Neben dem Fachkräftemangel und der Digitalisierung gilt die Unternehmensnachfolge in der Wirtschaft als das Top-Thema. Weil die Bevölkerung immer älter wird, gehen allmählich die Chefs aus. Allein im unterfränkischen Handwerk stehen in den kommenden Jahren etwa 5000 der 18 500 Betriebe zur Übergabe an, weil die Inhaber 55 Jahre oder älter sind. Intensiv mit diesem Thema befasst sich Betriebsberater Michael Pfister von der Handwerkskammer in Unterfranken. Der 49-jährige Volkswirt zeigt häufige Fehler bei der Unternehmensnachfolge, die Zwickmühle mit dem Arbeitsmarkt und heikle Situationen bei den Beratungen.
Michael Pfister: Da gäbe es sieben, acht Punkte zu erwähnen. Dazu zählt zum Beispiel, wenn der Übergeber zu spät mit den Vorbereitungen beginnt. Oder wenn die interne Kommunikation im Unternehmen mangelhaft ist, so dass der Unternehmer sein Bestreben nicht gegenüber den Mitarbeitern äußert. Ein Fehler ist manchmal auch die mangelnde Innovation: Dass also Betriebsinhaber gegen Ende ihres Berufslebens das Unternehmen auslaufen lassen. Aber man müsste stattdessen den Betrieb auf Dampf halten und zum Beispiel Investitionsstau vermeiden, damit der Betrieb attraktiv für eine Übernahme ist.
Pfister: Wenn ich mich als Unternehmer mit diesem Thema beschäftige, dann kann ich mir diese Zeit nehmen. Muss ich mir auch nehmen, denn die Planung einer Übergabe sollte drei bis fünf Jahre lang gedeihen. Dazu gehört das Finden eines Nachfolgers: Wenn er nicht aus den eigenen Reihen oder der Familie kommt, muss man das extern machen. Es muss auch geprüft werden, wie die Übergabe mit Blick auf die Steuer gestaltet werden kann. Vielleicht muss auch die Gesellschaftsform des Betriebes geändert werden.
Pfister: Da kann ich kein Gewerk so richtig nennen. Da muss man vielmehr die Altersstruktur in unseren Handwerksbetrieben betrachten. Es gibt ja 30 Prozent an Betriebsinhabern, die älter als 56 Jahre sind. Das gilt für alle Branchen.
Pfister: Nein. Es ist in allen Regionen gleich. Natürlich ist es generell in den ländlicheren Gegenden schwieriger, einen Nachfolger zu finden. Weil ein potenzieller Übernehmer im ländlichen Raum weniger Chancen sieht als im städtischen Speckgürtel.
Pfister: Momentan merke ich bei meinen Beratungsgesprächen von dieser Eintrübung nichts. Alle Unternehmer sind vielmehr in der vollen Euphorie, dass es in den nächsten drei bis fünf Jahren so weitergeht.
Pfister: Sie sehen gute Chancen, einen Betrieb zu übernehmen, weil man sich jetzt eine Grundlage und einen Namen erarbeiten kann, um in Zukunft am Markt bestehen zu können. Man muss das auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sehen: Es werden immer wieder Betriebe sterben müssen, wo wir keinen Nachfolger finden. Das heißt wiederum: Das Potenzial wird auf die anderen Betriebe verteilt. Da sehe ich grundsätzlich gute Chancen für jeden, der einen Betrieb übernimmt und sich innovativ zeigt.
Pfister: Ja. Die Zahl der externen Interessenten ist momentan geringer, weil die Arbeitsmarktlage gut ist. Die Motivation, in eine selbstständige Tätigkeit zu gehen, ist in der Tat geringer.
Pfister: Das ist schwierig. Man merkt den Rückgang aber auch in den generellen Existenzgründungsberatungen. Sie sind in den vergangenen Jahren mit Sicherheit um 30 oder 40 Prozent zurückgegangen.
Pfister: Beide Seiten brauchen oft eine Kompromissbereitschaft – wenn es zum Beispiel um den Kaufpreis geht. Diese Kompromissbereitschaft ist nicht immer gegeben. Dann scheitern solche Übergabeberatungen schon mal.
Pfister: Teilweise gar nicht. Teilweise werden aber auch Innovationen reingebracht, an die sich der alte Inhaber nicht mehr herangetraut hat – etwa bei der Digitalisierung oder bei Veränderungen der Betriebsabläufe.
Pfister: Wenn im Betrieb Entscheidungen getroffen werden müssen, gehen jüngere Chefs oft auf der kommunikativen Ebene ran. In der Vergangenheit war es gerne so: Der Chef hat die Entscheidungen getroffen und seine Belegschaft nicht gefragt. Dieses Patriarchalische gibt es noch, aber relativ selten.