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Würzburg
Leitartikel: Endlich beendet Bach den Eiertanz um Olympia
Das IOC und die japanische Regierung verlegen die Spiele ins Jahr 2021. Ein Entscheidung, die auf Einsicht beruht? Daran gibt es berechtigte Zweifel.
Hat nun die Spiele doch verlegt: Thomas Bach, aus Tauberbischofsheim stammender Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).
Foto: AFP/FABRICE COFFRINI | Hat nun die Spiele doch verlegt: Thomas Bach, aus Tauberbischofsheim stammender Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).
Uli Sommerkorn
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:39 Uhr

Nun also doch: Die Olympischen Sommerspiele und die Paralympics 2020 werden um ein Jahr verlegt. Eine richtige Entscheidung, aber gleichwohl eine äußerst späte, die nun das Internationale Olympische Komitee (IOC) und die japanische Regierung gemeinsam veröffentlicht haben. Vorläufiger Schlusspunkt eines wochenlangen Eiertanzes, den IOC-Präsident Thomas Bach und der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe rund um die Olympischen Spiele veranstaltet hatten, die am 24. Juli in der Metropole Tokio hätten beginnen sollen.

Grund für die Absage war die Ausbreitung des Coronavirus, die immer mehr Länder auf der Welt in einen gesellschaftlichen Stillstand zwingt. Die Gefahr, die von dem Virius ausgeht, dürfte den IOC-Verantwortlichen nicht erst seit gestern bekannt gewesen sein. Doch lange Zeit machte es den Eindruck, als wollten Bach und die japanische Regierung die Spiele mit aller Macht durchziehen. Da verstieg sich der gebürtige Würzburger zu bisweilen absurd anmutenden Aussagen, die ein Festhalten am Termin im Juli 2020 begründen sollten: Etwa dass die Spiele im Juli bei einer dann wohl abflauenden Epedemie zu einem Fanal neuer Hoffnung in der Welt mutieren könnten. So als könne der IOC-Präsident vorhersagen, wann die Krise vorüber sei.

Gesundheitliche Risiken nicht kalkulierbar

Übrigens: Die Hauptdarsteller der Veranstaltung tauchten in der Diskussion nur unter ferner liefen auf. Nämlich die Sportler. Die befanden sich in einer Situation, die, abgesehen davon, dass die gesundheitlichen Risiken bei einer Veranstaltung mit Millionen Menschen für Teilnehmer, Funktionäre und Zuschauer bei einer Austragung in diesem Jahr nicht kalkulierbar gewesen wären, kaum faire Wettkämpfe zugelassen hätte. Wie sollten sich die Athleten angemessen vorbereiten, wenn ihre Sportstätten geschlossen sind oder in manchen Ländern gar Ausgangssperren herrschen? Wie sollen faire Bedingen herrschen, wenn Dopingkontrollen kaum noch stattfinden? Wie könnten sich Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu fröhlichen Spielen versammeln, wenn bei ihnen zu Hause der Ausnahmezustand herrscht? Fragen, auf die Bach und das IOC keine überzeugende Antworten zu geben vermochten.

Vieles deutet darauf hin, dass die jetzt doch gefällte Entscheidung, die Spiele zu verlegen, nicht auf besserer Einsicht beruht. Vielmehr wurde der Druck auf die Olympia-Macher immer größer. Die Spiele drohten, zu einer wertlosen Hülle zu verkommen. So erklärte Max Hartung, deutscher Säbelfechter und Athletensprecher, nicht in Tokio teilnehmen zu wollen. "Was ich mir wünschen würde, dass das IOC mit offenen Karten spielt und uns Athleten miteinbezieht", sagte Hartung. Dann sagten Nationalverbände aus Kanada oder Australien ihre Teilnehme ab. "Im Schatten von Covid-19 und der damit verbundenen Risiken ist es für unsere Sportler, für die Gesundheit und die Sicherheit ihrer Familien und aller Kanadier nicht angebracht, sich auf diese Olympischen Spiele vorzubereiten", hieß es in einer Mitteilung des Kanadischen Olympische Komitees (COC), an deren Zustandekommen Sportler wesentlichen Anteil gehabt hatten.

Funktionäre unterwegs in Parallelwelt

Erst zu einem Zeitpunkt, als durch die Nichtteilnahme wichtiger Nationen das Heft des Handelns endgültig zu entgleiten drohte, reagierten IOC und japanische Regierung und zogen die Notbremse. Doch wirkt die Entscheidung nicht so, als sei sie durch bessere Einsicht hervorgerufen worden, sondern nur durch den Druck von außen. Die gute Nachricht ist freilich: Mündige Sportler und Sportlerinnen können etwas bewegen und für Realismus sorgen, wenn Vertreter von Verbänden sich durch Parallelwelten bewegen, die mit der Lebensrealität der meisten Menschen wenig zu tun haben.

 
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