Die Geschäfte der Schaeffler AG schwächeln. Das hat auch Auswirkungen auf die Sparte Industrie in Schweinfurt: Es wurden Schließtage angeordnet.
Den freien Reformationstag, die Auszeit am Freitag und die beiden freien Tage am 20. und 21. Dezember hätten sich die meisten der 6500 Schaeffler-Beschäftigen in Schweinfurt wohl bei besserem Wetter gewünscht. Ihnen bleibt jedoch keine Wahl: Der nach ZF zweitgrößte Arbeitgeber in der Stadt hat die Schließtage vor wenigen Tagen per Dekret verordnet. Schaeffler will demnach auch an anderen deutschen Standorten drosseln.
Am Dienstag ging Gewinnwarnung raus
Während sich Unternehmensvertreter am Montagabend auf Anfrage noch recht schmallippig gaben, kam am Dienstagmorgen eine ausführliche Auskunft per Gewinnwarnung. Wegen des schwachen Automobilgeschäftes in China und der Abgasdiskussion müsse Schaeffler die Wachstumsziele zurückschrauben. Statt fünf bis sechs Prozent sollen es nur vier bis fünf Prozent übers Jahr werden.
Im dritten Quartal ist der Mitteilung zufolge das operative Ergebnis um 14,7 Prozent auf 376 Millionen Euro eingebrochen. Das Umsatzwachstum lag nur noch bei 2,5 Prozent, ohne Währungseinflüsse rund um den starken Euro hätte es 3,7 Prozent ausgemacht.
Unmut bei Beschäftigten in Schweinfurt
Mit Hinblick auf das bevorstehende Jahresende seien Maßnahmen ergriffen worden, „um die Anhäufung von Überstunden und Urlaubstagen nachhaltig zu reduzieren“, hieß es am Montag. Bei den Beschäftigten in Schweinfurt, wo die Schaeffler-Sparte Industrie ihren Sitz hat und der Schwerpunkt der Produktion für diesen Bereich liegt, ist dies auf einigen Unmut gestoßen.
Die Sparte, die lange Zeit schwächelte, boomt nämlich geradezu. So hat sie nach den vorläufigen Zahlen um acht bis neun Prozent zugelegt. Mitarbeiter berichten, dass die die Produktion mehr als ausgelastet sei. Die operative Marge wurde am Dienstag leicht auf 10,5 bis 11 Prozent angehoben.
Kommt Kurzarbeit in Schweinfurt?
Die Kritik der Mitarbeiter will der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Jürgen Schenk so nicht stehen lassen. Auf Anfrage erklärte er, dass das Automotive- und Industriegeschäft miteinander verbunden seien. Darum schlügen die niedrigeren Zulassungszahlen auch bis Schweinfurt durch.
Der Betriebsrat habe nicht über die Schließtage mitentscheiden können, jedoch Einfluss auf die Ausgestaltung der Sparmaßnahmen genommen. So würden am Reformationstag trotz des Schließtages 800 Kollegen arbeiten, „weil Aufträge da sind“.
Dass mit dem Abbau der Zeitkonten die Voraussetzungen für Kurzarbeit geschaffen werden, will Schenk nicht ausschließen. In den Automotive-Werken Ingolstadt und Luckenwalde sei darüber schon nachgedacht worden.
Aktienkurs eingebrochen
Dass es bei Schaeffler, wo der Vertrag des Vorstandsvorsitzenden Klaus Rosenfeld gerade um fünf Jahre verlängert worden ist, um das Geschäft nach Analystenmeinung nicht sonderlich gut bestellt ist, lässt sich auch an der Entwicklung des Aktienkurses ablesen. Er ist von den Höchstständen von über 16 Euro meilenweit entfernt. Noch im Sommer gingen Analysten von einer Erholung bei rund 12 Euro aus. Am Dienstag lag er bei rund 9 Euro.
Zum Jahresbeginn hatte die Schaeffler Holding angekündigt, Stammaktien in Vorzugsaktien umwandeln zu wollen. Die Familie wollte sich von einem Drittel ihrer 500 Millionen Stammaktien trennen, um Mittel für weitere Expansionsvorhaben zu schaffen. Das stieß bei den Anlegern jedoch auf Kritik, weil sie Kursverluste erwarteten. Zur Hauptversammlung im April wurde das Vorhaben von der Tagesordnung genommen. Mitarbeit: aug