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München/Würzburg
Neues Schuljahr: Minister sieht trotz Corona keinen Lehrermangel
Bayerns Kultusminister Michael Piazolo hält die Zahl der Corona-Ausfälle unter Lehrern für beherrschbar. Lehrerverbände warnen dagegen vor massiven Problemen in den Schulen.
Das neue Schuljahr im Blick: Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler).
Foto: Sven Hoppe, dpa | Das neue Schuljahr im Blick: Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler).
Henry Stern
 und  Jürgen Sterzbach
 |  aktualisiert: 09.02.2024 08:19 Uhr

Kultusminister Michael Piazolo (FW) befürchtet zum Schulstart am kommenden Dienstag keine großen Ausfälle unter Lehrern durch Corona. "Wir rechnen mit einer Zahl zwischen drei und vier Prozent", sagte der Minister am Freitag in München. Damit stünden von den gut 120 000 Lehrern in Bayern zwischen 3600 und 4800 im neuen Schuljahr nicht für den Unterricht in Klassenzimmern zur Verfügung.

Wegen des erhöhten Risikos seien derzeit "unter 1000 Lehrer" mit einem Attest vom Unterricht befreit, heißt es aus dem Kultusministerium. Darüber hinaus gelte ein besonderer Schutz etwa für schwangere Lehrerinnen. Die freigestellten Lehrer sollen aber weiter den Schulbetrieb unterstützen, etwa indem sie Korrekturarbeiten für Kollegen übernehmen.

Ministerium: Sinkende Schülerzahlen und mehr Lehrerstellen

Insgesamt sieht Piazolo die Lehrerversorgung an Bayerns Schulen auch unter den erschwerten Corona-Bedingungen als gesichert: Obwohl die Zahl der Schüler insgesamt leicht auf 1,65 Millionen gesunken sei, gebe es in diesem Jahr unter dem Strich sogar tausend Lehrerstellen mehr. Hinzu sollen 800 unterstützende "Teamlehrer" kommen.

Doch Lehrerverbände und Gewerkschaften befürchten angesichts wachsender Anforderungen auch wegen Corona einen massiven Lehrermangel. "Wir können nur so viel geben, wie wir sind", warnt etwa Simone Fleischmann vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV). "Spätestens jetzt müssen Show und Schönfärberei ein Ende haben."

Ein Mangel an Lehrern ist schon zum Schulbeginn absehbar

Während die Regierung von Unterfranken am Freitag nur in einer Pressemitteilung Piazolos Aussage über eine gesicherte Versorgung wiederholte, übte der Unterfränkische Lehrer- und Lehrerinnenverband (ULLV) in einem Pressegespräch Kritik: Bereits zum Schuljahresbeginn sei ein Mangel an Lehrern absehbar. Er werde sich noch verschärfen, prognostiziert der Vorsitzende Gerhard Bleß.

Der Unterfränkische Lehrer- und Lehrerinnenverband (ULLV) befürchtet einen Lehrermangel an Grund- und Mittelschulen:  Vorsitzender Gerhard Bleß (rechts) und seine Stellvertreter Ingrid Otto und Helmut Schmid.
Foto: Jürgen Sterzbach | Der Unterfränkische Lehrer- und Lehrerinnenverband (ULLV) befürchtet einen Lehrermangel an Grund- und Mittelschulen:  Vorsitzender Gerhard Bleß (rechts) und seine Stellvertreter Ingrid Otto und Helmut Schmid.

Er gehe davon aus, dass an Unterfrankens Grund- und Mittelschulen bis zu fünf Prozent der Lehrer, also 200 bis 250, während des Schuljahres ausfallen werden, so Bleß. Die "Teamlehrer" seien dafür "nicht einmal eine Notlösung". Für die Grund- und Mittelschulen in der Region stünden nur 35 solcher Vollzeitstellen zur Verfügung, damit könne nur jeder siebte erwartete Ausfall ersetzt werden.

Rückendeckung für situationsabhängige Maßnahmen gefordert

Auch laut der Vereinigung der Bayerischen Gymnasien-Direktoren ist es nicht an allen Schulen möglich, den Ausfall von Lehrern vollständig auszugleichen. Für "Teamlehrer" habe es "nicht immer geeignete Bewerberinnen und Bewerber" gegeben, so die Direktoren. In bestimmten Fächern wie Deutsch oder Physik zeichne sich auch hier ein Mangel ab.

Bleß ärgert die Aussage der Staatsregierung, dass die Schulen im Regelbetrieb laufen sollen: "Wir sind weit weg von jeglicher Normalität." Er fordere deshalb "Rückendeckung für situationsabhängige Maßnahmen". Sein Stellvertreter Helmut Schmid kritisierte die Vorgaben des Ministeriums: Dort habe man "von der Schulrealität null komma null Ahnung".

Piazolo sieht keine Probleme bei den Coronatests für Lehrer

Auf die Frage, ob jede Schule in Bayern in den kommenden Monaten genug Lehrer zur Verfügung haben wird, erwiderte Piazolo am Freitag: "Was ist genug Lehrer?" Die Lehrerversorgung sei massiv verbessert worden. Der ULLV-Vorsitzende Bleß hält dagegen: Für eine optimale Ausstattung würden allein an Unterfrankens Grund- und Mittelschulen rund 400 Lehrer fehlen – schon ohne Corona.

Große Hoffnung setzt Piazolo auf die freiwilligen Coronatests für Lehrer. "Die Anmeldungen dafür sind recht hoch, über 55 Prozent." Probleme bei der Durchführung sieht der Kultusminister nicht: "Jeder Lehrer, der sich testen lassen möchte, wird auch getestet."

Zahlen zum Schuljahr 2020/21

10 719 Kinder gehen an diesem Dienstag in Unterfranken zum ersten Mal in die Schule. Das sind 2,8 Prozent mehr Erstklässler als im vergangenen Jahr. An den 248 Grundschulen stiegen die Schülerzahlen um 1,5 Prozent, an 100 Mittelschulen um 0,9 Prozent.
62 000 Schüler besuchen die unterfränkischen Grund- und Mittelschulen zum neuen Schuljahr. Das sind 1,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Sie teilen sich auf mehr als 3000 Klassen auf, wobei im Schnitt rund 20 Schüler in eine Klasse gehen.
In neun von zehn Klassen sitzen bis zu 25 Schüler. Unterfrankens kleinste Grundschule mit nur 40 Schülern befindet sich im Gemündener Stadtteil Wernfeld. Die meisten Schüler hat die Grundschule Haßfurt mit 485 Schülern.
Quelle: Regierung von Unterfranken
 
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