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Würzburg
Leseranwalt: Wie die Sportredaktion ihr neues Konzept erklärt
Nachahmenswerte Transparenz: Die Sportredaktion erklärt, wie und warum sie berichtet - und lädt die Leser zum Gespräch.
Begeisterung für den Sport! Die Sportredaktion will mit neuem Konzept über alles berichten, was relevant und lesenswert ist. 
Foto: Heiko Becker | Begeisterung für den Sport! Die Sportredaktion will mit neuem Konzept über alles berichten, was relevant und lesenswert ist. 
Anton Sahlender
Anton Sahlender
 |  aktualisiert: 16.12.2021 12:00 Uhr

Wissen was dahintersteckt und nach welchem Konzept gearbeitet wird, das hilft, wenn man ein journalistisches Medium bewerten will. Journalismus sollte eben kein Buch mit sieben Siegeln sein. Wenn er sich nicht von selbst erschließt, bedarf es schon mal eines erklärenden „Beipackzettels“, der für unverzichtbare Transparenz sorgt. Auf diese Weise kann Medienkompetenz in der Leserschaft erhöht werden. Die soll wissen, woran sie ist.

Nach dem schlechten, das gute Beispiel

Vergangene Woche habe ich hier mit Reiseberichten schlechte Beispiele genannt. Beispiele, bei denen leider nicht angezeigt wird, wer zu Fahrt oder Flug eingeladen und wer was bezahlt hat.

Gutes und Nachahmenswertes unterstreiche ich heute: Die Sportredaktion hat am Samstag, 25. Januar, in der Zeitung auf einer ganzen Seite erklärt (siehe Kopie am Textende), wie sich ihre Berichterstattung, also auch die aus der Region, durch die Digitalisierung verändert hat. Das heißt, sie hat ihre neue Herangehensweise für die Leserschaft in einem umfangreichen „Beipackzettel“ durchschaubar gemacht. Zusammenfassend wird es in der Überschrift „Erlebnis statt Ergebnis“ deutlich.

Der Gewinn

Ich wiederhole kurz: Die Redaktion hat sich aus einem Korsett befreit. Das arbeitsintensive Sammeln und Verbreiten einer großen Masse von Ergebnissen und Tabellen, das für Lokalzeitungen in der Vergangenheit zum Pflichtprogramm gehört hat, ist seit längerer Zeit schon auf das Notwendige konzentriert. Dadurch wird Zeit und Raum für spannende und lesenswerte Themen gewonnen. Liefert doch längst das Internet Zahlen und Daten meist schneller als es eine Zeitung vermag.

Die Chronistenpflicht, das Bemühen um jedes sportliche Ereignis, kann somit hinter das Ziel zurücktreten, relevante Themen und Ereignisse zu finden und lesenswert zu erzählen.

Grundlagen für Entscheidungen

Entscheidungen, die dazu erforderlich sind, stützt die Redaktion auf Leseforschung. Die lässt erkennen, was von der Leserschaft gut genutzt wird. Das gilt grundsätzlich nicht nur für den Sport, sondern auch für die anderen Beiträge der Tageszeitung, ob gedruckt oder digital dargeboten. Siehe auch Aktion Lesewert.

Auch ganz aktuell wird fast stündlich ermittelt, wie Beiträge aus mainpost.de digital genutzt worden sind.  Bei dieser Messung, dem sogenannten "Artikelscore" wird mehr sichtbar als nur Reichweite, nämlich auch Verweildauer, Lesetiefe und Interaktionen.

Die Interaktion

Immer wichtiger wird die Interaktion. Dazu gehört in der Folge der Dialog mit Lesern und Nutzern. Redaktionen sollen nämlich nicht nur mitteilen, sondern auch zuhören. So komme ich auf die Sportredaktion zurück: Sie bietet Chancen zum Mitreden über ihr Konzept am 4. Februar in Würzburg auf dem Heuchelhof und 5. Februar in der Schweinfurter Redaktion, jeweils um 18.30 Uhr.

Bei diesen Terminen ist die Sportredaktion durch ihren Leiter Norbert Hohler, seiner Vertreterin Carolin Münzel vertreten. Für die Chefredaktion erwartet die Gesprächsteilnehmer*innen Ivo Knahn.

Siehe auch: "Neue Wege: Die Sportredaktion möchte mit Ihnen diskutieren"

Frühere Leseranwalt-Kolumnen zu Transparenz im Journalismus:

"Transparenz, Baustein für Glaubwürdigkeit" (2017)

"Transparenz für das redaktionelle Konzept zur Wahl" (2018)

"Plädoyer eines Kollegen für Transparenz" (2019)

Leseranwalt-Kolumnen zu Sport:

"Es ist fast unmöglich, in der Zeitung allen Sportliebhabern gerecht zu werden" (2012)

"Die Reichweite von Lokalpatriotismus im Sportjournalismus" (2016)

"Fußball kann man überblättern" (2019)

Anton Sahlender, Leseranwalt. Siehe auch www.vdmo.de

 
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