
Das Aufheulen der Aktionäre blieb aus: Obwohl die Würzburger Koenig & Bauer AG wegen der Corona-Krise viele blaue Flecken bekommen hat, war die Hauptversammlung am Dienstag mehr von Aufbruchstimmung als von Wehklagen geprägt.
Das lag unverkennbar an den aufmunternden Parolen, die gerade der Vorstand des ältesten Druckmaschinenherstellers der Welt schon im Vorfeld und erst recht bei dem Online-Treffen ausgab. "Wir sehen das Licht am Ende des Tunnels", sagte etwa Vorstandssprecher Andreas Pleßke. "Koenig & Bauer ist auf Erfolgskurs", ergänzte Finanzchef Stephen Kimmich.
Aufmunterung war auch vonnöten, denn das operative Ergebnis vor Steuern und Zinsen war von einem Plus in Höhe von 70 Millionen Euro in 2019 auf ein Minus von 68 Millionen Euro in 2020 gerutscht. Der Umsatz ging in dieser Zeit um 17, der Auftragseingang um 15 und der Auftragsbestand um 8 Prozent zurück.
Trotz dieser Talfahrt in wichtigen Bereichen richtete sich am Dienstag der Blick immer wieder auf das Programm "P24x", das vor Monaten eingeführt worden ist, 400 Vorhaben hat und Stellenabbau bedeutete. Es soll bis 2024 zu einer Kostenreduzierung im Konzern von 100 Millionen Euro pro Jahr führen, unter anderem in der Verwaltung und beim Einkauf. Mehr als 10 Prozent des für 2021 vorgesehenen Einsparpotenzials sei schon im vierten Quartal 2020 umgesetzt worden, hieß es.
Dass die Anleger Vertrauen in den Vorwärtsgang der Würzburger haben, zeigt sich auch am Kurs der im S-Dax notierten Aktien von Koenig & Bauer: Er stieg nach den Worten von Finanzchef Kimmich zwischen Juli 2020 und dem Beginn dieser Woche um 40 Prozent. Gerade im Bedrucken von Verpackungen sehen die Konzernverantwortlichen nach wie vor die größten Wachstumschancen.
Für Pleßke war es die erste Hauptversammlung als Kopf des Vorstands. Er hatte zum Jahreswechsel Claus Bolza-Schünemann abgelöst, der nach 28 Jahren in leitender Funktion und nach neun Jahren als Vorstandschef nun im Ruhestand ist. Aufsichtsratsvorsitzender Raimund Klinkner würdigte das Mitglied der Gründerfamilie von Koenig & Bauer als einen Mann, der "exzellente Arbeit" geleistet und "unermüdlichen persönlichen Einsatz" gezeigt habe.
Wie in Hauptversammlungen üblich, haben am Ende die Aktionäre das Wort. Doch von ihnen kamen eher Fragen zu Details, weniger grundsätzlich zu Wohl und Wehe des Konzerns mit seinen 5600 Beschäftigten weltweit. Die fehlende Schärfe zeigte sich auch daran, dass die Aktionäre zu fast 100 Prozent absegneten, dass sie heuer wie 2020 keine Dividende bekommen.
Ebenfalls nahezu 100 Prozent Entlastung erhielt der Vorstand für seine Arbeit im vergangenen Jahr. Dieser Vertrauensbeweis mündete zudem in die Zustimmung der Aktionäre, dass das Führungsgremium nach neuen Kriterien bezahlt wird.
Die orientieren sich nun stärker als bisher am Aktienkurs des 204 Jahre alten Unternehmens. Mit anderen Worten: Talfahrten und Höhenflüge von Koenig & Bauer spüren die Vorstandsmitglieder fortan deutlicher auf ihrem Gehaltszettel. Die Vergütung des Vorstandsvorsitzenden wurde auf 2,17 Millionen Euro pro Jahr gedeckelt, die eines normalen Vorstandsmitglieds auf 1,75 Millionen Euro.
Angehoben wurde auch die Vergütung der Aufsichtsräte. Sie seien bislang unter dem Durchschnitt vergleichbarer Unternehmen gewesen, war die Ansage am Dienstag. So beschlossen die Aktionäre, dass der Aufsichtsratsvorsitzende ab Februar 2022 pro Jahr 120 000 Euro (bisher 70 000) bekommt, die anderen Mitglieder 45 000 Euro (35 000).