Neben Arztpraxen und Kliniken sind Apotheken die am häufigsten aufgesuchten Adressen, wenn eine Krankheitswelle um sich greift. Hinzu kommt: Im Zuge des Coronavirus hat sich der schon vor der Epidemie herrschende Mangel an Medikamenten in deutschen Apotheken verschärft.
Das jedenfalls meldet die Noweda-Genossenschaft in Essen, zu der seit gut drei Jahren auch der Würzburger Pharmagroßhändler Ebert+Jacobi gehört. Demnach sind von Anfang Juni bis Ende August 2019 deutschlandweit 2216 verschreibungspflichtige Arzneimittel durchgehend nicht lieferbar gewesen. Der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels hatte zuletzt im Dezember auf Lieferengpässe im Land hingewiesen.
- Alles Wissenswerte über die Coronakrise in Mainfranken
- Erster Corona-Toter in Bayern: Mann in Würzburg gestorben
- Corona und Kinderbetreuung: Wann Arbeitnehmer daheim bleiben dürfen
Wegen der Coronakrise werde "diese Situation durch eine zunehmende Nachfrage weiter angeheizt", teilte ein Noweda-Sprecher auf Anfrage mit. Ähnliches meldete zu Wochenbeginn der Bayerische Apothekerverband (BAV) in München.
In Mainfranken scheint die Lage indes noch entspannt zu sein. Von einem Ansturm der Massen auf die Apotheken habe er "noch nichts gehört", sagte Bernward Unger auf Anfrage. Der Apotheker aus Dettelbach (Lkr. Kitzingen) ist BAV-Bezirksvorsitzender. Es herrsche bei vielen Kunden Unsicherheit und Unwissen über Corona. Auf der anderen Seite habe er den Eindruck, "dass allmählich wieder Vernunft einkehrt".
Apotheker in Dettelbach: Noch keine Probleme, Patienten zu versorgen
So habe zum Beispiel die zeitweise enorme Nachfrage nach Atemschutzmasken wieder nachgelassen, weil viele Verbraucher offenbar nun wüssten, dass sie zum Eigenschutz wenig bringen. Unterm Strich hat Unger in seiner Apotheke generell "noch keine Probleme, Patienten zu versorgen".
Ganz im Gegensatz zu Unger sieht der Großhändler Noweda nach wie vor "eine bundesweit hohe Nachfrage nach Desinfektionsmitteln und Atemschutzmasken". Über die Lieferkapazitäten von Ebert+Jacobi konnte der Sprecher keine Angaben machen. Schon Ende Januar war auch in Mainfranken ein Ansturm auf Atemschutzmasken gemeldet worden.
Pharmagroßhändler lässt millionenfach Flyer verteilen
Indes hat Noweda in Deutschland millionenfach Flyer verteilen lassen, in denen die Einkaufsgenossenschaft auf den Medikamenten-Engpass aufmerksam macht. Darin ist auch die Rede davon, dass viele Arzneimittel in den stark von Corona betroffenen Ländern Indien und China hergestellt werden. Produktionsausfälle dort in Folge der Epidemie könnten die Lage hierzulande ebenso verschärfen wie die Vermutung, dass die Herstellerländer bald Medikamente für den Eigenbedarf zurückhalten.
Das sei durchaus denkbar, meint BAV-Bezirksvorsitzender Unger. Ob es so kommt und was die Coronakrise noch bringt, sei völlig offen: "Keiner weiß, wie es sich noch entwickelt." Sicher ist aber: Ein Medikament gegen das Coronavirus gibt es nicht.