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Schweinfurt
SKF in Schweinfurt macht Eisenbahnen sicherer
Der Kugellagerspezialist SKF wird ab sofort in Schweinfurt Radsatzlager von Zügen warten. Damit trägt der Standort zur Sicherheit von Eisenbahnen in Europa bei.
Ein Mitarbeiter montiert ein Kegelrollenlager im neu eröffneten Railway Service & Competence Center von SKF in Schweinfurt. Hier werden Radsatzlager, die im Schienenverkehr zum Einsatz kommen, aufgearbeitet.
Foto: Jörg Wagner | Ein Mitarbeiter montiert ein Kegelrollenlager im neu eröffneten Railway Service & Competence Center von SKF in Schweinfurt. Hier werden Radsatzlager, die im Schienenverkehr zum Einsatz kommen, aufgearbeitet.
Aurelian Völker
 |  aktualisiert: 09.02.2024 05:05 Uhr

SKF hat am Mittwoch in Schweinfurt ein neues "Railway Service & Competence Center" eröffnet, in dem Radsatzlager von Eisenbahnen geprüft und auf Vordermann gebracht werden. Da diese Einzelteile an Zügen eine wichtige Rolle spielen, trägt das neue Zentrum zur Sicherheit im europäischen Schienenverkehr bei. Nebeneffekt: Schweinfurt bekommt neue Arbeitsplätze.

Was wird im Schweinfurter Railway Service & Competence Center gemacht?

Die gebrauchten Radsatzlager werden in Einzelteile zerlegt und laut SKF nach neuestem Stand der Technik gereinigt. Jede einzelne Komponente wie Innenring, Außenring, Käfig und Rollen wird dann auf Schäden untersucht und gegebenenfalls repariert. Anschließend werden die Komponenten neu geschmiert, wieder zu einer Lagereinheit zusammengesetzt und verpackt. Dabei werden alle Bearbeitungsschritte digital dokumentiert.

Was ist ein Radsatzlager?

Radsatzlager sind sicherheitsrelevante Bauteile, die am Radsatz eines Schienenfahrzeuges montiert sind. Sie sorgen dafür, dass die Fahrzeuge sicher und zuverlässig betrieben werden können. Sie müssen unter schwierigen Einsatzbedingungen hohen Belastungen widerstehen. Radsatzlager sitzen auf der Radachse und stellen die Verbindung zwischen dem Drehgestell und dem rotierenden Rad her. 

Was will SKF mit dem Railway Center erreichen?

"Über die Zustandsüberwachung können wir in Echtzeit den Zustand des einzelnen Radsatzlagers über bestimmte Parameter erkennen und gemeinsam mit dem Kunden entscheiden, ob es einem Service oder gar Austausch zugeführt werden sollte", sagt Stefan Gladeck, SKF-Vertriebsdirektor für Zentraleuropa. "SKF strebt weiter an, die magische Zahl von drei Millionen Kilometern im ersten Betriebsintervall für seine Radsatzlager zu erreichen." Durch den Service der Aufarbeitung werde die Lebensdauer eines Lagers noch einmal erheblich verlängert.

Stefan Gladeck, Vertriebsdirektor der SKF für Zentraleuropa.
Foto: SKF | Stefan Gladeck, Vertriebsdirektor der SKF für Zentraleuropa.
Wurden Radsatzlager vorher nicht aufgearbeitet?

Das Aufarbeiten von Eisenbahn-Radsatzlagern ist gängig. SKF betreibt hierzu weltweit zwölf weitere Einrichtungen. "Im neuen Railway Service & Competence Center in Schweinfurt kommen viele neue technische Maschinen und Geräte zur Anwendung. Zudem wird hier der komplette Prozess auch in einer digitalen Form dokumentiert. Industrie 4.0 hat hier voll Einzug gehalten", sagt Gladeck. Eine Besonderheit sei die hochwertige Industriewaschmaschine. "Sie schafft es, das Fett und sonstige Verunreinigungen nahezu rückstandsfrei aus dem Lager zu waschen und erfüllt dabei alle gängigen Umweltschutzstandards", so Gladeck.

Wie viele Beschäftigte wird das neue SKF-Zentrum haben?

SKF beschäftigt weltweit rund 41 000 Menschen und erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von 7,4 Milliarden Euro. In Deutschland zählt SKF rund 6000 Beschäftigte. Davon arbeiten etwa 4000 in Schweinfurt. Im neuen Railway Service & Competence Center werden bei Vollauslastung 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Zwei-Schicht-Betrieb arbeiten. Es handelt sich hierbei um ein neues Angebot am Standort Schweinfurt, es entstehen also zusätzliche Arbeitsplätze.

Welche Vorteile hat die Aufbereitung gegenüber der Produktion eines neuen Radsatzlagers?

"Ziel ist es, mit den Erkenntnissen aus der Zustandsüberwachung die Wartungsintervalle von früher 700 000 Kilometern Laufleistung auf bis zu 1,7 Millionen Kilometer und mehr zu verlängern", erläutert Stefan Gladeck. "Und wir wollen natürlich auch die Gesamtlebensdauer unserer Lager steigern, indem wir Erkenntnisse über die Materialalterung und typische Verschleißszenarien in die Architektur neuer Lager einfließen lassen." Nirgendwo erfahre man Gladeck zufolge so viel über das Innenleben der Lager, wie bei der Aufarbeitung.

Demontierte Eisenbahn-Radsatzlager werden bei SKF in Schweinfurt vor der Bearbeitung durch die Industriewaschmaschine geschickt. Mit hohem Druck werden Fett und Verschmutzungen bis in die kleinste Ritze entfernt.
Foto: Jörg Wagner | Demontierte Eisenbahn-Radsatzlager werden bei SKF in Schweinfurt vor der Bearbeitung durch die Industriewaschmaschine geschickt. Mit hohem Druck werden Fett und Verschmutzungen bis in die kleinste Ritze entfernt.
Warum ist die Aufarbeitung der Lager für SKF ökologisch und ökonomisch sinnvoll?

Weltweit werden bei SKF pro Jahr rund 200 000 Eisenbahn-Radsatzlager aufgearbeitet. Die Aufarbeitung gilt als ökologisch nachhaltiger als der Einbau eines neuen Lagers. Gegenüber der energieintensiven Produktion eines neuen Lagers spart das laut SKF 60 Prozent Kohlendioxid und 65 Prozent Ressourceneinsatz.

Auch wirtschaftlich sei die Aufarbeitung für die Kunden sinnvoller als eine Neuanschaffung. Außerdem würden die Kunden auch von einer höheren Verfügbarkeit profitieren. "Denn dank straffer Logistik und teilautomatisierter Abläufe im Schweinfurter Railway Service & Competence Center geht die komplette Aufarbeitung der Lager in nur zehn Tagen über die Bühne", so SKF. Das liege weit unter den Lieferzeiten für ein neues Lager. Die Qualität der aufbereiteten Lager entspreche der von Neulagern.

Welche Kunden werden mit dem neuen Center bedient?

Potenzielle Kunden sind alle Eisenbahnbetreiber vom Güterwagen über Straßenbahnen, Lokomotiven, Passagier-Wagen, S-Bahnen, Stadtbahnen, Industriebahnen bis zum Hochgeschwindigkeitszug. Im Railway Service & Competence Center werden nicht nur Lager von SKF, sondern auch die von anderen Herstellern aus dem In- und Ausland aufgearbeitet.

Ein Blick in das neue Railway Service & Competence Center im Schweinfurter SKF-Werk 2. Weltweit werden an zwölf Standorten von SKF Radsatzlager aufgearbeitet.
Foto: Jörg Wagner | Ein Blick in das neue Railway Service & Competence Center im Schweinfurter SKF-Werk 2. Weltweit werden an zwölf Standorten von SKF Radsatzlager aufgearbeitet.
 
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