René Lezard ist offenbar gerettet: Eine Woche nach dieser Meldung sind jetzt Einzelheiten bekannt geworden, wie die Rettung des in die Insolvenz gerutschten Modeunternehmens in Schwarzach (Lkr. Kitzingen) genau aussehen soll. Dabei wird klar: Die Gläubiger der Firmenanleihe werden nach Abstrichen vor einigen Monaten nun weiter bluten müssen. Und: Firmengründer Thomas Schaefer hat sich zurückgezogen.
Im November wird eine Aktiengesellschaft gegründet
Die Art der Rettung von René Lezard ist für Unternehmenspleiten typisch und kompliziert. Im Kern dieser Konstruktion entsteht eine neue, von der Insolvenz nicht betroffene Firma, die den Betrieb übernimmt. Der Verkauf der Firmenimmobilie in Schwarzach an eine Investorengruppe soll einen Großteil der Schulden bei Banken begleichen. Die Anleihegläubiger indes erhalten Aktien, deren Wert zunächst aber wohl weit unter dem Wert der Anleihen liegen werden.
Was die Aktiengesellschaft macht
Wie Insolvenzverwalter Hubert Ampferl von der Nürnberger Kanzlei Dr. Beck & Partner am Mittwoch weiter mitteilen ließ, wird am 1. November eine Aktiengesellschaft gegründet. Sie übernimmt den laufenden Betrieb von René Lezard in der dann angemieteten Immobilie sowie fast die komplette Belegschaft. Zwei Abteilungen „und eine Anzahl von Mitarbeitern im einstelligen Bereich“ stehen allerdings auf der Kippe. Wie vielen Beschäftigten am Ende gekündigt werden muss, sei noch nicht klar. Es komme aber auf jeden Fall „zu keinem nennenswerten Personalabbau.“ René Lezard hat den Angaben zufolge im Moment 273 Mitarbeiter – deutlich weniger als noch vor einigen Jahren.
Was mit den Beschäftigten passiert
Die Beschäftigten haben von März bis Mai im herkömmlichen Rahmen Insolvenzgeld bekommen. Seit Juni und in der Zukunft erhalten sie wieder Gehalt in gewohnter Höhe, hieß es am Mittwoch aus der Ampferl-Kanzlei weiter.
René Lezard ist bislang ein GmbH. Sie werde weiter bestehen, weil über diese Gesellschaft die Insolvenz abgewickelt werde. Im Umkehrschluss heißt das: Die neue Aktiengesellschaft wird ohne Forderungen der Insolvenzgläubiger starten können.
Stillschweigen über die Investoren
Nach Angaben des Insolvenzverwalters gehen 30 Prozent der neuen Aktien an die beiden Investoren, die die Lezard-Immobilie kaufen. Wer diese Investoren sind, verriet Ampferl nicht. Auch nicht, wie hoch die Schulden bei den vier Banken noch sind, die René Lezard über den Immobilienverkauf zumindest teilweise begleichen will. Vor einigen Monaten war noch von 8,8 Millionen Euro die Rede gewesen.
Die restlichen 70 Prozent der Aktien übernehmen voraussichtlich die Gläubiger der Lezard-Anleihe, die 2012 zwecks Kapitalbeschaffung ausgegeben worden war und die bis November 2017 hätte laufen sollen. Die Anleihegläubiger werden noch im Oktober bei einem eigenen Termin beschließen, ob sie den Tausch ihrer Wertpapiere in Aktien auch wirklich wollen. „Davon gehen wir aber aus“, war aus dem Büro des Insolvenzverwalters zu hören. Fakt sei, dass diese Gläubiger „nicht 1:1 befriedigt werden“.
Was es genau mit den Aktien auf sich hat
Es sei vielmehr damit zu rechnen, dass in der Summe die ausgegebenen Nennwert-Aktien etwa zehn Prozent der Anleihe-Werte erreichen. Da der Wert von Aktien naturgemäß steigen kann, werden die neuen Besitzer – also die jetzigen Anleihegläubiger – genau auf diesen Effekt setzen, um ihr Minus aus dem Tausch wenigstens ein bisschen ausgleichen zu können. Wo die Lezard-Aktien gehandelt werden, sei noch nicht klar, so die Information aus dem Ampferl-Büro. Die Übertragung der Aktien an die Anleihegläubiger erfolge im Rahmen des Insolvenzplans. Wie berichtet, hatten die Anleihegläubiger schon im vergangenen November auf viel Geld liegen lassen müssen.
Im Zuge der neuen Entwicklung wurde auch eine interessante Personalie bekannt: Thomas Schaefer hat sich aus dem Unternehmen zurückgezogen. Dies bestätigte der Insolvenzverwalter in seiner Mitteilung vom Mittwoch – ohne Einzelheiten zu nennen. Schaefer hatte René Lezard 1978 gegründet, war zuletzt neben Heinz Hackl Geschäftsführer und hielt einen Großteil der Unternehmensanteile.