Das Dauerthema Holzmangel beschäftigt nicht nur das Handwerk, die Bauindustrie und die Sägereien. Auch die Forstwirtschaft leidet. Die Lage der Försterinnen und Förster ist zwiegespalten. Klar wird auch, dass das oft gescholtene Schadholz gar nicht so schlecht ist.
Karl-Georg Schönmüller ist Vorstandsmitglied der Forstbetriebsgemeinschaft Würzburg und Leiter des Forstbetriebs der Stadt Würzburg. Er sagt: "Die Sägewerke in der Region sind lange Zeit billige Einkaufspreise gewohnt gewesen." Vor kurzem habe er etwa 600 Kubikmeter dürre Fichte, sprich Schadholz, nach Baden-Württemberg statt an ein regionales Sägewerk verkauft. Es sei bis zu 30 Prozent mehr je Kubikmeter Holz gezahlt worden.
Dass manche Sägewerke nur wenig für Rundholz zahlen, hängt damit zusammen, wie sich der Holzmarkt im vergangenen Jahr entwickelt hat. In der Regel liegt der Preis für einen Festmeter Frischholz bei mindestens 100 Euro, für Schadholz sind es etwa 60 Euro.
Holzpreise decken die Kosten nicht
Das massive Überangebot an Schadholz, das in Folge von Hitzeperioden, Stürmen und Borkenkäfer-Befall entstanden ist, sorgte für einen Preisverfall. In 2020 bekamen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer für einen Kubikmeter Fichtenschadholz gerade mal 25 bis 30 Euro. "Das deckt unsere Kosten nicht", sagt Schönmüller. Aus diesem Grund stellten viele private Eigentümerinnen und Eigentümer von Wald ihre Arbeit ein.
Auch Claudia Stiglbrunner kennt das Problem niedriger Preise. Die Försterin ist für das Forstrevier Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) zuständig. Das Revier habe zwar Glück, weil es viel Holz über die örtlichen Forstbetriebsgemeinschaften verkaufe und somit von längerfristigen Verträgen profitiere. Trotzdem sei die Überschwemmung des Markts zu spüren gewesen. "Die letzten Jahre war es wirklich sehr schwierig, Schadholz für einen guten Preis zu verkaufen", sagt Stiglbrunner.
Auf dem Holzmarkt herrscht ein Ungleichgewicht
Die Bayerischen Staatsforsten haben versucht, dem Überangebot an Schadholz entgegenzuwirken. Christoph Riegert, Leiter des Forstbetriebs Arnstein der Bayerischen Staatsforsten, sagt, sie hätten sehr viele Kapazitäten in die Suche nach Borkenkäfern und Schadholz gesteckt, um zu verhindern, dass noch mehr Schadholz entstehe. Zudem haben sie gefällte Bäume teils bewusst zwischengelagert, um sie dem Überangebot am Holzmarkt zu entziehen.
Diese Möglichkeiten haben private Waldbesitzer meist nicht, finanziell und personell ist der Aufwand zu groß. "Da muss man solidarisch miteinander arbeiten", fügt Riegert an.
Dass Förster über niedrige Preise klagen, verwundert bei einem Blick auf den Holzmarkt nicht. Denn der massiv gestiegene Holzpreis der vergangenen Monate bezieht sich auf das Schnittholz – und gelangte in die Kassen der Sägewerke. An die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern wurde lange nichts weitergegeben. Schönmüller aus Würzburg sagt: "Da war ein riesiges Ungleichgewicht zwischen Forstwirtschaft und Holz verarbeitender Industrie."
Zurzeit bessert sich die Situation für Försterinnen und Förster wieder. Die Preise für Rundholz steigen, abhängig von der Nachfrage und den Kapazitäten der Sägewerke entwickeln sie sich wöchentlich neu. Vor allem für frisches Fichtenholz wird derzeit viel gezahlt, auch für Lärche und Douglasie. Doch beim Schadholz knausert die Holzwirtschaft weiterhin. Woran liegt das?
Auch mit Schadholz kann man bauen
Ein Problem von Schadholz ist, dass es oft anders aussieht als Frischholz – und ihm deshalb ein Qualitätsverlust zugerechnet wird. Wenn ein Baum beispielsweise vom Borkenkäfer befallen ist, stirbt er ab und wird dürr. Findet der Förster den beschädigten Baum rechtzeitig, kann er ihn ohne Probleme ans Sägewerk verkaufen. Wenn sich jedoch ein Pilz in dem toten Baum ansiedelt, verfärbt sich das Holz bläulich.
"Diese Bläue ist technisch unproblematisch. Aber sie wird von Architekten und Bauherren hier nicht gern gesehen", erläutert Schönmüller. Dass er für sein Schadholz vom baden-württembergischen Sägewerk mehr Geld bekommen habe, liege auch daran, dass es einen Teil des Schnittholzes nach Asien verkaufe. Dort seien die Farbveränderungen nicht relevant.
Forst-Experte Riegert aus Arnstein kann verstehen, dass Menschen kein blaues Holz in ihrem Möbelstück möchten. Doch für den Dachstuhl oder andere verdeckte Konstruktionen eigne es sich gut.
Försterin Stiglbrunner sieht das genauso. Die Holzknappheit führe nun dazu, dass zumindest einzelne Architekten darüber nachdenken, das Schadholz zu nutzen. "Aber ich habe das Gefühl, dass in den großen Firmen noch kein Umdenken stattfindet", fügt Stiglbrunner an.