Mainfrankens größter kommerzieller Arbeitgeber sieht sich auf einem guten Weg: Der ZF-Konzern mit Sitz in Friedrichshafen sowie 9000 Beschäftigten in Schweinfurt machte im ersten Halbjahr 2022 zehn Prozent mehr Umsatz als vor einem Jahr. Insgesamt sind das 21,2 Milliarden Euro. Doch eitel Sonnenschein herrscht bei dem Autozulieferer nicht.
So wird es in den Werken wegen der aktuellen Energiekrise demnächst wohl kühler sein als früher. Grund: ZF will in seinen Fabriken - wie andere Unternehmen auch - den Gasverbrauch deutlich drosseln. "Wir werden sicherlich unsere Temperaturen senken", kündigte ZF-Vorstandsvorsitzender Wolf-Henning Scheider am Mittwoch bei einer Pressekonferenz an. Es gebe dazu "intensive Vorkehrungen".
An den deutschen Standorten sei man am Überlegen, wie auch in der Produktion Gas gespart werden kann, so Scheider. Bereits im April hatte ZF verkündet, dass sich ein wegen des Ukraine-Krieges eingerichteter Konzern-Krisenstab intensiv mit den Energielieferungen aus Russland befasse.
Gas und Strom: Das passiert jetzt bei ZF in Schweinfurt
Auf Anfrage dieser Redaktion präzisierte ZF-Sprecherin Fabiola Wagner, was in puncto Energie auf die Schweinfurter Werke zukommt. So würden zum Beispiel Waschtemperaturen reduziert und Härteöfen von Gas auf Induktion, also Strom, umgestellt. Außerdem werden Pressen und andere große Maschinen nur nach Bedarf mit Energie versorgt. Der Standby-Modus am Wochenende werde in den meisten Fällen ausgeschaltet.
"Und wenn jemand am Abend vergisst, das Licht auszuschalten, dann kümmert sich darum die Technik", ergänzt Wagner. Denn viele der LED-Lampen seien mit Bewegungsmeldern versehen worden.
Wie der ZF-Konzern in Russland vorgeht
Indes hat ZF seine Aktivität in Russland wegen der Sanktionen des Westens gegen des Putin-Regime eingestellt, wie Vorstandschef Scheider am Mittwoch sagte. "Ich gehe davon aus, dass es dabei bleibt", denn der Ausstieg sei "eine endgültige Sache". Die ZF-Geschäfte in Russland machten laut Scheider zuletzt 1,5 Prozent des Konzernumsatzes aus.
Dass dies für die Friedrichshafener offenbar verschmerzbar ist, zeigen diese Zahlen: 45 Prozent des Umsatzes von ZF entstehen in Westeuropa, 28 Prozent in Nordamerika und 23 Prozent im Raum Asien/Pazifik.
Trotzdem belaste der Krieg in der Ukraine zusammen mit den weltweiten Lieferengpässen, der Corona-Krise und den Engpässen bei Halbleitern die Aussichten aufs zweite Halbjahr, sagte Scheider am Mittwoch. Es bleibe "herausfordernd". Dennoch geht die Konzernzentrale davon aus, dass der Jahresumsatz heuer von zuletzt 38,3 Milliarden auf "erstmals mehr als 40 Milliarden Euro" steigen wird.