Einzelteile sind rar, keine Besserung in Sicht: Es gibt in Unterfranken so gut wie kein Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie, das nicht vom Materialmangel betroffen ist. Das geht aus einer Umfrage des bayerischen Branchenverbandes bayme/vbm hervor, die am Mittwoch veröffentlicht worden ist.
Demnach fühlen sich in der Region 97 Prozent der Betriebe in ihrer Produktion mehr oder weniger beeinträchtigt, weil Rohstoffe und Material fehlen. 30 Prozent seien sogar stark betroffen.
Was der Mangel für den wirtschaftlichen Aufschwung bedeutet
Mit etwa 90 000 Beschäftigten ist die Metall- und Elektroindustrie in Unterfranken ein bedeutender Wirtschaftszweig. Insofern ist die Lage dort ein Indikator von besonderer Bedeutung.
Die Situation sei dramatisch, wird bayme/vbm-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt in der Mitteilung vom Mittwoch zitiert. "Der an Dynamik gewinnende Aufschwung aus dem tiefen Corona-Tal droht an Lieferengpässen und Materialknappheit zu scheitern."
60 Prozent sagen: Kaum noch Lieferungen
Dieses Problem treibt die deutsche Wirtschaft seit Wochen um. Der Mangel an (Bau-)Holz oder Elektrobauteilen hat die größten Schlagzeilen gemacht. Schon im Juli hatte bayme/vbm verkündet, dass in Unterfranken ein Viertel der Betriebe wegen der Materialknappheit mit Kurzarbeit reagieren müsse.
Der Mangel führt dazu, dass nahezu 60 Prozent der Metall- und Elektro-Unternehmen bestimmtes Material gar nicht oder nicht in ausreichender Menge geliefert bekommen. Etwa 20 Prozent der Firmen gab an, dass die erhaltene Ware mittlerweile von zu schlechter Qualität sei. "Da steht mitunter die gesamte Produktion still", fasst Brossardt zusammen.
Beispiel ZF: So weit kann es kommen
Ähnliches spürt zum Beispiel der größte kommerzielle Arbeitgeber in Mainfranken, der Autozulieferer ZF in Schweinfurt. Dort wurde vor einer Woche bekannt, dass insbesondere der Mangel an Halbleitern ein Bremsklotz in der Fertigung ist. Mit der Folge, dass ZF bei der Agentur für Arbeit vorsichtshalber Kurzarbeit angemeldet hat.
Wenn Betriebe noch Nachschub bekommen, dann ist er meistens teuer. Laut bayme/vbm sind die Einkaufspreise bei Rohstoffen in den vergangenen Monaten im Schnitt um ein Viertel gestiegen.
Engpässe sorgen für weniger Umsatz
Ein schnelles Ende der Misere ist offenbar nicht in Sicht. Denn gemäß der Umfrage des arbeitgebernahen Verbandes erwartet in Unterfranken ein Drittel der Betriebe, dass der Rohstoffmangel erst in etwa einem Jahr vorbei ist. 17 Prozent weniger Umsatz für 2021 befürchten die Unternehmen wegen der Engpässe.
An der Umfrage in der vergangenen Woche nahmen laut bayme/vbm in Bayern 372 Unternehmen mit zusammen 303 000 Beschäftigten teil.