Zu Beginn der 95. Hauptversammlung der Koenig & Bauer AG war Vorstandsvorsitzender Claus Bolza-Schünemann zu sehen, wie er eine Druckmaschine im Demo-Center am Stammsitz in Würzburg zum Laufen bringt. Währenddessen wurde er von einem Unbekannten angerufen, der sich über die besonderen Umstände dieses virtuellen Treffens informieren ließ. Es entwickelte sich eine unterhaltsame Konversation.
Dabei ist die wirtschaftliche Lage des Unternehmens weiter angespannt. Denn die Corona-Pandemie setzt der Druckbranche nach wie ordentlich zu – und damit auch Koenig & Bauer. "Ja, wir sind stark betroffen", antwortete Bolza-Schünemann später auf die Frage eines Aktionärsvertreters. Auslieferung, Inbetriebnahme und Service-Geschäft seien aufgrund der internationalen Reisebeschränkungen schwierig bis unmöglich. Hinzu komme eine hohe Verunsicherung unter den Kunden, was deren eigenes Geschäft angehe.
Online-Boom hilft dem Unternehmen
Eine Prognose für 2020 wagt der Vorstand daher nicht. Sicher ist nur jetzt schon, dass die ursprünglichen Wachstumsziele nicht mehr zu erreichen sind. Doch Bolza-Schünemann, der Ende des Jahres planmäßig als CEO von seinem Vorstandskollegen Andreas Pleßke abgelöst wird, sieht auch Licht am Ende des Tunnels. Es habe bislang keine Handvoll an Auftragsstornierungen gegeben. Allen voran die "systemrelevanten Verpackungsmärkte" seien völlig intakt – ob es sich um die Lebensmittel-, Getränke- oder Pharmabranche handelt. Der Online-Boom spiele Koenig & Bauer hier in die Karten.
Bolza-Schünemann bezeichnete eine Großbestellung des Verpackungsriesen Tetra-Pack als Schlüsselauftrag, auch wenn die Maschine in Texas, USA, wegen Covid-19 noch nicht aufgebaut werden konnte. Der 64-Jährige lobte zudem die gestarteten Unternehmenskooperationen (Joint Ventures) mit Durst im Digitaldruck und der türkischen Duran-Gruppe in puncto Faltschachtelklebeanlagen.
Konzern setzt Dividende aus
In seiner virtuellen Rede hatte Bolza-Schünemann zuvor anhand verschiedenster neuartiger Druckmaschinen aus seinem Hause deutlich gemacht, dass der Unternehmenserfolg nicht am Angebot scheitert. Die Anlagen von Koenig & Bauer bedrucken verstärkt Dekore von Möbeln und Fußböden, Getränkedosen, Flaschen, Kunststoffe und Wellpappen. Dennoch droht dem ältesten Druckmaschinenhersteller der Welt in diesem Jahr ein Verlust.
Das Effizienzprogramm Performance 2024 soll gegen die Krise ansteuern, die Dividende ist ausgesetzt. Derzeit sind rund 1000 der konzernweit etwa 5800 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Die Eigenkapitalquote beträgt 30 Prozent. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 lag der Umsatz mit 1,22 Milliarden Euro nur knapp unter dem Vorjahresniveau. Das Konzernergebnis war aufgrund hoher Investitionen bereits von 64 auf 38,4 Millionen Euro zurückgegangen.