Mit einem für sie schmerzhaften Schritt wollen Gläubiger der René Lezard Mode GmbH wesentlich dazu beitragen, dass das Unternehmen in Schwarzach (Lkr. Kitzingen) nicht massive Schwierigkeiten bekommt. Allerdings muss jetzt noch ein Investor her, der die Tür zum Abgrund endgültig zumacht.
2017 kann es heikel werden
Vor allem der November 2017 ist für René Lezard ein äußerst heikles Datum. Dann läuft die 2012 ausgegebene Unternehmensanleihe aus, 15 Millionen Euro plus Zinsen wären dann zurückzuzahlen. Wie aus Firmenkreisen zu erfahren war, würde das René Lezard überfordern und womöglich in die Pleite treiben.
Hinzu kommen 8,8 Millionen Euro, mit denen das Unternehmen nach eigenen Angaben bei vier Banken in der Kreide steht. Geplant ist, dass ein Investor in die Modefirma einsteigt und unter anderem diese Schulden übernimmt. Doch diesen Investor sucht René Lezard noch.
Anleihe: Gläubiger verzichten auf viel Geld
In dieser Woche haben immerhin die Gläubiger der 15-Millionen-Anleihe deutlich die Brisanz aus der Lage herausgenommen. Auf einer planmäßigen Versammlung in Frankfurt/Main beschlossen sie unter anderem, auf 40 Prozent ihrer Forderungen zu verzichten. Zudem wird die Anleihe erst 2050 fällig. Zinszahlungen an die Gläubiger werden bis 2025 ausgesetzt. Alles in allem wird René Lezard damit um mehrere Millionen Euro entlastet – angesichts der angeschlagenen Lage des Unternehmens mit Konzernverlusten in den vergangenen Jahren eine Rettung zumindest auf Zeit.
Rückschlag: Investor ist abgesprungen
Allerdings hat es am Dienstag einen Rückschlag für die Schwarzacher gegeben: Ein Londoner Investor sprang im letzten Moment ab. Er hätte der Retter für René Lezard werden sollen. Das Unternehmen führe nun mit „mehr als zwei“ anderen Interessenten Gespräche, sagte Alexander Amend auf Anfrage, der kaufmännische Leiter von René Lezard. „Es ist nicht fünf vor zwölf.“ Das auf edle Damen- und Herrenbekleidung spezialisierte Haus sei nicht in Gefahr, insolvent zu werden.
Insolvenz ist „hypothetisch“
Auch Ingo Janssen von der UBJ GmbH in Hamburg sieht das so. Sein Unternehmen begleitet René Lezard bei der Sanierung der Finanzen. Die Gefahr einer Insolvenz „ist hypothetisch“. Dass die Schwarzacher wirtschaftlich angeknackst sind, verwundere nicht: „Dass es der ganzen Branche nicht gut geht, ist noch zart ausgedrückt.“
Nach Wöhrl nun Lezard
In der Tat müssen die Modehändler einen energischen Gegenwind aushalten. Vor allem die Neigung der Kunden, im Internet einzukaufen, hat das ausgelöst. Auch in Franken ist jener Gegenwind zu spüren: Neben René Lezard hat auch das Modehaus Wöhrl mit Sitz in Nürnberg und Filialen unter anderem in Würzburg, Schweinfurt und Bad Neustadt jüngst mit Krisen-Schlagzeilen auf sich aufmerksam gemacht. Während Wöhrl aber in erster Linie durch das Filialnetz die Luft abgeschnürt wird, ist das Problem bei René Lezard vielschichtiger: 2009 riss die Insolvenz eines damaligen Gesellschafters die Modefirma nach unten.
Von diesem Sturz bei Umsatz und Ergebnis erholten sich die Schwarzacher nur zeitweise.
Kunden aus Russland blieben aus
Dann folgten weitere Faktoren: Zahlungskräftige Kunden aus Russland blieben im Zuge der Ukraine-Krise weg, Wetterkapriolen 2013/2014 animierten nicht zum Kleiderkauf – mit der Folge, dass der Konzern zuletzt einen Verlust von 3,8 Millionen Euro verkraften musste. Der kaufmännische Leiter Alexander Amend setzt aber weiter darauf, dass der Finanzumbau des Unternehmens Früchte tragen wird: „Der positive Ausblick ist geblieben.“
Firma und Anleihe
René Lezard: Das Unternehmen wurde 1978 von Thomas Schaefer gegründet, der heute der technische Geschäftsführer ist und 75 Prozent der Unternehmensanteile hält. Erwarteter Konzernumsatz 2015/2016: 44,6 Millionen Euro (Vorjahr: 46,9), Konzernverlust: 2,6 Millionen Euro (3,8). Mitarbeiter: 361.
Anleihe: Mit solchen verzinsten Wertpapieren beschaffen sich Unternehmen oder Staaten frisches Geld von den Anlegern. Diese Anleger haben ein Recht auf Rückzahlung ihres investierten Betrags plus der vereinbarten Zinsen. Anleihen können an der Börse notiert werden und laufen über mehrere Jahre. Der Gesamtwert der Anleihe wird zum Beispiel in 100- oder 1000-Euro-Teile gestückelt, die sogenannten Teilschuldverschreibungen. aug