Die Wirtschaft in Deutschland ist zurzeit wie ein Rennwagen, der freie Fahrt hat, dessen Fahrer also heftig aufs Gaspedal drückt – aber Fremde stehen mit ebenfalls kräftigem Fuß auf der Bremse. Zu diesen Fremden zählt vor allem die Wirtschaftsmacht China, der die Hauptrolle beim immer stärker ums sich greifenden Materialmangel zugesprochen wird.
Kaum haben die Unternehmen das Schlimmste in Folge der Corona-Lockdowns überstanden, bremst dieser Mangel ihren Aufschwung aus. Das spürt momentan auch die Metall- und Elektroindustrie in Unterfranken, die mit 90 400 Beschäftigten (Bayern: 842 000) und einem Gesamtumsatz von 18 Milliarden Euro in 2020 eine tragende Säule der regionalen Wirtschaft ist.
Wie der Unternehmerverband bayme/vbm am Dienstag in einem Pressegespräch verdeutlichte, muss ein Viertel der Betriebe in Unterfranken wegen des Materialmangels mit Kurzarbeit reagieren. Stahl, Halbleiter, Schrauben und mehr: Es fehle derzeit so ziemlich allem, was für die Produktion gebraucht werde. "Das ist ein echtes Aufschwunghindernis", sagte die Regionalvorsitzende Main/Spessart im Verband, die Lohrer Unternehmerin Ingrid Hunger.
Nach ihren Worten beeinträchtigt der Materialmangel in zwei Dritteln der unterfränkischen Metall- und Elektrobetrieben die Produktion spürbar bis stark. Es komme "fast überall" zu Lieferverzögerungen von mehreren Monaten.
Wie eine am Dienstag vorgestellte Verbandsumfrage unter 55 Unternehmen mit zusammen der Hälfte aller Beschäftigten im Metall-/Elektrobereich in Unterfranken zeigt, ist die Bremswirkung des Materialmangels besonders bitter. Denn die Mehrheit der Betriebe steht nach den Lockdowns wieder voll im Saft, die Auftragsbücher sind voll und jeder zweite will den Warenausstoß in den kommenden Monaten steigern.
Und dann gibt es da noch einen Mangel
Damit nicht genug: Zum Materialmangel kommt nach wie vor der Fachkräftemangel. Mangel mal zwei also, der die Folgen von Vollgas und Bremse auch bei der Investitionsbereitschaft zeigt: "Nur 23 Prozent" der Metall- und Elektrounternehmen in der Region wollen, so Hunger, zurzeit Geld in die Betriebserweiterung stecken. Ersatzbeschaffungen und Rationalisierung hingegen machten zusammen 45 Prozent aus.
Was den Materialmangel angeht, rechnet Hunger nicht mit einem schnellen Ende: "Wir werden noch jahrelang damit leben müssen." Dass zum Beispiel in der deutschen Stahlbranche die Abhängigkeit vom Ausland größer geworden sei, räche sich jetzt. "Die Corona-Krise hat da gewisse Schwächen aufgedeckt", ergänzte Unterfrankens Geschäftsführer im bayme/vbm, Michael Bischof.