Bei der Hauptversammlung am Mittwoch in der Nürnberger Frankenhalle blickte die Schaeffler AG auf ein turbulentes Geschäftsjahr 2018 zurück. "Ein Jahr, das durchaus gut begonnen hat und dann von zunehmendem Gegenwind und immer größer werdenden Herausforderungen geprägt war", fasste der Vorstandsvorsitzende Klaus Rosenfeld zusammen. Der Aktienkurs des Automobil- und Industriezulieferers halbierte sich beinahe innerhalb des vergangenen Jahres. Die Elektromobilität, das autonome Fahren und ein unerwarteter Einbruch im chinesischen Automobilgeschäft machen dem Konzern mit Sitz in Herzogenaurach und einem großen Werk in Schweinfurt zu schaffen.
"Wir gehen davon aus, dass sich die Wachstumsdynamik erst in der zweiten Jahreshälfte wieder beschleunigen wird, vor allem im Automotive-Geschäft", sagte Rosenfeld. Das sei die Basis, um die Ziele für das Jahr 2019 zu erreichen. Für dieses Geschäftsjahr geht der Konzern von einem Umsatzplus von ein bis drei Prozent aus. Der Umsatz der Industrie-Sparte soll sogar um mindestens 10 Prozent steigen.
Zwei Unternehmen und Kompetenzen gekauft
Die Aktionäre werfen dem Unternehmen vor, zu spät in die Elektromobilität eingestiegen zu sein. Gerhard Jäger von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) beklagte, dass Schaeffler zu lange auf den Verbrennungsmotor gesetzt habe. Durch den Zukauf der Unternehmen Paravan und Elmotec Statomat will Schaeffler an Kompetenz in den Zukunftsfeldern des autonomen Fahrens und der E-Mobilität gewinnen. Langfristig will Schaeffler nicht mehr Teilezulieferer, sondern ein "Entwickler für intelligente Gesamtsysteme" werden.
Im März gab Schaeffler bekannt, dass in voraussichtlich fünf europäischen Werken rund 900 Mitarbeiter entlassen werden – davon 700 in Deutschland. Soweit möglich, werde man betriebsbedingte Kündigungen vermeiden, Vorruhestandsregelungen anbieten und auf die natürliche Fluktuation setzen. Der Standort Schweinfurt ist von den Maßnahmen bislang nicht betroffen.
Das operative Ergebnis vor Sondereffekten - das sogenannte Ebit - der Schaeffler Gruppe lag mit 1,38 Milliarden Euro um rund 13 Prozent unter dem des Vorjahreswerts. Auf dieser Basis ging die Ebit-Marge auf 9,7 Prozent zurück, nachdem sie im Vorjahr noch 11,3 Prozent betragen hatte. Dem Vorstand zufolge ist diese rückläufige Entwicklung auf den Preisdruck sowie auf hohe Fixkosten im Automotive-Geschäft zurückzuführen. Insgesamt ging das Konzernergebnis um rund 10 Prozent auf 881 Millionen Euro zurück. Aktionäre erhalten wie im Vorjahr eine Dividende von 55 Cent je Vorzugsaktie.
Zufriedenheit mit Umsatzentwicklung in der Industrie-Sparte
Gut entwickelt habe sich im Laufe des Geschäftsjahrs die Industrie-Sparte, hieß es auf dem Treffen in Nürnberg. Sie verzeichnete ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 10,1 Prozent und eine Verbesserung des Ebit um rund 47 Prozent. Dieser Geschäftsbereich spielt am Standort Schweinfurt die wichtigste Rolle.
Die zukunftsorientierte Ausrichtung des Unternehmens soll sich künftig auch an der Zusammensetzung des Aufsichtsrats zeigen. Das Gremium werde "weiblicher, jünger und technologischer", sagte Unternehmenserbe Georg Schaeffler. Es wurde vorgeschlagen, Sabine Bendiek anstelle von Vera Rothenberg in den Aufsichtsrat zu wählen. Die Geschäftsführerin von Microsoft Deutschland verfüge über "Kenntnisse und Erfahrungen im Bereich Digitalisierung, IT und künstlicher Intelligenz" und stärke das Gremium in diesen Zukunftsthemen.
Der Aufsichtsrat unterstützte den Wahlvorschlag der Holding, die Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann und deren Sohn Georg Schaeffler leiten. Rothenburg verzichtete auf eine erneute Kandidatur. Mit Sabrina Soussan holte sich Schaeffler zudem die Hauptgeschäftsführerin von Siemens Mobility in den Aufsichtsrat.