Der Modeanbieter René Lezard in Schwarzach (Lkr. Kitzingen) steckt erneut in einer tiefen Krise. Das Unternehmen stellte am Amtsgericht Würzburg einen Insolvenzantrag, wie es in einer Mitteilung vom Freitag heißt. Hintergrund ist offenbar die Tatsache, dass der vermeintliche Investor aus der Türkei nun doch nicht bei René Lezard eingestiegen ist.
Das hat die erst im Herbst 2017 gegründete Aktiengesellschaft nun an den finanziellen Abgrund gebracht. Der türkische Textilproduzent Cemsel Tekstil habe die vereinbarte Frist zur Kapitalerhöhung am 17. Juni verstreichen lassen, ließ das mainfränkische Unternehmen wissen. Damit sei der René Lezard Mode AG die "vertraglich versprochene, kurzfristige und überlebensnotwendige Liquidität nicht erteilt" worden.
René Lezard: Laufendes Geschäft geht weiter
Der Eigentümer von Cemsel Textil, Yasar Esgin, hätte bis 17. Juni mit 60 Prozent in der Aktiengesellschaft einsteigen sollen. Das habe eine rechtsverbindliche Erklärung zwischen beiden Seiten vorgesehen, heißt es in der Mitteilung weiter.
Dass Cemsel Textil die Kapitalerhöhung sausen ließ, sei letztendlich der Auslöser für den aktuellen Insolvenzantrag gewesen. Ein Beschluss auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 18. Juni habe den Weg für eine neue Kapitalerhöhung frei gemacht. Derzeit werde mit "potenten Investoren" verhandelt.
René Lezard sucht wieder Investoren
"Das laufende Geschäft von René Lezard bleibt von dem Insolvenzantrag unberührt. Die Kollektionsentwicklung und die operativen Prozesse werden nahtlos und ohne Beeinträchtigung fortgeführt", wird Vorstandschefin Isabella Hierl zitiert. Das Unternehmen hatte erst im Juni seine neue Kollektion vorgestellt. Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Hubert Ampferl aus Nürnberg bestimmt.
Am Freitag fand eine Mitarbeiterversammlung vor etwa 60 Beschäftigten statt, bei der auch ein Dutzend derjenigen 47 Mitarbeiter anwesend war, die mit Wirkung zum Ende dieses Monats ihre Kündigung erhalten hatten. Dass die Belegschaft um fast die Hälfte schrumpfen muss, war eine Bedingung des türkischen Investors gewesen.
Was eine Insiderin erzählt
Der Betriebsrat hatte für sie einen Sozialplan ausgearbeitet. Doch was die Betroffenen nun schockierte, erzählt eine Teilnehmerin der Versammlung: Das Geld für den Sozialplan sei augenscheinlich aufgebraucht, obwohl es in einem sicheren Topf hätte geparkt werden sollen. Mit Blick auf diese Abfindung hatten die betroffenen Mitarbeiter darauf verzichtet, gegen ihre Kündigung zu klagen. Nun stehen sie mit leeren Händen da. Immerhin seien ihre Löhne bislang noch bezahlt worden.
Am Freitagnachmittag machte sich Insolvenzverwalter Ampferl dem Vernehmen nach auf nach Frankfurt, wo er sich mit einem potenziellen deutschen Investor treffen wollte, um über die Übernahme von René Lezard zu verhandeln. Die Insolvenz verschafft dem Betrieb eine dreimonatige Atempause, in der die Beschäftigten Insolvenzgeld von der Agentur für Arbeit beziehen.
Was in der Vergangenheit geschehen war
In den vergangenen zwei Jahren hat es bei René Lezard einen massiven Stellenabbau gegeben. Nach unbestätigten Angaben aus dem Betriebsumfeld sind jetzt noch rund 50 Menschen bei René Lezard beschäftigt. Vor zwei Jahren waren es noch 450 gewesen.
Das 1978 gegründete Unternehmen war bereits 2017 nach erfolgloser Restrukturierung in eine Insolvenz mit Schutzschirmverfahren gegangen. Hintergrund damals war zum einen, dass ein potenzieller Investor kurzfristig abgesprungen war. Zum anderen war die anstehende Rückzahlung einer Unternehmensanleihe zum finanziellen Risiko geworden.