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SCHWARZACH
Türkischer Investor steigt bei René Lezard ein
Außenansicht des Modeunternehmens René Lezard in Schwarzach am Main. Das Unternehmen will sich in Eigenregie und jetzt mit einem türkischen Großinvestor aus der Krise retten.
Foto: Thomas Obermeier | Außenansicht des Modeunternehmens René Lezard in Schwarzach am Main. Das Unternehmen will sich in Eigenregie und jetzt mit einem türkischen Großinvestor aus der Krise retten.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:07 Uhr

Der wirtschaftlich angeschlagene Modeanbieter René Lezard hat einen Investor gefunden: den türkischen Modeproduzenten Cemsel Tekstil. Das teilte das Unternehmen in Schwarzach (Lkr. Kitzingen) am Mittwoch mit.

Keine Details über den Deal

Demnach steigt Cemsel langfristig als Großinvestor bei der René Lezard Mode AG ein. Wie viel Geld im Zusammenhang mit dem Geschäft fließen wird, darüber gibt es keine Angaben.

Wie ein Sprecher am Mittwoch gegenüber dieser Redaktion sagte, werde die Hauptversammlung von René Lezard voraussichtlich Mitte Dezember über den Aktienkauf von Cemsel entscheiden. Welchen Anteil die Türken dann an dem fränkischen Modehaus halten werden, könne jetzt noch nicht mitgeteilt werden. Der Anteil werde aber „sicherlich bedeutend“ sein, so der Sprecher.

Cemsel: Kehrt der neue Besen besser?

Mit dem Einstieg des Istanbuler Unternehmens „ist ein weiterer sehr wichtiger Schritt in eine gesicherte Zukunft“ von René Lezard gelungen, wird Sanierungsexperte Michael Bourjau in der Mitteilung zitiert. Der Aufsichtsratsvorsitzende der René Lezard Mode AG ist davon überzeugt, dass Cemsel-Chef Yaºar Eºgin das Schwarzacher Modehaus wieder „wirtschaftlich auf erfolgreichen Kurs“ bringen werde.

Eºgin wird in der Mitteilung dafür gelobt, dass er als Mehrheitsgesellschafter den Starnberger Damenmode-Anbieter More & More „durch die Entwicklung von schlanken unternehmerischen Prozessen“ innerhalb von zwei Jahren saniert habe. Das lässt durchblicken, wie der neue Besen bei René Lezard kehren wird.

Neuer Design-Chef kommt im Dezember

Auf jeden Fall etwas ändern wird sich am 1. Dezember an entscheidender Stelle: Andreas Angerer tritt die Stelle als Design-Chef im Bereich Damenoberbekleidung an. Diese Rolle war bislang zum Teil von einem Externen wahrgenommen worden.

Wie es in einer Mitteilung weiter heißt, arbeitete Angerer bislang unter anderem beim Edelmarken-Anbieter Cerruti (Paris) sowie bei Laurèl (Aschheim bei München) und Airfield (Österreich) – beide sind auf Damenmode spezialisiert.

Wohin steuert das Lezard-Angebot?

Ob sich René Lezard nun noch mehr als bisher in diesem Bereich tummeln wird, ist offen. Vorstandsvorsitzende Isabella Hierl ließ am Mittwoch lediglich mitteilen, dass Angerer ab Dezember die Kollektion für den Sommer 2020 entwickeln werde. „Eine Kollektion, die sicherlich die erfolgreiche DNA von René Lezard weiterführt.“

Wie Lezard in die Krise rutschte

Nach Jahren des wirtschaftlichen Schlingerkurses war René Lezard mit seinen damals knapp 300 Mitarbeitern im März 2017 in die Insolvenz gerutscht. Das reguläre Verfahren läuft seit Juni 2017. Wenige Monate später kam ein Rettungsplan auf den Tisch, der unter anderem die Ausgliederung von Unternehmensteilen in eine Aktiengesellschaft vorsah.

Wie viele Beschäftigte René Lezard im Moment hat, war am Mittwoch nicht zu klären. Der Unternehmenssprecher ging von „gut 200“ aus. Sie sind bei der René Lezard Mode AG angestellt, die im November 2017 gegründet wurde und rechtlich mit dem Insolvenzverfahren nichts zu tun hat. Dieses Verfahren wird über die René Lezard GmbH abgewickelt.

Mit der Gründung der AG hatten die Gläubiger einer René-Lezard-Anleihe 70 Prozent der Aktien erhalten. Die vor sechs Jahren mit 15 Millionen Euro aufgelegte Anleihe war im November 2017 fällig geworden. Ihre Rückzahlung war ein wesentlicher Faktor, warum das Schwarzacher Modehaus finanziell an die Wand gedrückt wurde. Die Anleihegläubiger mussten massive Einbußen hinnehmen.

Optimismus in der Chefetage

Im Zuge der Sanierung in Eigenregie gab es zum Jahreswechsel in der Chefetage ein Stühlerücken: GmbH-Geschäftsführer Heinz Hackl ging und Isabella Hierl kam als Vorstandsvorsitzende der AG. Auch Hierl sieht der Mitteilung zufolge den Einstieg von Cemsel mit Zuversicht: „Als Produzent versteht Cemsel das Design und die DNA von René Lezard. Das ist die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.“

Wer Cemsel ist

Cemsel wurde nach eigenen Angaben 1986 von Yaºar Eºgin gegründet, der in Mönchengladbach als Textilingenieur promoviert habe. Sein Unternehmen produziert Herren-, Damen- und Kinderbekleidung unter anderem für Marc O'Polo, Benetton und More & More. In dem Büro in Istanbul arbeiten nach Firmendarstellung 70 Menschen.

René Lezard gibt es seit 1978. Firmengründer Thomas Schaefer hat das Unternehmen mittlerweile verlassen.

Wie am Mittwoch zu erfahren war, richtet sich René Lezard auf den öffentlichen Handel seiner Aktien ein. Gesetzlich ist dafür ein sogenannter Prospekt mit allen wichtigen Informationen zu den Wertpapieren aufzulegen. Das werde derzeit in Schwarzach vorbereitet, hieß es.

Andreas Angerer wird am 1.12.2018 neuer Design-Chef (Damenoberbekleidung) der René Lezard Mode AG in Schwarzach/Main.
Foto: René Lezard | Andreas Angerer wird am 1.12.2018 neuer Design-Chef (Damenoberbekleidung) der René Lezard Mode AG in Schwarzach/Main.
 
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