Mastercard, halber Preis für Bargeldauszahlungen an Fremdbanken und kostenlose Echtzeitüberweisungen: "Das wurde mir unverlangt aufgedrängt, das werde ich ohnehin nicht nutzen", sagt Bande.

Mit diesem Problem steht der Rentner nicht alleine da. In Zeiten der Zinsflaute erhöhen viele Kreditinstitute die Gebühren. Höhere Kosten und teure Filialen könnten weitere Gründe für den Anstieg sein. Doch die HypoVereinsbank nennt andere Gründe.

Reaktion auf Nutzungsverhalten der Kunden

"Wir haben die Leistungen erweitert aufgrund der Rückmeldungen unserer Kunden", sagt ein Sprecher der HypoVereinsbank auf Nachfrage. Die Bank habe sich zum Ausbau der Leistungen entschlossen, da immer mehr Menschen die Echtzeitüberweisung, Kreditkarten und auch weltweites Geldabheben mit Kreditkarte stärker nutzen. Das sei der Grund für die Erhöhung der Gebühren. Man müsse sich an dem orientieren, was die Mehrheit der Nutzer in Anspruch nehmen will. Über Zahlen, wie viele Kunden welche Leistungen nutzen, erteilt die Bank keine Auskunft.

Gleichzeitig weist der Sprecher darauf hin, dass Kunden über ein Vorteilsprogramm die Möglichkeit hätten, ihre Kosten auch wieder zu reduzieren. An diesem Programm nimmt Andreas Bande nicht teil. Er zeigt kein Verständnis für die Preiserhöhung. Der langjährige Kunde sieht in den veränderten Konditionen eine Masche des Kreditinstituts. Anders könne er sich eine solche "Kostenexplosion" nicht erklären.

Kreditkarten werden laut Banken immer stärker von Kunden genutzt.
Foto: Andrea Warnecke, DPA | Kreditkarten werden laut Banken immer stärker von Kunden genutzt.

Doch nicht nur die HypoVereinsbank, auch andere Banken haben mit hohen Kosten zu kämpfen und reagieren teilweise mit Gebührenerhöhungen. Mainfränkische Sprecher der Sparkasse, der Sparda-Bank und der Commerzbank machten auf Anfrage dafür auch die anhaltende Niedrigzinsphase sowie wachsende Anforderungen im Finanzbereich verantwortlich. Alle Banken hätten derzeit mit sinkenden Erträgen und steigenden Kosten zu kämpfen.

Rahmenbedingungen haben sich geändert

Auch Jürgen Gros, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern, zu dem auch die Volksbanken- und Raiffeisenbanken gehören, sieht in den Kostensteigerungen eine logische Konsequenz der vergangenen Jahre. "Die Rahmenbedingungen für Banken haben sich erheblich verändert", erklärt Gros und macht ebenfalls das niedrige Zinsniveau für die rückläufige Ertragslage verantwortlich. Nach der weltweiten Finanzkrise seien die Kosten für Banken extrem gestiegen. Dazu gehörten zu einem großen Teil auch regulatorische Kosten. Diese machten laut Gros "etwa zehn Prozent des Jahresbetriebsergebnisses" aus. Auch deshalb müssten Banken mit Gebührenerhöhungen reagieren.

"Es gibt viele Kunden, die Gebührenanpassungen nachvollziehen können."
Jürgen Gros, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern

Zudem sieht Gros weitere Kosten für technische Weiterentwicklungen, die ausgeglichen werden müssten. Als Beispiel nennt er Kunden-Apps. Diese müssten gewissen Service- und Sicherheitsaspekten entsprechen und zwängen Banken zu Investitionen.

Auf die Frage, ob er den Ärger über die Preissteigerungen dennoch verstehen könne, antwortet Jürgen Gros: "Es gibt viele Kunden, die Gebührenanpassungen nachvollziehen können. Sie wissen, dass die Bereitstellung von Finanzdienstleistungen Geld kostet und nicht dauerhaft zum Tiefpreis erfolgen kann." Er rät unzufriedenen Kunden, zu prüfen, ob sie sich im richtigen Konto-Modell befinden. Häufig könne man damit schon umgehen, für ungewollte Leistungen zahlen zu müssen.

Verbraucherzentrale: "Banken sind erfinderisch"

Die Entwicklung steigender Kontogebühren beobachtet Sibylle Miller-Trach von der Verbraucherzentrale Bayern schon länger. "Banken verdienen nichts mehr an den Einlagen der Kunden", so die Juristin. Auch im Bereich der Kredite und Immobilienkredite sei für die Geldinstitute nichts mehr zu  holen. Früher hätten sie damit Gewinne erzielt. Heutzutage müssten die Banken für ihre eigenen Einlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) schon Strafzinsen in Höhe von 0,4 Prozent zahlen. "Diese Kosten geben sie oft indirekt an die Kunden weiter."

Logischerweise würden Banken nach Mitteln und Wegen suchen, um an Einnahmen zu gelangen. "Und Banken sind dabei relativ erfinderisch", sagt Miller-Trach. "Bei Kontoführungsgebühren dürfen sie grundsätzlich verlangen, was sie wollen", so die Expertin. Sie verstehe den Ärger der Kunden, die nun zusätzliche Leistungen bezahlen müssen. Bei Gebühren für Ein- und Auszahlungen am Schalter gelte aber laut Bundesgerichtshof: eine Gebühr darf nur so hoch sein, wie die durch den Service tatsächlich entstandenen Kosten.

Warum werden die Gebühren für Kontos immer teurer? Das fragen sich viele Kunden.
Foto: Marcus Brandt, DPA | Warum werden die Gebühren für Kontos immer teurer? Das fragen sich viele Kunden.

Kann sich der Kunde dagegen wehren?

Bleibt die Frage: Was kann der Kunde tun, wenn er mit der Kostensteigerung der Kontoführungsgebühr nicht einverstanden ist? "Grundsätzlich kann er dieser Änderung widersprechen", sagt Miller-Trach. Er müsse diese nicht akzeptieren. Allerdings habe er dann im Normalfall mit einer Kündigung durch die Bank zu rechnen, erklärt die Juristin.

Von einer Kündigung spricht die HypoVereinsbank in dem Zusammenhang nicht. Der Kunde habe die Möglichkeit, der Preisänderung und Leistungserweiterung zu widersprechen. Dann bliebe es "erstmal bei den alten Konditionen", teilte die Bank auf Anfrage mit. Ob dies dauerhaft gilt oder ob die Bank dem Kunden doch irgendwann kündigt, blieb unbeantwortet. Miller-Trach rät Kunden deshalb, die Konditionen unterschiedlicher Banken zu vergleichen. Wenn es zu teuer ist, dann könne man den Anbieter auch wechseln.

Regelungen sollen Bank-Wechsel vereinfachen

Andreas Bande will seine Bank trotz Verärgerung nicht wechseln. Er nutzte sein Konto für die Finanzierung von Immobilien und will den "viel zu großen Aufwand" eines Kontowechsels nicht aufbringen. Laut Miller-Trach von der Verbraucherzentrale sei dieser Aufwand aber überschaubar. "Wenn ein Kunde wechseln will, dann kann er beantragen, dass die alte und die neue Bank die Kundendaten untereinander austauschen", so Miller-Trach. Die gesetzlich festgelegte "Kontowechselhilfe" soll es dem Kunden erleichtern, eine neue Bank zu finden. Allerdings dürfen die Banken auch für diesen Service Geld verlangen.

Eine weitere Hilfe für den Kunden könne eine 2018 festgelegte EU-Richtlinie sein. Demnach sind Banken dazu verpflichtet, ihre Kunden einmal im Jahr über die gesamten Kosten zu informieren. Das helfe den Kunden, den Überblick zu behalten. "Die Verbraucher sollen damit animiert werden, über einen Wechsel nachzudenken", sagt Miller-Trach.

Die Juristin verweist außerdem auf eine Empfehlung von Stiftung Warentest. Demnach sollten Kunden, die für ihr Girokonto mehr als 60 Euro im Jahr zahlen, über einen Wechsel nachdenken. 60 Euro seien dabei für Buchungen, Technik, Beratung und Bereitstellung von Automaten akzeptabel. Kunden von Banken mit eigenen Filialen zahlen häufig deutlich mehr. Das muss laut Stiftung Warentest nicht sein.

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