"Die Leute kämpfen um jede Dachlatte", sagt Zimmermann Ralph Herchet aus Flörsbachtal und schüttelt fassungslos den Kopf. "Wenn mir das jemand vor vier Monaten erzählt hätte…" Er blickt auf eine Schutzhütte, Modell Vogelhaus. 23 dieser Hütten haben er und sein Team für den Naturpark Spessart gebaut – zum Glück bevor die Holzpreise in die Höhe wuchsen.
Holz – ein Rohstoff, der bei uns wächst – wird durch den Export knapp. "Wir verkaufen das Stammholz direkt nach China. Noch nicht mal die Veredelung bleibt bei uns", sagt Herchet. Es werden aber auch die Bau-Güter knapp, die importiert werden: Dämmstoffe, Befestigungstechnik, Abflussrohr, und so weiter.
Die Gründe für die knappen Rohstoffe und den Preisboom: Viele blöde Zufälle. Das meint Sebastian Dengel, einer der Geschäftsführer vom Bauzentrum Kuhn. "Uns fällt die globale Wirtschaft auf die Füße", sagt der 39-Jährige, der das Geschäft nun in dritter Generation führt.
1. Viel Holz wird exportiert
Das Holz wächst zwar in Deutschland, doch es wird exportiert; nach China und in die USA. In China liegt das Wirtschaftswachstum bei 18 Prozent, der Bedarf an Holz ist enorm. Die USA beziehen ihr Holz normalerweise aus Kanada – doch da wütet der Borkenkäfer. "Die kaufen unseren deutschen Markt gerade leer", so Dengel. Seine Firma habe noch Glück: Das Lager ist groß. "Doch wenn es so weiter geht, wird es sehr schwer werden. Unsere Mitarbeitenden sind jetzt schon den halben Tag damit beschäftigt, Material zu bekommen."
Auch Stefan Höflich vom Karlburger Holzbau ist froh, dass er noch ein volles Lager hat. "Noch kriegt man alles, aber zu welchem Preis…", sagt er. Seine Holzhäuser werden mit Konstruktionsvollholz (KVH) gebaut, seit Jahresbeginn stieg der Einkaufspreis für KVH um 125 Prozent. Der Preis für einen Meter Dachlatte sei von 45 Cent auf 1,50 Euro gestiegen und steige weiter. "Dachlatten sind das neue Gold! Wir haben jetzt schon Grenzen erreicht, die waren für uns nicht vorstellbar."
Auch der Holzhaus-Experte nennt als Grund für die "Super-Inflation" bei Holz die deutlich höhere Exportquote. "Amerika hat eine Unterdeckung des Holzes. Denen fehlen sechs Millionen Kubikmeter und wir werden innerhalb kürzester Zeit auf dieses Preisniveau gehoben."
2. Die klimaneutrale Holzbauweise boomt
Zu den hohen Preisen trage aber noch ein Fakt bei, sagt Höflich. Der weltweite Bauboom für Holzbauweisen. "Klimaziele können nur eingehalten werden, wenn ganze Wohnblocks, Häuser und komplette Infrastrukturen in Holz gebaut werden", so der Karlburger. In Deutschland gibt es gemäß Höfling jetzt schon eine Holzbauquote: 30 Prozent bis ins Jahr 2030.
Während Höflich sich im Holzsektor Exportbegrenzungen wünscht – "durch die Verschiffung weltweit bricht hier ein ganzer Markt zusammen" – bezweifelt Dengel vom Bauzentrum Kuhn, dass der deutsche Staat in den globalen Handel eingreifen wird. Egal, um welchen Baustoff es sich handelt.
3. Das Kaufverhalten hat sich durch Corona verändert
Katharina Metzger, Präsidentin des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) sieht die Situation als kurzfristiges Phänomen. In einem Interview Anfang Mai vergleicht sie das Geschehen am Baustoffmarkt mit dem Papierhorten der ersten Corona-Welle. "Ein anderes Bestell- und Kaufverhalten hat auf einmal zu langen Lieferzeiten geführt, ohne dass sich der Bedarf wirklich verändert hat", so Metzger.
Dass Menschen nun Bauholz horten statt Klopapier, macht sich auch bei den Baustoffzentren Kuhn in Lengfurt und Zellingen bemerkbar; Zimmereien wollen plötzlich im Bauzentrum Holz kaufen. Dengel: "Das machen die normalerweise nicht. Das Hamstern geht schon los."
4. Handwerkern fehlt Lobby in Berlin
"Läge das Problem in der Autoindustrie, hätte man schon längst Förderprogramme aufgelegt, um die Situation zu mildern." So äußert sich Edgar Ehrenfels, Geschäftsführer der Dachdeckerei, Spenglerei und Zimmerei Ehrenfels in Karlstadt – doch dem Handwerk fehle die Lobby in Berlin.
Gerade im Holzsektor falle das auf, so Ehrenfels. Rohstoff, also Bäume, gibt es genug. Er macht die holzverarbeitende Industrie verantwortlich: schamloses Preisedrücken beim Holzeinkauf sei hier an der Tagesordnung.
Die Kurzarbeit im Corona-Jahr hätten viele Produzenten genutzt, um ihre Lagerbestände zu minimieren: Die Mitarbeiter haben in Kurzarbeit weniger produziert und stattdessen das, was am Lager war mit teils über 100 Prozent Aufschlag an die Händler und Handwerker weitergereicht. Die Folge: Material ist aktuell äußerst schwer zu bekommen und wenn, dann oft ohne Preisbindung und ohne Liefertermin. Ein Ende der Preissteigerungen sei nicht in Sicht.
5. Die globalen Lieferketten sind fragil
Auch im Trockenbau stockt es. Knauf, Hersteller von Gipskarton aus dem Landkreis Kitzingen, fasst die Marktsituation Anfang Mai zusammen und erklärt die Engpässe: Wegen der Pandemie drosselte die Industrie in vielen Bereichen ihre Produktion. Dann erholte sich die Wirtschaft weltweit überraschend schnell; die Nachfrage überstieg schnell das Angebot.
Als die Produktion wieder anlief, hakte es an der nächsten Stelle: beim Transport. Die Container-Schiffe zwischen Asien und Europa reichten nicht aus, um alle Waren zu transportieren. Container stauten sich in Häfen, Schiffe auf dem Suez-Kanal. Nun, da die Blockade des Kanals behoben ist, stauen sich die Frachter vor den Ankunftshäfen. Die Probleme bei Knauf sind ein Beispiel. Es zeigt, wie abhängig wir vom globalen Markt sind und wie gestörte Lieferketten alle Bereiche beeinflussen.
6. Schrauben, Nägel und anderes Zubehör werden nicht mehr in Europa produziert
Zimmermann Herchet, der die Schutzhütten für den Naturpark baut, zeigt auf die Sitzgruppe aus Fichtenholz, die vor der Hütte steht. "Da geht es weiter: Ich bekomme keine Schrauben mehr. Ich war bei mehreren Händlern: Es gibt keine mehr!"
Das bestätigt Alfons Stark, Chef des Schrauben- und Werkzeuggroßhandels S+W in Karlstadt. Er sagt, man bekomme nun die Quittung dafür, dass 90 Prozent der Produktionsstätten nach Fernost verlegt wurden. In seinem Lager fehlen etwa 50 Prozent der Produkte aus dem Bereich Befestigungstechnik. Das heißt konkret: Schrauben, Muttern, Nägel – bei gängigen Größen gehen die Bestände zuneige.
"Zum Glück halten uns die Lieferanten bisher die Treue", sagt Stark. Allerdings werden mittlerweile keine Liefertermine mehr genannt, oder sie liegen in ferner Zukunft.
Noch funktioniere das Handwerk, so Stark, es stocke nur. Er hat die Probleme kommen sehen. Zu Beginn des Jahres hatte er seiner Kundschaft geraten, ihre Material-Bestände aufzufüllen – nur zur Vorsorge. Dass sich die Situation so entwickeln würde, wie sie jetzt ist, hat er da selbst noch nicht geglaubt.
Holzbauquote in Deutschland
„Die Holzbauweise bietet enorme Möglichkeiten für den Klimaschutz. Sie ist eine wichtige Säule, um die deutschen und weltweiten Klimaschutzziele bis 2050 zu erreichen“, schreibt der BDZ in einer Presseinformation. Der BDZ fordert die Politik auf, vermehrt Nassholzlager einzurichten, um der angespannten Marktlage entgegenzuwirken. So könne man das Holz besser auf dem heimischen Markt verfügbar machen.
Diesen und noch viele weitere Texte zum Thema finden Sie gebündelt in unserem neuen Online-Dossier "Bauen und Wohnen in Main-Spessart".
Ein jeder Krämer lobt sei War. Der Bund Deutscher Zimmermeister vergisst, wie derzeit NOCH fast alle, den Lebenszyklus eines Hauses. Was bringen denn die ganzen heutigen Hütten aus Holz, Wärmedämmung & Gipskartonplatten, wenn man sie nach einigen Jahrzehnten, z. T. als Sondermüll, entsorgen muss. Während massive Ziegelhäuser viel länger halten und es den Rostoff Lehm bei uns in Mainfranken gibt! Zudem ist das Raumklima viel gesünder und es kann wegen der Diffusionsoffenheit keinen Schimmel geben. Das Leben kann so einfach sein, wenn man sich vom heutigen Zeitgeist nicht verblenden lässt.
PS: Ziegeleien haben i. Ggs. zu Wärmedämmung, Gips & Holz keine Lobby - ja nicht mal einen Verband. Glauben Sie nichts, was heute übers Bauen geschrieben wird!
Und ich als Handwerker werde dann bei Beamten, Grünen und Politikern meinen Stundensatz um 500 % erhöhen.
Wenn Sie unzufrieden sind, liegt das an den Regierungsparteien.
Wenn Sie lesen könnten, würden Sie wissen, dass das vor allem die Unionsparteien $DSU sind.
Das sind die geldgierigen Wichtigtuer, die uns in den Ruin treiben!
Jetzt kann Europa sich endlich dringenden Problemen zuwenden wie dem Gendersternchen...
Vor allem wenn man arbeitslos ist, weil man alles, was man zum arbeiten braucht nach Fernost ausgelagert hat, dann hat man/frau/* ja genug Zeit um über die Gendersternchen nachzudenken oder sich zu fragen wie Deutschland 0-Tonnen CO2 ausstößt...
Ganz einfach, in den man/frau/* die Wirtschaft und das produzierende Gewerbe völlig kaputt macht!
Preiserhöhungen und Lieferschwierigkeiten zu tun .
Dies Ganze wird schon gesteuert , sprich Holz wird dorthin verkauft , wo man eigentlich
mehr Ertrag erzielen kann und manche Rohstoffe werden bewusst verknappt um einfach mehr Geld zu verdienen .
Dann mussten wir ja auch alles verlagern , weil nur noch der Ertrag in vielen Firmen
zählt und viele Manager nur im Auge haben, ihre Provision und Bonusse zu sichern .
Wir sollen immer fortschrittlicher und digitalisierter denken und handeln , vergessen
dabei aber oft, das wir uns immer abhängiger machen , da wir einfach bewährte
Grundschemen nicht mehr wahrhaben wollen.
Audi schließt Werke wegen Lieferprobleme bei Chips. Arbeiter gehen in kurzarbeit , zahlen tut der Sozialstaat. Wenn die Firmen Milliarden Gewinne machen ist das Recht so, wenn es nicht so läuft ,wird Der Staat gerufen.
Ursachen sind oft Managementfehler wegen Verlagerung von Komponentenherstellung ins Ausland.