Die Übernahme der insolventen Bavaria Yachtbau in Giebelstadt (Lkr. Würzburg) durch einen neuen Eigentümer, der die Werft fortführen und weiter ausbauen will, steht möglicherweise kurz bevor. Nach Auskunft eines Beteiligten seien die Verkaufsmodalitäten am Donnerstag verhandelt worden und bedürfen lediglich der abschließenden juristischen Prüfung und der Zustimmung des Gläubigerausschusses. In der kommenden Woche sollen die Verträge unterschriftsreif sein.
Etwas verhaltener äußert sich der im April 2018 zum Geschäftsführer berufene Sanierungsexperte Tobias Brinkmann. „Wir sind aus meiner Sicht sehr weit fortgeschritten, aber es liegt noch ein Stück Weg vor uns“, so Brinkmann im Gespräch mit der Redaktion.
Kein Zuschlag ergangen
Nachdem im April das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet wurde, machte sich Brinkmann auf die Suche nach einem Käufer für die angeschlagene Bootswerft. Noch Ende Juli hatte er sich zuversichtlich gezeigt, in Kürze einen Käufer präsentieren zu können, der den einstigen Branchenprimus übernehmen und weiterführen will. In der jüngsten Sitzung des Gläubigerausschusses am 17. August kam es allerdings nicht zu einem Zuschlag.
Das mag auch daran liegen, dass der potenzielle Käufer nach eigenen Angaben erst unmittelbar vor dieser Sitzung ein verbindliches Kaufangebot vorgelegt hat. Man habe sich erst wenige Tage vor dem Termin für die Übernahme entschieden, sagt ein Sprecher des Investors, der bis zur endgültigen Vertragsunterzeichnung ungenannt bleiben möchte.
Das Unternehmen fortführen und ausbauen
Im Gespräch mit der Redaktion ging es dem möglichen neuen Eigentümer vor allem um die Botschaft an die etwa 600 Bavaria-Mitarbeiter, dass er gewillt sei, das Unternehmen fortzuführen und auszubauen. „Wir machen das mit großer Leidenschaft und sichern zu, dass es sofort nach dem Kauf weitergeht“, so sein Sprecher.
Dabei sei man auf die Mitarbeiter angewiesen und wolle deshalb vermeiden, dass sich die Beschäftigten inzwischen einen neuen Arbeitsplatz suchen. „Die sofortige Fortführung ist unser größtes Risiko, weil wir vom ersten Tag an für die Kosten einstehen müssen“, erklärt der Sprecher.
Funktionierende Werft übergeben
Nach den Worten des Geschäftsführers will Bavaria auch im September Kurzarbeit in Anspruch nehmen. Die Produktion laufe aber auf verminderter Basis weiter. Man wolle dem künftigen Eigentümer eine funktionierende Werft und eine möglichst große Zahl von potenziellen Aufträgen übergeben.
Dass sich einer der Bieter bereits vor der Entscheidung an die Öffentlichkeit wendet, hat Brinkmann überrascht. Dies zeige aber zumindest ein ernsthaftes Interesse an der Fortführung der Werft. Zu weiteren Details könne er aber keine Stellung nehmen, sagte er im Gespräch mit der Redaktion. Letztlich entscheide der Gläubigerausschuss.
Kauf aus Eigenkapital
Der Bieter will den Kauf aus Eigenkapital finanzieren. Als Kooperationspartner stehe dem Investor ein italienischer Hersteller von Luxus-Jachten zur Seite, der durch die Zusammenarbeit mit Bavaria sein Produktportfolio um ein günstigeres Preissegment erweitern möchte, so der Sprecher. Man verfüge über eine mehr als 40-jährige Erfahrung im Schiffsbau und über ein weltweites Vertriebsnetz, von dem künftig auch Bavaria profitieren werde.
Unter welchem Zeitdruck der Kauf steht, macht ein Blick in den Messekalender deutlich. Zum Auftakt der Messesaison beginnt am 11. September das Yachting Festival Cannes. Um sich dort bereits potenziellen Kunden als neuer Eigentümer von Bavaria präsentieren zu können, sei der Investor nach eigenen Angaben bereit, die Messegebühr in Höhe von 150 000 Euro schon vor dem endgültigen Vertragsabschluss zur Verfügung zu stellen.
Turbulente Firmengeschichte
Bavaria Yachtbau hat eine turbulente Vergangenheit hinter sich. Bis zur Übernahme durch den US-Finanzinvestor Bain Capital im Jahr 2007 für rund 1,2 Milliarden Euro war die Werft zum führenden europäischen Hersteller von Segel- und Motorjachten aufgestiegen. Im Zuge der weltweiten Finanzkrise geriet das Unternehmen wirtschaftlich in Schieflage.
Nach einer Entschuldung übernahmen die US-Hedgefonds Anchorage und Oaktree die Anteilsmehrheit. 2014 kaufte Bavaria den französischen Katamaran-Hersteller Nautitech. Im April 2018 stellte Bavaria Insolvenzantrag. Nautitech ist von dieser Insolvenz nicht betroffen, soll aber zeitgleich mit Bavaria veräußert werden.
Schlecht gemanagt
Der neu hinzugekommene Investor versichert, dass er den einstigen Branchenprimus wieder zu alter Größe führen wolle. „Bavaria ist ein Weltführer, der schlecht gemanagt wurde“, sagt dessen Sprecher. „Wir glauben, dass wir die Fähigkeiten und Erfahrungen haben, die Firma weiter voranzubringen, als sie zuvor war.“