Bislang ist das Handwerk unterm Strich glimpflich durch die Corona-Krise gekommen. Dennoch erwischt der zweite Lockdown innerhalb eines Jahres einige Sparten besonders heftig: die Frisör- und Kosmetiksalons zum Beispiel.
Um ihnen während der Zwangsschließung zu helfen, hat sich jetzt im Raum Kitzingen eine Solidaritätsaktion der besonderen Art gebildet: Sanitärbetriebe spenden zwei Stunden Arbeitszeit, um in Salons zum Beispiel Reparaturen auszuführen. Lediglich das Material muss der Saloninhaber bezahlen, der Rest ist gratis.
Ausgedacht hat sich diese Hilfe Michael Bissert. Er führt in Iphofen (Lkr. Kitzingen) einen kleinen Betrieb für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) und ist Vizepräsident der Handwerkskammer für Unterfranken. Nach einem Gespräch mit einem Betroffenen vor wenigen Tagen sei ihm mit Entsetzen klar geworden, in welch prekärer Lage die Salons in der Region seien "und dass einige vor der Insolvenz stehen". Deshalb habe er die Solidaritätsaktion Ende vergangener Woche ins Laufen gebracht.
"Wir müssen zusammenhalten", beschreibt Bissert seinen Antrieb. Die SHK-Innung Kitzingen habe ihm sofort grünes Licht gegeben. Die 45 Innungsbetriebe seien per Rundmail angeschrieben worden. Wer mitmache, tue das "auf freiwilliger Basis", so Bissert, der einer der Koordinatoren bei Anfragen ist.
Die Aktion hat bereits Wellen in Mainfranken geworfen. So macht nach Auskunft von Obermeister Werner Rath die SHK-Innung Würzburg mit etwa 100 angeschlossenen Unternehmen ebenfalls mit. Die Begeisterung für die Hilfe sei groß.
Auch die Maler und Lackierer im Raum Kitzingen sind dabei. Die drei Dutzend Innungsbetriebe seien per Mail zum Mitmachen aufgefordert worden, sagte Obermeister Thorsten Wahner. Ob das Angebot mit den zwei Stunden Gratis-Arbeitszeit auf nennenswerte Resonanz bei den Frisören und Kosmetikern stoße, könne er noch nicht erkennen. "Es geht aber einfach nur um ein Zeichen der Solidarität."
Wie viel Frisöre mit der Soli-Aktion sparen
Initiator Bissert sieht vor allem notwendige Reparaturen in Salons als Anlass, die Hilfe der Handwerker in Anspruch zu nehmen. Hier mal einen Spültisch auswechseln, dort mal einen Wasserhahn reparieren: Gut und gerne 150 Euro ließen sich damit jeweils sparen, rechnete der Handwerksmeister am Montag vor.
Monika Henneberger aus Mainbernheim bei Kitzingen ist angetan von der Geste der Klempner und Maler. Die Obermeisterin der örtlichen Frisörinnung hat erfahren, dass vielen Salon-Inhabern "das Wasser bis zum Hals steht" – staatliche Hilfsgelder hin oder her. Wie viele Bisserts Solidaritätsaktion in Anspruch nehmen werden, sei noch nicht abzusehen.
Aktion ist wohl einmalig in Unterfranken
Zwar ist in den vergangenen Corona-Monaten in der mainfränkischen Wirtschaft immer wieder Zusammenhalt gezeigt worden, doch ein vergleichbares Angebot wie jenes von Bissert und Kollegen sei in der Region nicht bekannt, war am Montag die Auskunft der Handwerkskammer für Unterfranken.
Bereits Anfang November hatten zum Beispiel Edeka-Märkte im Raum Gerolzhofen (Lkr. Schweinfurt) auf sich aufmerksam gemacht, als sie Mini-Jobbern aus der auch heftig vom Lockdown gebeutelten Gastronomie Jobs an der Kasse anboten. Oder Burgpreppach im Kreis Haßberge: Dort startete ebenfalls im November eine Modeschneiderei eine Gutscheinaktion zugunsten von Gaststätten, Fitnessstudios und Reisebüros in der Umgebung.
Dezember-Hilfe kommt: Wie die IHK Würzburg-Schweinfurt mitteilte, ist die Auszahlung der staatlichen Dezember-Hilfe für vom Lockdown betroffene Betriebe angelaufen. Das sei wegen Softwareproblemen bislang nicht möglich gewesen. Die Hilfe könne für jeden Tag der Schließung im Dezember noch bis 31. März beantragt werden. Weitere Infos gibt die IHK während der üblichen Geschäftszeiten unter Telefon (09 31) 41 94-800 oder unter www.wuerzburg.ihk.de/coronavirus.