Seit etwa zehn Jahren ist Mainfrankens Wirtschaft auf Wolke sieben. Doch die Konjunktur trübt sich ein, wie in Rest-Deutschland auch. Oder, wie es der vor wenigen Tagen neugewählte Präsident der Industrie- und Handelskammer(IHK) Würzburg-Schweinfurt, Klaus D. Mapara, bei seiner ersten Jahrespressekonferenz am Donnerstag ausdrückte: Es gebe "dicke, graue Wolken am Himmel". Die sieben wichtigsten Aspekte zeigen, wo es langgeht für die 75 000 der IHK angeschlossenen Unternehmen.
1. Der Fachkräftemangel wird zum Teufelskreis
Geht einem Betrieb das qualifizierte Personal aus, dann verschärft sich mittelfristig eine andere Herausforderung: die Unternehmensnachfolge. Denn wer in den eigenen Reihen niemanden mehr hat, der nach der Pensionierung des Chefs das Ruder übernimmt, der hat ein Existenzproblem. Kein Wunder, dass laut IHK zwei Drittel der Unternehmen in der Region den Fachkräftemangel als das Top-Risiko für sich sehen. Das war schon im Herbst 2018 so und ist in ähnlicher Schärfe auch aus dem unterfränkischen Handwerk zu hören. Linderung ist nicht in Sicht.
2. Verlierer: das Baugewerbe
Irgendwie bitter: Der IHK-Analyse zufolge wollen 20 Prozent (Herbst 2018: 17) der Unternehmen neues Personal einstellen. Doch zwei Drittel davon sagen laut IHK-Sprecher Radu Ferendino: Wir kriegen dafür die Leute nicht. Dieser Mangel ist im Baugewerbe offenbar am größten, wo ihn über 90 Prozent der Betriebe als das Gift Nummer eins für die weitere wirtschaftliche Entwicklung sehen.
3. Brexit, Trump und Co. schlagen ins Kontor
Nach dem Fachkräftemangel fürchten die Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. So sagen 50 Prozent (Herbst 2018: 44), dass sie massive Angst vor den Folgen von Brexit, Protektionismus, Handelskriegen und Embargos haben. Arbeits- (48) und Energiekosten (43) folgen unmittelbar dahinter. IHK-Präsident Mapara brachte es auf den Punkt: "Für uns ist der Brexit ganz furchtbar." Zu retten sei nichts mehr, denn: "Für mich sind die Briten schon weg."
4. Gewinner: die IT-Dienstleister
Jeder zweite Dienstleister in Mainfranken konnte laut IHK seine Umsätze in den vergangenen Monaten steigern, 60 Prozent dieser Unternehmen sind ausgelastet. Das sind Spitzenwerte im Vergleich mit den anderen Wirtschaftsbereichen. Besonders gut sieht es demnach in der Informationstechnologie aus: "Die IT-Kollegen äußern sich hochzufrieden", sagte Mapara, der als Chef der iWelt AG in Eibelstadt (Lkr. Würzburg) Unternehmer in diesem Metier ist. Die Künstliche Intelligenz sei hier noch kaum Umsatzbringer, viel mehr hingegen IT-Dienstleistungen rund um Cloud- und Server-Lösungen.
5. Insel der Glückseligen
Die IHK misst die Stimmung in der regionalen Wirtschaft mit einer Art Barometer, Maßeinheit sind Punkte. Je mehr, desto besser die Stimmung. Dieses Barometer mit dem Namen "Konjunkturklimaindikator" stand Anfang 2018 bei 134 Punkten, jetzt bei 123. 111 Punkte sind es bundesweit. Das bedeutet: Trotz des Abwärtstrends ist Mainfranken noch eine Insel der Glückseligen.
6. Zugpferd: die Binnennachfrage
Bayern ist ein Exportland, für Mainfrankens Industrie gilt das analog. So liegt laut IHK die Exportquote in der Region bei knapp 43 Prozent. Viele Industriebetriebe seien ausgelastet, hieß es am Donnerstag. Doch angesichts der schwächelnden Nachfrage aus dem Ausland sei mit Blick auf Brexit, Trump und Co. die Zahl der Pessimisten in der Region deutlich größer geworden als die Zahl der Optimisten. Die Binnennachfrage sei unverändert gut.
7. Fazit: Robust, aber in unsicherem Fahrwasser
Noch ist es ein Jammern auf hohem Niveau: 93 Prozent der mainfränkischen Unternehmen sehen ihre Lage als gut oder zufriedenstellend, ein ähnlicher hoher Wert wie in den Monaten zuvor. Die IHK befragte für die Jahresanalyse 745 repräsentative Unternehmen, 277 antworteten. Doch zeigen in allen Bereichen, also Industrie, Bau, Handel und Dienstleistungen, die Kurven nach unten, was die Erwartungen für 2019 angeht. IHK-Präsident Mapara fasste diese Stimmung so zusammen: Ein Einbruch der Konjunktur sei nicht zu erwarten, die Wirtschaft der Region sei robust – befinde sich aber "in unsicherem Fahrwasser".